Artenschutz und Naturfotografie gehen im Schutzgebiet Reinheimer Teich Hand in Hand. Der Eisvogel ist dabei die „blaue Mauritius“, wie der Fotograf Reinhard Mink erzählt.
REINHEIM. „Knapp dreistellig wird die Schar schon sein“, schätzt Fritz Fornoff die Zahl der Tierfotografen, die sich mehr oder weniger regelmäßig am Reinheimer Teich einfinden. Er gilt als ein Eldorado der Naturbeobachtung, ist eine der wenigen noch verbliebenen Heimstätten der europäischen Sumpfschildkröte, Biber kommen vorbei, der Teich beherbergt inzwischen eine große Storchenpopulation, und der Star ist der blau schillernde Eisvogel.
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„An schönen Tagen stehen ganze Gruppen vor allem auf dem Ostdamm und dem Norddamm“, weiß der Kopf des Arbeitskreises Naturschutzscheune, der sich als Gruppierung des Nabu Spachbrücken um Information, Dokumentation, Schutz und Weiterentwicklung des Biotops kümmert. „Und ich kenne bei Weitem nicht alle. Aber einige schon. Sie sind ja zum Teil in unsere Arbeit eingebunden, und wir treffen uns alle ein, zwei Jahre zur Vorbereitung neuer thematischer Ausstellungen.“
Wie sieht der Naturschützer die Verhaltensweisen dieser Besuchergruppe? Schließlich dringen manche von ihnen ja auch in das Buschwerk ein, das die Ufer der Wasserflächen streckenweise begleitet, um so bessere Positionen für die Beobachtung einzunehmen. „Ein allgemeines Urteil kann ich nicht fällen, weil die Verhaltensweisen zu unterschiedlich sind“, sagt Fornoff. „Aber besonders an besucherstarken Tagen gibt es rund um den Teich ja auch eine ausgeprägte soziale Kontrolle. Und viele der Fotografen stehen ja auch dem Gedanken des Naturschutzes nahe. Gelegentlich musste ich allerdings auch schon welche aus dem Teich holen. Diese Zahl ist allerdings weit geringer als die der Spaziergänger mit Hund.“
Unter den Fotografen gibt es auch noch Abstufungen, kenntlich an der technischen Ausrüstung. „Manche haben richtige Tüten“, hat Fornoff beobachtet und meint damit mächtige Teleobjektive. Gelegentlich ist dort auch ein technisches Monster im Einsatz, das vermutlich noch seltener ist als der Taiga-Zilpzalp, „der sich mal zu uns verirrt hat“: das Sigma 200-500 1:2.8. Fast 16 Kilo schwer, gebraucht erhältlich zum Preis eines Kleinwagens.
Zu den Tier- und Naturfotografen, die gerne und oft den Reinheimer Teich besuchen, gehört auch Reinhard Mink aus Ober-Ramstadt, dem es 2009 gelungen ist, sein Hobby zum Beruf zu machen. „So richtig aufmerksam bin ich auf das Naturschutzgebiet geworden, als die Biber kamen“, berichtet er. „Alles, was Natur betrifft“ hat ihn gleichwohl schon als Kind fasziniert.
Das Naturschutzgebiet schätzt er ob dessen Vielfalt, die er gerade erst wieder bei einem Dreh mit dem Hessen-Fernsehen darstellen konnte. Mink arbeitet mit einer breiten Palette an Medien zusammen, und dabei sind oft die Meere dieser Welt Schauplatz, und gelegentlich auch ganz Große wie der Beluga-Wal Darsteller.
Unausweichlich ist dabei die Auseinandersetzung mit Ökologie und Klimawandel. Erschreckend sei das Artensterben, meint Mink und spitzt die Situation auf die Alternative zu: „Wir werden uns anpassen oder aussterben.“
Am Reinheimer Teich hat er allerdings eine gegenläufige Entwicklung wahrgenommen. „Dieses Naturschutzgebiet wird ja auch sehr gut betreut und weiterentwickelt“, stellt er Fornoff und dem Nabu ein gutes Zeugnis aus.
Mit großem Interesse hat er im vergangenen Jahr die Folgen der Trockenheit in dem Feuchtbiotop beobachtet – insbesondere für die Laubfrösche, von der Größe her ein echtes Kontrastprogramm zum Beluga. „Deren Laich wäre ja vertrocknet, nachdem der Teich so gut wie trocken gefallen ist. Aber anscheinend haben die mitgekriegt, was da kommt, und sich früher gepaart“, schildert er fasziniert die Anpassungsfähigkeit der Natur.
Und was ist für einen Tierfotografen am Reinheimer Teich die „blaue Mauritius“, das ganz besondere Foto? „Der Eisvogel“, antwortet Mink spontan. Was braucht es für ein derartiges Foto? „Geduld“, antwortet Mink erwartungsgemäß. „Und ein gewisses Einfühlungsvermögen in das Verhalten der Tiere.“