Die Mitgliederzahl steigt, das Kletterzentrum ist immer stärker gefragt, bilanziert der Alpenverein auf seiner Mitgliederversammlung. Die positiven Vibes stört der...
. Gießen (gt). Nach dem Tief mit der Abwahl des langjährigen Vorsitzenden im Herbst 2017 sieht sich der hiesige Alpenverein weiter im Aufwind. Das ehrenamtliche Engagement ist groß und vielfältig, Nachwuchssorgen hat die Sektion Gießen-Oberhessen nicht. Das zeigte sich daran, dass bei der jüngsten Mitgliederversammlung alle Posten besetzt und der Gesamtvorstand um fünf weitere und überwiegend junge Mitstreiter aufgestockt werden konnte. Die (geheimen) Wahlen erfolgten per Knopfdruck, indem jeder der Anwesenden ein kleines elektronisches Abstimmungsgerät ausgehändigt bekam.
Auch die Mitgliederzahl, die nach dem umstrittenen Bau der Kletterhalle und den dafür erforderlichen Sonderumlagen auf 2198 vor drei Jahren gesunken war, steigt stetig an und liegt derzeit bei knapp 2700. Zudem erfreut sich das DAV Kletter- und Boulderzentrum Gießen an der Rödgener Straße einer weiterhin wachsenden Nachfrage. Ein wenig Kummer bereitet dem Verein derzeit nur seine Gießener Hütte in Kärnten. Schon kurz nach Saisonbeginn war Mitte Juli der obere Teil der Zufahrtsstraße bis zum Gößkarspeicher, von dem aus die Hütte in knapp anderthalb Stunden zu Fuß erreichbar ist, aus Sicherheitsgründen gesperrt worden. Die Besucherzahlen der Hütte waren deshalb massiv eingebrochen. Die sogenannten Krainerwände sind inzwischen repariert, doch eine Wiederfreigabe der Straße für die Öffentlichkeit zur Sommersaison 2021 setzt voraus, dass im Benehmen mit zwei privaten Miteigentümern eine bisher fehlende Haftungsregelung für Besucher der Gießener Hütte sowie andere Nutzer getroffen wird.
Dessen ungeachtet war das fünfköpfige Hüttenwart-Team zusammen mit handwerklich begabten Helfern im letzten Jahr und auch in der laufenden Saison wieder stark im Einsatz bei der stetigen Modernisierung des 45 Jahre alten Gebäudes und bei der Pflege des 25 Kilometer langen Wegenetzes in der Umgebung. Rund 1000 ehrenamtliche Arbeitsstunden werden jährlich geleistet, wodurch die auf 2215 Metern Höhe stehende Hütte dank der Zuschüsse des Dachverbands mit Gewinn betrieben werden kann. Auch die Kletterhalle, die nach dem Abschied von Betriebsleiterin Maren Becker seit dem vergangenen April von Salome Ryll zusammen mit einem ehrenamtlichen Kompetenzteam geführt wird, arbeitet weiter mit Gewinn. Laut Schatzmeisterin Gabriele Nicolai ist aus dem im Vorjahr eingeplanten Minus von 90 000 Euro in der Vereinskasse ein Plus von 27000 Euro geworden. Auch für das laufende Jahr rechnet sie wieder mit einem Überschuss, zumal dank einer Finanzspritze des Bundes die zweimonatige Corona-Zwangsschließung der Kletterhalle keine nennenswerte Einbuße verursacht hat.
Reibungslos vonstatten gingen die Vorstandswahlen: Vorsitzender Dr. Ulrich Schlör, der die Versammlung umsichtig vorbereitet hatte, 2. Vorsitzende Ute Wächter-Pahl und die Schatzmeisterin wurden nahezu einstimmig bestätigt. Dies gilt auch für den amtierenden Jugendreferenten Bastian Bernhardt, der zuvor von der Jugendvollversammlung zum Nachfolger von Maximilian Wolf gewählt worden war. Als Schriftführer in den geschäftsführenden Vorstand aufgerückt ist der bisherige Pressewart Guido Tamme; Vorgängerin Annette Artelt hatte auf eine neuerliche Wiederwahl verzichtet. Bis 2021 gewählt ist 3. Vorsitzender Klaus Ehgart. Fünf der nunmehr 14 Beisitzer im Gesamtvorstand sind neu: Beatrice Merz (Ausbildungsreferentin und Tourenleitung), Simone Paukstat (Sportklettern), Thomas Zwick (IT), Marlene Hartmann (Jugend) und Torben Harz (Kindeswohl.) Bei der Hauptversammlung, mit der die Sektion wegen der Corona-Abstandsregeln von ihrem Kletterzentrum in die Turnhalle der benachbarten Sophie-Scholl-Schule umgezogen war, vervollständigten die 65 Anwesenden den dreiköpfigen Ehrenrat: Werner Müller ist Nachfolger des ausgeschiedenen Volker Dietz. Hanno Kern und Renate Paukstat sind bis 2021 gewählt.
Wegen der Einführung einer Aufnahmegebühr von drei Euro und einer Klimafonds-Abgabe von einem Euro pro Mitglied durch den Dachverband wurden die Beiträge der Gießener Sektion entsprechend erhöht. Vollmitglieder zahlen nun 74 statt 70 Euro im Jahr, B-Mitglieder 42,50 (40) sowie Kinder und Jugendliche 25 (24). Probeweise bis Ende 2021 wird dafür die Aufnahmegebühr von bisher 40 Euro drastisch auf zehn Euro für Erwachsene und von 25 auf fünf Euro für den Nachwuchs reduziert. Der Vorstand verspricht sich davon, leichter neue Mitglieder für den Verein gewinnen zu können.
Bei der Ehrung langjähriger Mitglieder nahmen sechs Jubilare, die seit 40 Jahren dem Alpenverein die Treue halten, ihre Ehrenurkunden persönlich entgegen: Horst Adelmann, Peter Güttner, Gertrud Mothes, Thomas Grotte, Horst Volkmann und Matthias Volkmann.