3000 Einsatzkräfte kämpfen seit Samstag in wechselnden Schichten gegen den Waldbrand in Münster-Breitefeld. Das Feuer ist unter Kontrolle, die Lage aber unverändert kritisch.
MÜNSTER. Die Lage des Brandes im Wald bei Münster ist unverändert. „Dadurch, dass es etwas abkühlt, ist die Aufheizung der Flächen von oben jetzt nicht mehr so stark, das hilft uns ein bisschen“, teilt Feuerwehr-Sprecher Werner Flechsenhar am Dienstagmorgen, 9 Uhr mit. Glutnester sind auch in der Nacht weiter aufgeflammt, weil von den zwei Löschhubschraubern von oben kein Wasser mehr kam, um die Fläche zu kühlen. Dann führt der heiße Boden wieder zu Entzündungen“, erklärt der Sprecher. Seit Dienstagfrüh fliegen sowohl der Polizei- als auch der Bundeswehrhubschrauber wieder und werfen Wasser auf die betroffenen Flächen. 150 Einsatzkräfte waren in der Nacht auf Dienstag vor Ort, derzeit sind es 250, sodass seit dem Brandausbruch am Samstagmittag 3000 Einsatzkräfte das Feuer bekämpfen.
Ab Montagnacht wurde der Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen weitere betrieben, die Kreisregner haben die Flächen rund um die Uhr bewässert.
Heute gibt es eine Zusatzmaßnahme geplant, die mit dem Forst abgestimmt ist: Ein „Harvester“, eine Holzvollerntemaschine, soll im Wald eingesetzt werden. „Sie greift mit einem Greifer den Baum, sägt ihn ab und transportiert ihn weg. „Wenn die Bäume weg sind, kommen wir mit unseren Löschtruppen etwas weiter ins Gelände rein“, so Flechsenhar. Wie viele Bäume das betrifft, ist noch unklar. Weitere Verletzte gab es über Nacht nicht.
Wind fachte Glut ständig neu an
Auch am Montag war der große Waldbrand im Bereich Münster-Breitefeld, den mittlerweile insgesamt 2500 Feuerwehrleute aus drei Bundesländern und mehr als zehn Städten und Landkreisen seit Samstagmittag bekämpfen, immer noch nicht komplett gelöscht. „Wir warten vergeblich auf Regen, der würde uns bei den Löscharbeiten sehr helfen“, sagt der stellvertretende Kreisbrandinspektor Matthias Maurer-Hardt bei einer Begehung des Geländes am Montagnachmittag.
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23 Retter bisher verletzt worden
Das Feuer, durch das schon jetzt mindestens 25 Hektar Wald nahe des Areals der früheren Munitionsanstalt abgebrannt sind, sei aber weiterhin unter Kontrolle. In der Nacht zum Montag seien 250 Einsatzkräfte vor Ort gewesen – die Feuerwehr hatte eigentlich gehofft, den Brand noch am Sonntagabend gelöscht zu haben. Mit dem Personalwechsel in den Morgenstunden wurden 400 Kräfte alarmiert, am Mittag wurde dann 450 Retter erhöht. „Die dafür erforderlichen Einheiten werden nach wie vor aus zahlreichen benachbarten Städten und Landkreisen alarmiert“, so Münsters Feuerwehr-Sprecher Werner Flechsenhar.
In der Nacht hat es bei den Löscharbeiten zwei weitere Leichtverletzte gegeben, einer mit einer Kopfplatzwunde, ein Feuerwehrmann musste mit Rauchgasvergiftung im Krankenhaus behandelt werden. Ein weiterer verletzter Feuerwehrmann wurde am Montagnachmittag mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. Zu seinem Gesundheitszustand gibt es am Montagabend noch keine weiteren Informationen. Insgesamt sind aktuell 23 Retter bei Münster verletzt worden, darunter zehn leicht Verletzte.
Glutnester immer wieder entfacht
Auswirkungen hatte der Brand auf die gesamte Region: Je nachdem, wie der Wind steht, war der Geruch 30 Kilometer Luftlinie wahrzunehmen; auch in Darmstadt haben viele Menschen den Brand wahrgenommen. In den Bereichen Münster, Dieburg, Eppertshausen, Messel, Rödermark und Rodgau weiterhin zu Geruchsbelästigungen. „Gefahr für die Anwohner besteht nicht“, heißt es.
