Vor 125 Jahren wurde das Himmelfahrtssingen in Beuern aus der Taufe gehoben. Nun fiel es coronabedingt aus.
. Beuern (swa). Die Tradition des Himmelfahrtssingens des Männergesangsvereins Polyhymnia-Liederkranz Beuern fand ihren Ursprung vor 125 Jahren. Die für den gestrigen Donnerstag geplante Veranstaltung wäre vermutlich nicht die 125. ihrer Art gewesen, da man davon ausgehen darf, dass sie in den Kriegsjahren nicht stattfand. Nun ist das Coronavirus schuld an einer Zwangspause - oder wie es der Verein mit einem Aufkleber auf den bereits fertigen Plakaten ausdrückt: "Es ist uns leider etwas dazwischengekommen. Wir feiern im nächsten Jahr!"
Geplant waren nach dem Singen des Männerchors in aller Herrgottsfrühe auf der "Hasenwiese" (Flurname Rotholzberg) auch Auftritte von Gastchören. Dies zu etwas späterer Stunde im Rahmen des geselligen Beisammenseins in "Schetzches Hall". Ab Mittag sollte der Musikverein Allendorf/Lahn aufspielen. Der Verein hat sich angesichts der Beschränkungen entschieden, die Veranstaltung gänzlich ausfallen zu lassen. "Denn alles andere wäre nichts Halbes und nichts Ganzes geworden," erklärt der Vorsitzende Daniel Rac.
Die lange Tradition dieser geselligen Veranstaltung wird durch ein Protokoll zur abgehaltenen Generalversammlung vom 19. Mai 1895 belegt. Hierin ist von einem Waldfest im Distrikt Struth am 23. Mai 1895 die Rede. Wörtlich heißt es: "Der Dirigent des Vereins Ludwig Sommerlad II stellt dazu 5 Mann Musik gegen eine Vergütung von 12 Mark und 10 Schoppen Bier. Der Verkauf der Speisen und Getränke sowie das Aufstellen der nöthigen Tische und Bänke ist dem Vereinswirth Carl Ludwig Ranft übertragen. Die Unkosten werden aus der Vereinskasse bestritten."
Ähnliche Eintragungen finden sich auch aus den folgenden Jahren im Protokollbuch. Für die "Waldparthie" wird dann als Treffpunkt ein Ort "Unter dem Burghain" genannt. Nach dem Ausklang des Sieben-Uhr-Läutens der Kirchenglocken wird nach wie vor der Feiertag vom Männerchor mit des "Schäfers Sonntagslied" (Das ist der Tag des Herrn) begrüßt. Weitere Lieder schließen sich an. Manchmal sind auch Gastchöre dabei. Einige Frühaufsteher - wetterabhängig mal mehr, mal weniger - lauschen dem morgendlichen Ständchen im Grünen.
Zur anschließenden "Vatertagsfeier" in der Gerätehalle von Joachim Otto versammelten sich im Laufe des Tages stets viele Besucher. Auch Wanderer aus den Nachbargemeinden legten hier gerne eine Rast ein. Nun hofft der Verein, der in 2019 sein 150-jähriges Bestehen gefeiert hat, im nächsten Jahr die Tradition des Himmelfahrtssingens fortführen zu können.