Das renommierte Festival für kurzformatige Webserien, die Seriale, ging am Sonntag mit Preisverleihungen und zahlreichen zugeschalteten Serienmachern zuende
GIESSEN. Die siebte Auflage der in Gießen beheimatete Seriale, Deutschlands renommiertestes internationales Festival für kurzformatige Serien, ist gestern angesichts der aktuellen Corona-Einschränkungen erneut als digitales Live-Event zu Ende gegangen. Höhepunkt war die festliche Preisverleihung, die am Sonntagabend als Livestream auf der Homepage und den Social-Media-Kanälen des Festivals übertragen wurde. Dazu zählte auch ein "Red Carpet Event", bei dem über 100 Serienmacher aus der ganzen Welt zugeschaltet waren und Kurzinterviews gaben.
Festivalleiter Csongor Dobrotka zeigt sich gegenüber dem Anzeiger zufrieden mit dem Verlauf des sechstägigen Großereignisses. Allein bei der Preisverleihung hätten sich rund 6500 Zuschauer zugeschaltet, die Resonanz bewege sich damit auf dem Niveau des vergangenen Jahres. So habe sich der Aufwand für sein rund 70-köpfiges Seriale-Team gelohnt, "denn wir haben wirklich sehr viel Energie hineingesteckt". Wichtig ist Dobrotka auch die Verortung des Festivals in Gießen. "Wir wollten mit dem Rahmenprogramm ein Live-Feeling schaffen, es sollte sich nicht einfach wie ein weiterer Streamingkanal anfühlen." Dazu wurde von verschiedenen Gießener Orten aus gesendet, wie etwa aus der Restaurant-Bar Who killed the Pig. Angesichts der verschiedenen digitalen Formate konstatiert Dobrotka: "Wir haben uns weiterentwickelt." Dennoch seien das Miteinander und die Nähe der Akteure unersetzlich. Er ist daher trotz positiver Bilanz froh, wenn im kommenden Jahr hoffentlich wieder Publikum in Gießen begrüßt werden könne.
Lob kam von Anna Schoeppe vom Hauptförderer HessenFilm und Medien: "Wie gut der Wechsel vom Kinosaal in ein digitales Event funktionieren kann, haben Csongor Dobrotka und sein Team eindrucksvoll bewiesen. Auch wenn das Herz der Seriale ohne Zweifel in Gießen schlägt, so ist sie zugleich in der Internationalität des Internets beheimatet und vernetzt so Webserienfans auf der ganzen Welt."
Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz zeigte sich stolz, dass sich das Festival zu einem internationalen Knotenpunkt um Webserien entwickelt hat. Sie eröffnete traditionell die Award Ceremony. Der mit 1000 Euro dotierte Award für die Beste Serie ging an "Claire and the Elderly", eine Dramaserie aus Kanada, die noch weitere zwei Mal für das Beste Drehbuch und dem Best Original Score ausgezeichnet wurde. In der Serie geht es um die neunjährige Claire, die nach einem Notruf, um ihre süchtige Mutter zu retten, vom Jugendamt abgeholt wird. Sie landet bei ihrer einzigen Verwandten, die sie noch hat: ihrer Großmutter, die in einer Seniorenresidenz wohnt.
Den Award für die Beste Regie erhielt die Drama-Fantasy-Serie "Cafe Midnight" (Regie Ja-joon Koo) aus Südkorea, außerdem wurde Darstellerin Shi-woo Park als Best Supporting Actress ausgezeichnet. Eines Tages entdeckt hier ein junger Mann einen seltsamen Zettel mit einem Stellenangebot - eine Einladung ins Café Midnight, einem seltsamen Ort, der weder in einem Navi, noch auf einem Stadtplan zu finden ist. Er beginnt in dem Café, das nur von Mitternacht bis zum Morgengrauen geöffnet hat, zu arbeiten.
Für seine Darstellung in der Comedyserie "For Peanuts / Für Umme", in der er seiner heiß ersehnten Schauspielkarriere hinterherrennt und dafür bereit ist, alles zu tun, wurde Michael Fritz Schumacher mit dem Award Best Actor bedacht. Weitere prämierte deutsche Serien waren außerdem die vom MDR produzierte Webserie "2 Minutes", die für den Best Ensemble Cast ausgezeichnet wurde. Die Dramedy zeigt die emotionalen Geschichten, die sich in der Wartezeit auf das Ergebnis eines Schwangerschaftstests abspielen.
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Ein umfangreiches Rahmenprogramm, das Educational und die Seriale Pro, das live gestreamt wurde mit insgesamt 67 vor Ort und online aus der ganzen Welt zugeschalteten Gästen, begleitete das Festival. Ein Hessenpanel fand außerdem im Lottehof in Wetzlar statt. Dabei wurde das Potenzial des weltweiten Webserienmarktes erörtert. Auf der Plattform Wonder.me gab es die Gelegenheit zum Netzwerken.
Wer nach einzelnen Beiträgen aus dem aktuellen Programm sucht, kann weiterhin Trailer und Verlinkungen auf der Webseite der Seriale finden.