Der Gießkannenkalender 2022 ist da

Hätten Sie ihn erkannt? Sebastian Kneipp, der vor 200 Jahren geborene "Wasserdoktor", wird im neuen Gießkannenkalender mit diesem ganz speziellen Figurenensemble - und dessen Kannen - gewürdigt.  Foto: Isa Balzer

Die neue Ausgabe des Gießener Gießkannenmuseums versammelt edle Designerstücke, Kunststoff-Skurrilitäten und eine Würdigung Sebastian Kneipps.

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GIESSEN. Der Stoff geht diesem Museum einfach nicht aus. Oder genauer: die Kanne. Zum fünften Mal legt das Gießkannenmuseum (GiKaMu) in der Sonnenstraße jetzt einen großformatigen, schön gestalteten Jahreskalender auf, für das die unterschiedlichsten Objekte aus den eigenen Beständen ausgewählt wurden. Edle Designerstücke, obskure Kunststoff-Skurrilitäten oder von ehedem bekannte Kinderkannen aus Plastik hat die Gießener Grafikerin Isa Balzer dafür ins rechte Licht gerückt. Hinzu kommt diesmal eine Würdigung des vor 200 Jahren geborenen "Wasserdoktors" Sebastian Kneipp oder eine Miniatur-Gartenlandschaft mit gießendem Plastikzwerg.

"Nach zehn Jahren Museum und fünf Jahren Kalender wollten wir diesmal etwas anders machen", erzählt GiKaMu-Kuratorin Ingke Günther bei der Vorstellung des 30 mal 30 Zentimeter großen Wandkalenders. Und so wurden für die Bilder diesmal keine Einzelstücke in den Mittelpunkt gerückt, sondern Ensembles zusammengestellt. "Es sind schöne Begegnungen geworden, mit denen wir unser ganzes Spektrum zeigen", sagt Günther. "Die Kannen kommen dabei ins Gespräch."

So treffen etwa auf der Doppelseite für den Monat Januar etwa drei schön gealterte Blechkannen aufeinander, die aus einer Berliner Klempnerwerkstatt stammen. Im Februar nähern sich zwei gänzlich unterschiedliche Stücke einander an, die aber beide Kaffee- oder Teekannen nachempfunden sind. Und für den April wurden "drei Klassiker" aus der DDR miteinander in Verbindung gesetzt.

An Farben, Formen und Materialien scheint es also keine Grenzen zu geben. Und schon jetzt hat das Museumsteam der "Gärtnerpflichten" wieder einige neue Stücke in die Sammlung integriert, die sich für ein eigenes Kalenderblatt eignen würden. "Wir kommen kaum hinterher", sagt die Kuratorin, angesichts der Spendenfreude von Museumsfans aus dem ganzen Land. Manche bringen Fundstücke aus dem Ausland vorbei, andere werden durch die regelmäßigen TV- und Hörfunkberichte auf das mittelhessische Museum aufmerksam. Aber auch aus Gießen und der Region selbst kommen selbst nach zehn Jahren immer wieder neue Kannen hinzu, wenn etwa die ein oder andere Wohnungsauflösung interessante Objekte ans Tageslicht befördert. Neueste Errungenschaften des Hauses sind etwa eine Kunststoffkanne aus dem 3D-Drucker oder ein etwas obskurer Plastikkopf von Karl Marx, an dessen Seite tatsächlich eine Tülle angebracht ist. Den hat eine durch Gießen gekommene Laufgruppe aus Chemnitz gespendet, berichtet Ingke Günther.

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Der diesmal in einer Auflage von 800 Exemplaren vorliegende Kalender sei eines der Sprachrohre des GiKaMu, berichtet sie. Das andere ist die Internet-Homepage, über die ebenfalls immer wieder Menschen aus ganz Deutschland auf die Sammlung aufmerksam werden. Und wenn sich "die Eltern der neuen Erstsemester anschauen, wo ihre Kinder denn da gelandet sind, werden sie von ihnen auch häufig zu uns geschickt", lacht die Kuratorin.

Die nächste Sonderausstellung steht auch bereits bevor. Am Sonntag, 7. November, wird um 11 Uhr eine Schau der Kieler Künstlerin Barbara Camilla Tucholski eröffnet. Sie beschäftigt sich in ihren Zeichnungen mit Schrebergärten - laut Titel der Schau den "kleinen Gärten des Glücks".

Der Gießkannenkalender 2022 kostet 12 Euro und ist ab sofort in dem kleinen Museum (Sonnenstraße 3), in der Tourist-Information sowie per Bestellung zu beziehen.

Von Björn Gauges