Bildungsbüro Alzey-Worms: Kritiker sehen kaum Nutzen

Zu viele Informationen, zu wenige Entscheidungshilfen – hier setzt das Bildungsbüro an. Für die einen war das zu unkonkret, andere sahen in dieser Arbeit eine große Chance. Archivfoto: Stock Adobe/Stockwerk Fotodesign
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Fachkräftemangel wird das große Thema der nächsten Jahre im Landkreis. Das Bildungsbüro sieht sich als zentralen Ansprechpartner, in der Politik gibt es auch kritische Stimmen.

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ALZEY-WORMS. Datenbasiertes Bildungsmanagement, Vernetzung, Gestaltung und Steuerung von Bildung – es waren Schlagworte wie diese, die bei den einen Skepsis erzeugten, die andere aber von echten Chancen beim Übergang von der Schule zum Beruf schwärmen ließen. Konkret ging es im Kreisausschuss um die Frage: Soll das Bildungsbüro, das sich seit 2019 um Bildungsmanagement und Bildungsmonitoring kümmert, weiterlaufen oder nicht?

Gewinnung von Fachkräften das zentrale Thema

In den drei Jahren sei vieles auf den Weg gebracht worden, erklärte Landrat Heiko Sippel (SPD) und nannte Kooperationsvereinbarungen wie die mit der Otto-Hahn-Schule in Westhofen. Doch jetzt müsse es an die Umsetzung gehen, zentral sei die Gewinnung von Fachkräften – denn allein im Landkreis drohe bei den 25- bis 65-Jährigen in den nächsten Jahren ein zehnprozentiger Einbruch. Das neue, auf vier Jahre angelegte Förderprogramm „Bildungskommunen“ ermögliche es, die beiden halben Stellen mit jeweils 40 Prozent zu fördern. Rein rechnerisch entstünden dem Kreis bei einem Weiterbetrieb des Bildungsbüros keine Mehrkosten.

Zu viele Floskeln, zu wenig Konkretes fanden Markus Conrad (CDU) und Ralph Bothe (SPD) im Bericht über die Arbeit der vergangenen drei Jahre, beide äußerten sich eher skeptisch. Letztlich gehe es ums Geld, meinte auch Walter Wagner (CDU): Bund und Land verteilten die Kosten immer weiter – aber hinter Orts- und Verbandsgemeinden stehe eben keiner mehr, sie müssten am Ende zahlen. Seine Fraktion könne für diese Ausgabe nicht die Hand heben. Wenn das Projekt sinnvoll sei, solle es das Land doch einfach zahlen.

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Der Erfolg des Bildungsbüros sei unabweisbar, erklärte dagegen Elisabeth Kolb-Noack (Grüne), deshalb müsse jetzt weitergedacht werden – das Bildungssystem stecke in einer Krise. Die Vernetzung der Informationen, wie sie die beiden Mitarbeiterinnen mit ihrer vereinheitlichten Datenbank geschaffen hätten, sei von Vorteil und ein Mehrwert für die Schüler, erklärte Dr. Christiane Behm (FWG), es gebe auf dem Markt einfach zu viele Infos.

Das bestätigte Dr. Michael Schwamb, Leiter des Elisabeth-Langgässer-Gymnasiums in Alzey, aus dem Alltag. Viele Schüler seien bereits auf der Suche nach einem Praktikumsplatz überfordert. Es müsse verhindert werden, dass sie einen nicht geeigneten Studiengang aufnehmen, „weil sie einfach mangelhafte Kenntnisse über die Chancen vor Ort haben“. Insofern sei die Arbeit des Bildungsbüros auch nachhaltig. Zudem übernehme es die Koordination der Informationen, bislang hätten die Schulen ihre Ansprechpartner in Sachen Berufsinformation eher zufällig gewonnen.

Die praktische Umsetzung komme ja jetzt erst, argumentierte Ruth Emrich, Leiterin der Abteilung für Rechtsangelegenheiten, Schule und Kultur bei der Kreisverwaltung. Im Bildungsbüro liefen alle Fäden zusammen.

8000 bis 10 000 Klicks jeden Monat

Anfangs habe es allein in der Kreisverwaltung mehrere Datenbanken zum selben Thema gegeben, erklärten die beiden Mitarbeiterinnen Janine Prause und Gabriela Parker. Die seien vereinheitlicht und aktualisiert worden und bildeten zusammen mit den jährlich durchgeführten Schulbefragungen die wichtigste Datenquelle überhaupt. So habe das Bildungsbüro schnell und konkret geholfen, als kurzfristig Deutschlehrer für ausländische Schüler gebraucht wurden. 8000 bis 10 000 Klicks im Monat zeigten, wie groß der Bedarf nach Vernetzung tatsächlich sei. Allein im Kreis würden 800 junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren betreut. Das Bildungsbüro sei Ansprechpartner für Jugendliche und Eltern, um einen Weg durch das Wirrwarr der Institutionen zu zeigen. „Wir wollen verlorene Kinder und Jugendliche wiederfinden und auf einen guten Weg zurückbringen.“ Das Bildungsbüro verstehe sich schon als Schnittstelle zwischen Kita und Schule und arbeite auch insofern nachhaltig. „Denn wenn die Jugendlichen vom Jobcenter betreut werden, ist das Kind ja schon in den Brunnen gefallen.“

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Die Zahl von 800 jungen Menschen, „die keine Exzellenzförderung bekommen“, überzeugte dann auch Kathrin Anklam-Trapp (SPD), die zuvor nachgefragt hatte, was genau die Aufgabe der beiden Stelleninhaberinnen sei. Es gebe jedenfalls „erhebliches Potenzial, die Stellen jetzt mit Leben zu füllen“, bekräftigte Heiko Sippel.

Eine Empfehlung an den Kreistag gab es an diesem Tag dennoch nicht – die Bedenken der CDU sowie einiger Sozialdemokraten waren zu groß. Der Antrag von Ute Klenk-Kaufmann (FWG), ein Meinungsbild zugunsten weiterer Beratungen in den Fraktionen zu vertagen, wurde bei zwei Nein-Stimmen angenommen.