9,1 Prozent der Menschen in Gießen an Diabetes erkrankt

Bei Diabetikern produziert die Bauchspeicheldrüse nicht genug Insulin. Deshalb müssen sie spritzen. Symbolfoto: dpa

Immer mehr Menschen in Hessen leiden unter Diabetes Typ 1 und 2: Auch in Gießen sind 9,1 Prozent der Einwohner davon betroffen, wie der "Diabetes-Atlas" der Barmer zeigt....

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GIESSEN. Immer mehr Menschen in Hessen leiden unter Diabetes Typ 1 und 2. Waren 2014 noch rund 506 000 Hessen an Diabetes erkrankt, so stieg diese Zahl bis 2019 auf 572 000. Das entspricht 9,1 Prozent der hessischen Bevölkerung und einer Zunahme von 10,2 Prozent. Dies geht aus dem Diabetes-Atlas der Barmer hervor, den Thorsten Noll, Hauptgeschäftsführer Nord- und Mittelhessen, und Dr. Carlo Thielmann, Pressesprecher der Landesvertretung in Hessen, vorgestellt haben.

Die Diabetes-Erkrankungen in Gießen seien in den vergangenen fünf Jahren mit 9,1 Prozent weitgehend konstant geblieben, wie Thielmann unterstreicht. Dieser Wert entspreche exakt dem hessischen Durchschnitt. Im Vergleich sei die Zahl der Erkrankungen im gleichen Zeitraum in Wetzlar von 8,7 auf ebenfalls 9,1 Prozent angestiegen. "Der konstante Wert in Gießen ist keinesfalls ein Grund zur Entwarnung. Die Krankheit betrifft einen großen und steigenden Anteil der Bevölkerung und kann sich langfristig auf den gesundheitlichen Allgemeinzustand, die Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit auswirken", ergänzt Thorsten Noll.

Der Diabetes mellitus, umgangssprachlich auch Zuckerkrankheit genannt, ist eine weitverbreitete Stoffwechselstörung. Aufgrund einer Erkrankung des Immunsystems kann der Körper das Hormon Insulin nicht mehr produzieren. Die der Barmer vorliegenden Zahlen beruhen auf anonymisiert ausgewerteten Abrechnungsdaten der Versicherten. Nach Auskunft von Carlo Thielmann sind derzeit rund neun Millionen Menschen bei der Barmer versichert, davon 767 000 in Hessen.

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"Die deutliche Steigerung der Diabeteserkrankten ist alarmierend. Dabei gibt es mit Sport sowie gesunder und ausgewogener Ernährung eine einfache und wirksame Möglichkeit, vor allem den Diabetes Typ 2 vorzubeugen", so Thorsten Noll. Schuld am Anstieg der Zuckerkrankheit sei in vielen Fällen der demografische Wandel. Derzeit wirke sich aber auch die Pandemie massiv auf das Arbeitsleben aus. So habe sich die Zahl der Wochenarbeitsstunden, in denen im Homeoffice gearbeitet wird, mehr als verdoppelt. Dies habe natürlich auch Auswirkungen auf die Gesundheit. Gerade jetzt, wo Freizeit- und Vereinssportangebote Corona-bedingt wegfielen und mehr Zeit zuhause verbracht würde, seien Unterstützungsangebote ganz wichtig. Sie würden dazu beitragen, einen möglichen Bewegungsmangel, veränderte Ernährungsgewohnheiten und soziale Isolation zu kompensieren.

Digitale Angebote, die sich niedrigschwellig in den Alltag und das Homeoffice integrieren lassen, böten eine große Chance für eine gesündere Ernährung und Bewegung. Diese Kombination senkt das Risiko für Diabetes Typ 2", so Thorsten Noll.

Mehr als 50 Prozent der Beschäftigten fänden deshalb Schulungsangebote zum Selbstmanagement im Homeoffice wichtig oder sehr wichtig. Das war auch das Ergebnis einer Umfrage der Barmer unter 8000 Beschäftigten in Deutschland im Rahmen der social health@work-Studie.

"Diabetes, aber auch viele andere Erkrankungen erfordern ein hohes Maß an Eigenverantwortung und eine gesunde Lebensweise. Wir appellieren deshalb an Arbeitgeber aus der Region, ihre Arbeitnehmer mit entsprechenden Angeboten zu unterstützen, damit veränderte Arbeitswelten auch mit neuer Gesundheitsvorsorge einhergehen", unterstrich Noll. "Trotz Corona ist es essentiell, auch andere Erkrankungen nicht außer Acht zu lassen und etwas für die Vorsorge zu tun", betont Carlo Thielmann.

Von Petra Zielinski