Das Gießener Unternehmen "Pizza Wolke" verkauft eine Tiefkühlpizza mit dem Namen "Champignons League". Der Uefa schmeckt dieses Wortspiel gar nicht - Anwälte wurden eingeschaltet.
GIESSEN. Die Uefa hat Anwälte beauftragt, um rechtliche Schritte gegen die "Pizza Wolke" einzuleiten. In Windeseile macht diese Nachricht am Montag die Runde. Und das nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und darüber hinaus. Der Grund: Das Unternehmen verkauft eine Tiefkühlpizza mit dem Namen "Champignons League". Geschäftsführer Shademan Souri: "Das erste Schreiben haben wir am 23. Dezember erhalten. Wir wurden gebeten, unsere Marke bis zum 30. Dezember vom Markt zu nehmen. Dazu waren wir nicht bereit. Denn wir haben auch unsere Marke schützen lassen." Die Uefa sei von der Markenanmeldung "Champignons League" durch ein größeres Wirtschaftsunternehmen unterrichtet worden. Man habe beim Begriff "Champions League" die übergeordneten Rechte. "Wie es in solchen Fällen üblich ist, haben unsere Markenrechtsanwälte das Unternehmen angeschrieben mit der freundlichen Bitte, die Anmeldung zurückzuziehen", schreibt der Fußballverband. Längere Konflikte vor dem Patent- und Markenamt sollten so vermieden werden.
Champions League - Champignons League: Dieses Begriffspaar, das eine Fußballliga und eine Pilzpizza bezeichnet, ist der Stein des Anstoßes. Und der fliegt am Montag ziemlich weit: Selbst russischsprachige Medien bringen die Nachricht, die unter anderem auch in Frankreich, England und natürlich Deutschland kreist. "Ich hätte in meinen kühnsten Träumen nicht damit gerechnet, dass die Uefa so reagiert", erklärt Souri gegenüber dieser Zeitung. Im sozialen Netzwerk Instagram sind die Worte des Geschäftsführers plakativer.
Produktion seit Frühjahr 2020
Auf der Seite seines Betriebes schreibt er: "Pizza Wolke vs. Uefa. Hoch lebe die Pizza Champi(g)nons League! Ich fühle mich geehrt! Als ein Kind des Fußballs! Eine Anzeige von der Uefa? Seriously? Meiner Bande und mir zeigt es nur, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Meine Bande und ich haben einen Weg eingeschlagen und wir werden nicht aufhören, bis wir in allen Truhen sind und irgendwann in allen Öfen gebacken wurden! Ein Mann! Eine Pizza! Mal schauen, wie weit die Uefa kommt!".
Schon seit Frühjahr 2020 setzt Souri auf Tiefkühlpizza. Seinerzeit habe er schnell gemerkt, dass das Produkt erfolgreich ist, hat der Geschäftsführer von "Pizza Wolke" und "Pizzabande" bereits vor einigen Wochen ausgeführt. "Im August 2020 habe ich meine Mail-Signatur von Geschäftsführer in Pizza-Ingenieur geändert. Seitdem habe ich mich in die Anlagentechnik und Anlagenplanung eingearbeitet - zusammen mit absoluten Fachleuten. Gemeinsam mit einer der größten Anlagenplanungsfirmen in Deutschland haben wir unsere Anlage geplant, die nur zu 30 Prozent automatisiert ist. Wenn es andersherum und die Produktion zu 70 Prozent automatisiert wäre, dann würde mein Produkt einfach an Seele verlieren. Man muss sehen, dass Hände diesen Teig verarbeiten und diese Pizza machen", meinte der Chef der "Pizzabande" seinerzeit. Seit 9. Dezember 2021 produziert er mit seinen Mitarbeitern in einer Fabrik im Ursulum, um von dort aus zahlreiche Supermärkte zu beliefen. Eine Handvoll Sorten habe man derzeit im Angebot - wobei die Uefa jetzt auf eine ihr Auge geworfen hat.
"Shadi" scheint das bislang eher gelassen zu nehmen. Derzeit ist der bekannte Gastronom mit seiner Assistentin Lisa Hartmann in einem Video "Ein ganz normaler Tag der Pizzabande" auf Instagram zu sehen. "Ey, Shadi, wie läuft der Montag heute so?´", fragt die Assistentin den Geschäftsführer mit Blick auf den gestrigen Montag. "Ein ganz normaler Morgen bei der Pizzabande. Irgendwie ein bisschen viel Trubel um ein "g" mehr in einem Wort oder nicht. Das müssen wir trotzdem klarstellen: Unsere Pizza heißt nicht Champions League sondern Champignons League, weil da Pilze drauf sind. Das war jetzt alles nicht so geplant. Aber wir schauen mal, was dabei rauskommt", antwortet Souri.
"Pizza Wolke" öffnet wieder
Bis zum Umzug ins Ursulum hatten seine Mitarbeiter und er ihre Tiefkühlpizza in der "Pizza Wolke" in der Wolkengasse produziert. Das Restaurant will der Gastronom spätestens zur kommenden Saison wieder öffnen. "Momentan ist der Laden komplett nackt. Da steht nichts mehr drin. Wir haben das alte Inventar komplett rausgerissen", hatte der Geschäftsführer bereits vor einigen Wochen berichtet. Ein Jahr Produktion von 1000 Pizzen am Tag habe man den Räumen letztlich angesehen. Was genau er mit der "Wolke" vor hat, hat er bis heute nicht verraten. "Ich kann sagen: Ich habe das extra so weit hinausgezögert, weil wir keine halben Sachen machen wollen. Und das wäre es geworden, wenn wir die Fabrik mit der ›Wolke‹ gleichzeitig aufgemacht hätten. In der "Pasta Wolke" plant "Shadi" ein neues Konzept.