Ein Orchester, das sich gefunden hat

Das Streichorchester der Musikschule Gießen unter der Leitung von Martin Gärtner.  Foto: Schultz
© Schultz

(hsch). Vom Anlass her groß - immerhin war das 30. Jahr der Gießener Musikschule zu feiern - vom Umfang her jedoch klein fiel das Konzert der jungen Musikerinnen und Musiker...

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GIESSEN. Vom Anlass her groß - immerhin war das 30. Jahr der Gießener Musikschule zu feiern - vom Umfang her jedoch klein fiel das Konzert der jungen Musikerinnen und Musiker im Hermann-Levi-Saal des Gießener Rathauses aus. Die Pandemiebestimmungen ließen nur wenig Publikum zu, dennoch war es ein Anlass zu großer Freude: Das Orchester unter Martin Gärtner spielte mit viel Schwung und handwerklich ausgezeichnet.

"Wir haben allen Grund, uns heute sehr zu freuen", eröffnete Musikschulleiterin Katja Marauhn die Veranstaltung. "Heute live und vor Publikum zu spielen, das ist ein Fest der Musik. 30 Jahre Musikschule Gießen, davon 20 Jahre in städtischer Trägerschaft. Wir dienen unserm Ziel, die Freude am gemeinsamen Proben zu vermitteln." Sie dankte den jungen Orchestermitgliedern, "dass ihr die schlechte Zeit durchgehalten und weitergeprobt habt". Ebenso Dirigent Martin Gärtner, "der ebenfalls durchhielt". Ein Dank ging auch an die Eltern sowie an die Stadt, die den Saal gratis zum Proben zur Verfügung stellt: für die Musikschule "eine große Hilfe". Dirigent Gärtner verriet nicht nur große Freude, sondern auch Genugtuung drüber, "dass wir heute unser erstes Konzert" nach langer Zeit spielen dürfen. Er lobte zudem die "verlässliche Besetzung" des Klangkörpers, trotz unguter Umstände.

Das Ensemble dankte ihm mit einem famosen Auftritt. Schon beim ersten von Beethovens "Ländlerischen Tänzen" wurden die Zuhörer im Saal mit genregerechtem Schwung angesteckt. Weiter ging es fröhlich und beschwingt, mit Dynamik, Transparenz, Geschlossenheit sowie sehr guter Steigerung ins Finale hinein: großer Applaus des Publikums, zu dem auch Schuldezernentin Astrid Eibelshäuser und Annette Eidmann vom Kulturamt zählten. Authentisch gelang anschließend auch der Auszug aus Dmitri Schostakowitschs Filmmusik "Maxims Jugend".

Im Hauptteil ging es dann um fünf Teile von Gregor Joseph Werners "Musicalischem Instrumental-Calender". Da lief das Ensemble fast zu noch etwas besserer Geschlossenheit auf, musizierte konzentriert. Die einzelnen Stimmen gerieten bestens heraushörbar, der Charakter der einzelnen Teile war wunderbar zu unterscheiden. Besonders der dritte Part ("Schlaf") fiel differenziert aus und wurde präzise realisiert. Ebenso gelungen: Der vierte Teil ("Die Sonn' in dem Steinbock") war mitreißend, fast stürmisch.

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Alles in allem war es altersgemäß eine klangliche und stimmliche Spitzenleistung. Martin Gärtner und sein jugendliches Orchester ("...das sich immer weiter gefunden hat") haben die vergangenen Monate jedenfalls genutzt, um sich kompetenz- und repertoiremäßig in eine Topverfassung hineinzuarbeiten, die zu großen Hoffnungen Anlass gibt.

Das Konzert wurde zur späteren Auswertung auf Video und in hochwertiger Tonqualität aufgezeichnet.