Viele Schulen regen ihre Schüler dazu an, das Fahrrad für den Weg zur Schule zu nutzen. So auch die Gesamtschule Busecker Tal, die sogar einem Elternbrief eine Auswahl an...
. Buseck/ReiskirchenMit Beginn des neuen Schuljahres stellt sich für die meisten Eltern die Frage, wie ihr Kind sicher und mit einem möglichst geringen Infektionsrisiko zur Schule kommen soll. Viele Schulen regen ihre Schüler dazu an, das Fahrrad zu nutzen. So auch die Gesamtschule Busecker Tal, die sogar einem Elternbrief eine Auswahl an möglichen Radwegen beigefügt hat. "Zunächst war ein begleitetes Radfahren geplant, das dann aber leider nicht zustande kam", erklärt Markus Ihle von der Initiative "Verkehrswende in Buseck".
Das spielt für Levin und Justin aus Reiskirchen keine Rolle: Die beiden Zwölfjährigen freuen sich, wenn sie morgens gemeinsam zur Schule radeln können. "Wir müssen dafür noch nicht mal früher aufstehen", erklärt Levin und Justin ergänzt: "Anfangs waren wir zu viert, aber die beiden anderen sind irgendwann nicht mehr gekommen."
Nicht alleine unterwegs
Für Justins Mutter Christina Sehrt ist es wichtig, dass ihr Sohn nicht alleine unterwegs ist. "Solange sie zu zweit sind, mache ich mir keine Gedanken", sagt sie. "Ich bin früher selbst mit dem Rad zur Schule gefahren und finde, dass dies ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstständigkeit ist", betont Levins Mutter Sabine Binsch. Beide sind sich einig, dass es ihren Söhnen guttut, sich an der frischen Luft zu bewegen. Darüber hinaus leiste man einen Beitrag zum Umweltschutz.
Zwischen 20 und 30 Minuten benötigen die Freunde, um zur Schule zu gelangen. Den Weg dorthin mussten sie nicht üben, da sie schon oft in Begleitung ihrer Eltern zur Busecker Eisdiele geradelt sind. "Wir haben den beiden allerdings vorher ins Gewissen geredet und sie gebeten, auf Autos zu achten und immer mit den Fehlern anderer zu rechnen", erklären sie.
Bisher sei es erst einmal zu einer brenzligen Situation gekommen. "Letzte Woche hätte uns fast ein Mopedfahrer umgefahren", berichtet Levin. Die zwei Siebtklässler benutzen den Radweg R7, der hinter der Reiskirchener Feuerwehr in Richtung Buseck führt. Am Ortseingang von Buseck sieht Markus Ihle eine erhebliche Gefahrenstelle und zwar dort, wo die - an dieser Stelle einen Berg hinabführende - Extraspur abrupt endet und die Tulpenstraße überquert werden muss. Die Radfahrer müssen danach ihre Fahrt auf der Zeilstraße fortsetzen.
"Viele Autofahrer, welche die Tulpenstraße hinunterkommen, schauen nur nach links und achten nicht auf von rechts kommende Radfahrer", bemängelt Ihle. Diese Gefahrenstelle gelte es zu entschärfen. Um den weiteren Weg durch den Ort oder alternativ die viel befahrene Unterstruth zu vermeiden, mache es Sinn, die Treppen vor dem Bahnübergang zu entfernen und die Radfahrer parallel zur Hauptstraße über die Rosen- und Bergstraße zu leiten. Entsprechende Pläne habe man bereits im Juni mit dem Bürgermeister und den politischen Fraktionen besprochen.
Levin und Justin, die Markus Ihle an einem Morgen auf ihrem Schulweg beobachtet hat, erhalten von ihm ein großes Lob: "Ihr seid super gefahren." Dass die Mütter ihre Söhne darin unterstützen mit dem Rad zur Schule zu fahren, findet er "cool".
"Ich bin gerne an der frischen Luft", freut sich Justin, der es auch toll findet, die Freiheit zu haben, den Weg selbst zu bestimmen. Nur den Transport der Schulbücher findet er mühsam, zumal er - wie die meisten anderen Jugendlichen auch - keinen Gepäckträger an seinem Rad hat. "Mit Gepäckträgern ist man ein Looser", erklärt er. "Und mit dem Rad sind wir auch viel schneller wieder zuhause, weil wir nicht auf den Bus warten müssen", fügt Levin hinzu.
Fahrradkäfig immer voll
Dass immer mehr Schüler, aber auch Lehrer, auf das Rad umsteigen, zeigt der Fahrradständer an der Busecker Gesamtschule. "Der Fahrradkäfig, der Platz für 100 Schülerräder bietet, ist immer voll", weiß Stefan Podhorsky, Lehrer und Schulwegebeauftragter. "Im Hinblick auf die Gefahrenlage durch die Corona-Pandemie sind gute Fuß- und Fahrradverbindungen die gesündeste Möglichkeit, unter Einhaltung des Abstandsgebots, zur Schule zu kommen", betont Markus Ihle.
Der R7 verbinde das Lahntal mit der Rhön und führe immer an Bahnhöfen entlang durch Ortschaften. Und gerade in den Orten gäbe es oft "unangenehme Stellen", die nicht ausreichend gesichert seien. So auch die Kreuzung Schützenweg / Bismarckstraße, wo der R7 weiter in Richtung Rödgen führt. Hier sei ein Kreisel erforderlich. Wunsch der Initiative ist es, dass Räder auf dem R7 in Ortsdurchfahrten nicht mehr überholt werden sollen.
Von Petra Zielinski