Hessenweit gibt es nur eine Kommune in vergleichbarer Größenordnung, in der die Radler zufriedener sind. Ausruhen will man sich darauf aber nicht.
BUSECK. Noch ausbaufähig, aber trotzdem deutlich besser als in den meisten anderen Kommunen - so lässt sich zusammenfassen, wie es um das Thema Radfahren in der Gemeinde Buseck bestellt ist. Beim bundesweiten Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) landete Buseck mit der Note 3,2 auf Platz 26 von 418 Kommunen unter 20 000 Einwohnern. Hessenweit gibt es mit Ginsheim-Gustavsburg nur eine Kommune in vergleichbarer Größenordnung, in der die Radler zufriedener sind. Neben Buseck sind aus dem Kreis Gießen noch Pohlheim (3,5), Gießen (3,9) und Linden (4,1) in dem Ranking vertreten.
Für den Fahrradklima-Test sind im vergangenen Herbst mehr als 225 000 Menschen bundesweit befragt worden. In Buseck gab es 54 Teilnehmer. Repräsentativ ist die Umfrage nicht, betonte Dr. Jan Fleischhauer, Vorstandsmitglied im ADFC-Kreisverband Gießen. Der Test könne aber als Stimmungsbarometer zeigen, für wie fahrradfreundlich einzelne Kommunen empfunden werden. Als besonders gut bewertet wurden in Buseck die Erreichbarkeit des Ortszentrums und die Zügigkeit, mit der Radler von A nach B kommen. Auch die für Drahtesel in Gegenrichtung geöffneten Einbahnstraßen wirken sich positiv auf die Gesamtnote aus. Für die Fahrradförderung in jüngster Zeit gab es mit der Note 2,9 zwar nur ein "befriedigend" - im Vergleich zu anderen Kommunen dieser Größenklasse ist Buseck aber 1,3 Notenpunkte besser als der Durchschnitt. Verbesserungsbedarf gibt es laut der Umfrageergebnisse bei der Reinigung, der Falschparkerkontrolle und dem Winterdienst auf Radwegen. Fleischhauer regte zudem an, für bessere und sichere Abstellmöglichkeiten zu sorgen. So könne erreicht werden, dass auch Fahrer mit teureren Rädern diese nicht nur für das Freizeitvergnügen, sondern auch im Alltag nutzen.
"Wir haben noch viel vor", betonte Bürgermeister Dirk Haas (SPD) bei einem Pressetermin am Dienstagmorgen. Er sei daher zunächst skeptisch gewesen, ob die von Klimaschutzmanagerin Larissa Hildebrand angeregte Teilnahme am Fahrradklima-Test vorab sinnvoll sei, räumte Haas ein. "Das gute Ergebnis motiviert uns, weiter an dem Thema zu arbeiten."
In den vergangenen Jahren habe man einige Verbesserungen für die Radfahrer in der Gemeinde erreicht, sagte Haas. Musste man früher beispielsweise auf dem R 7 zwischen Trohe und Großen-Buseck durch Matsch fahren, ist der viel genutzte Weg heute asphaltiert. Gleiches gelte für die Verbindung zwischen Oppenrod und Steinbach - hier hatte die Gemeinde parallel zu Arbeiten an einer Wasserleitung für eine bessere Befahrbarkeit mit dem Rad gesorgt.
Nicht jede Maßnahme ist dabei so öffentlichkeitswirksam, wie etwa der einstimmige Beschluss der Gemeindevertretung, Fahrradstraßen im Gemeindegebiet ausweisen zu wollen. Seien etwa Waldwege in der Vergangenheit stets mit grobem Schotter angelegt worden, setze man nun auf eine Schottermischung, die nicht nur mit Waldfahrzeugen, sondern auch mit dem Drahtesel befahren werden kann. So könne man auch mit einfachen Mitteln für Verbesserungen sorgen, betonte Haas.
An anderen Stellen kann die Gemeinde jedoch nicht alleine tätig werden - etwa, wenn es um einen Radweg entlang der Landesstraße zwischen Beuern und Großen-Buseck geht. Da Hessen Mobil laut Haas hier keinen Bedarf sieht, habe die Gemeinde zusammen mit der Jagdgenossenschaft Beuern zumindest die Wirtschaftswege zwischen den beiden Ortsteilen an den neuralgischen Punkten saniert. Für den Radweg zwischen Wieseck und Alten-Buseck, der bereits seit Jahrzehnten im Gespräch ist, will die Landesverkehrsbehörde laut Haas im zweiten Halbjahr 2021 mit den Arbeiten starten.
Auf den Radweg entlang der B 49, der von Gießen über Annerod nach Oppenrod führen soll, warte man jedoch noch immer. "Hessen Mobil hat sich seit Monaten nicht gemeldet", kritisierte Haas. Ein Teil der Planung, an deren Kosten sich auch die Gemeinde Buseck beteiligt hatte, sei durch das geänderte Fahrverhalten bereits obsolet. Es sei einfacher, etwas umzusetzen, wenn man nicht von Land oder Bund abhängig sei, so der Rathauschef.
Rund um das Thema Fahrradfahren gibt es in Buseck nun auch einen Arbeitskreis, der jüngst erstmals tagte. Mit im Boot sind laut Klimaschutzmanagerin Hildebrand Vertreter aller vier Fraktionen, aber auch der Kinder- und Jugendbeirat, der Behinderten- und Seniorenbeirat und die Initiative "Verkehrswende in Buseck". Auch ein Radverkehrskonzept soll mithilfe eines Fachplaners erstellt werden.
"Die Bürger werden in Buseck beteiligt. Das hebt die Stimmung, wenn Ideen aufgegriffen werden", hat Fleischhauer festgestellt. Eine Idee der Verkehrsinitiative, die seitens der Gemeinde aufgegriffen wurde, sind die Lastenräder, die seit dem vergangenen Sommer in Großen-Buseck, Oppenrod und Trohe kostenfrei ausgeliehen werden können. Weitere Standorte in Alten-Buseck und Trohe seien in Planung, Fördermittel bereits beantragt, sagte Hildebrand.
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Buseck am Fahrradklima-Test des ADFC teilgenommen hat: 2012 kam die Kommune auf eine Note von 3,7 und lag damit im Durchschnitt. Während es etwa bei der Bewertung der Ampelschaltung, dem Sicherheitsgefühl oder den Konflikten mit Fußgängern und Kraftfahrzeugen keine Veränderungen gab, werden beispielsweise die Oberfläche der Radwege und die Verfügbarkeit von öffentlichen Fahrrädern heute deutlich besser bewertet. Auch fühlen sich die Teilnehmer der Umfrage heute als Verkehrsteilnehmer eher akzeptiert und bemängeln seltener Hindernisse auf den Radwegen. Verschlechtert hat sich trotzdem der Wert bei der Frage, ob Radfahren in Buseck Spaß macht oder Stress bedeutet. Doch auch hier liegt die Gemeinde mit einer Note von 2,7 noch über dem Durchschnitt.