Auch die Regionalbahn 75 zwischen Darmstadt und Aschaffenburg konnte am Sonntag und Montag nicht fahren, wie die Hessische Landesbahn (HLB) bestätigt. Es kam zu „erheblichen Verspätungen“, so die HLB. Ab Dienstagfrüh fährt die RB 75 zwischen Aschaffenburg und Dieburg wieder im Stundentakt, teilt HLB-Sprecherin Sabrina Walter mit. Zwischen Darmstadt und Dieburg wird es in den kommenden Tagen bei einem Schienenersatzverkehr bleiben. Für die Strecke können alternativ auch die regulären Buslinien 671 und 672 genutzt werden.
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Große Sorgen bereitet der Wehr am Montag der aufkommende Wind, der auch bei der Begehung immer wieder durch den verkohlten Wald bläst und das Feuer von Neuem entfacht. „Leider ist die Brandfläche sehr aufgeheizt. Bei einem Kontrollflug am Montagmorgen wurde die betroffene Fläche mit einer Wärmebildkamera kontrolliert“, so Flechsenhar. Dabei konnten zwei größere Hotspots lokalisiert werden. Es gab in der Nacht auch einzelne Glutnester, die wieder entfacht sind und vereinzelte Brände. Auch am Nachmittag, als die Sonne wieder stärker scheint, kommt es immer wieder zum Aufflammen von Glutnestern. „Mit Tanklöschfahrzeugen im Pendelverkehr und mit den eingerichteten Versorgungsleitungen wird die Fläche weiter gekühlt und das Feuer unter Kontrolle gehalten“, teilt der Feuerwehrsprecher Flechsenhar mit.
Hubschrauber im Minuten-Takt im Einsatz
Wegen auf dem Gelände lagernder Munitionsreste könnten die Feuerwehrleute den Brand hauptsächlich nur von außen bekämpfen. Knallgeräusche von explodierender Munition „sind aber derzeit nicht mehr zu hören“, so Maurer-Hardt. „Offenes Feuer gibt es noch im Dickicht, wo unsere Feuerwehrleute nicht hinkommen.“ Diese Flächen würden gezielt von oben gelöscht. Im Minuten-Takt fliegen der Polizeihubschrauber der Landespolizei, der in einem Außenlastbehälter 500 Liter Wasser fassen kann sowie der Hubschrauber der Bundeswehr mit 2000 Liter Fassungsvermögen und werfen Tausende Liter Wasser über den betroffenen Flächen ab. „Bis in die Dunkelheit wird das fortgesetzt“, so Flechsenhar.
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Wasser holt der Bundeswehrhubschrauber im Sickenhöfer See in Babenhausen. Der Polizeihubschrauber bedient sich aus den aufgestellten Wasserbecken auf dem Landeplatz. „Das Wasser für die Löscharbeiten bekommen wir außerdem aus dem Eppertshäuser Aje See, zu dem eine drei Kilometer lange Schlauchleitung gelegt wurde, aus der Münsterer Kläranlage, dem öffentlichen Wassernetz, aus dem See im Dieburger Freizeitgelände und dem Fischteich in Dieburg“, so der Kreisbrandinspektor.
Die 120 Kreisregner, eine Art überdimensionale Rasensprenger, sind im Dauereinsatz. „3,5 Kilometer Strecke können wir damit abdecken, das ist gut“, sagt Maurer-Hardt. Auch das trockene Fichtenwäldchen, das laut Revierförster des Bundesforsts Schönborn, Harald Fuhrländer, besonders hohe Brandgefahr aufweist, wird vom Muna-Gelände aus damit besprengt.
Den 13 Wisenten mit ihren drei Kälbern und den elf Pferden, die im Unterholz des Muna-Waldes in einem Naturschutzprojekt leben, geht es indes gut. „Sie haben sich in den nicht brennenden Wald zurückgezogen“, teilt Tierpflegerin Mareike Biek mit.
Unklar ist derweil immer noch, was den aktuellen Brand sowie das Feuer am vergangenen Donnerstagnacht in diesem Bereich ausgelöst hat. Die Ermittlungen zur Brandursache dauern nach Angaben von Polizeisprecherin Kathrin Pipping derzeit noch an.