Erst Wahlen, dann Alarm bei Feuerwehr Gießen-Rödgen

Einer von 17 Bränden, die im vergangenen Jahr bekämpft wurden: Bei diesem Großeinsatz der Rödgener Einsatzkräfte standen im Ruhebanksweg ein Auto und das Dach eines Wohnhauses in Flammen.  Foto: Feuerwehr Gießen-Rödgen

Bei der Freiwilligen Feuerwehr Rödgen wurde Christoph Horn als Wehrführer im Amt bestätigt - dann mussten die Einsatzkräfte ausrücken.

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GIESSEN-RÖDGEN. In ungewohntem Rahmen traf sich die Freiwillige Feuerwehr Gießen-Rödgen jetzt zu ihrer Jahreshauptversammlung. Wegen der Corona-Pandemie kamen diesmal nur die Frauen und Männer der Einsatzabteilung zusammen. Getagt wurde in der Fahrzeughalle, die Berichte aus den Abteilungen wurden verlesen. Auf die anschließende Versammlung des Fördervereins musste indes verzichtet werden.

Die Wahl der Wehrführung stand im Mittelpunkt der Tagesordnung. Und das Timing stimmte: Direkt nach dem Ende wurden die Teilnehmer zu einem Einsatz gerufen, dessen Ziel sie mittlerweile kennen: Die Brandmeldeanlage in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung (HEAE) hatte ausgelöst. "Böswillig ausgelöster Rauchmelder" steht dazu im Einsatztagebuch. Der Wehrführer bezeichnete in seinem Jahresbericht diese Brandmeldeanlage (BMA) als "die treueste aller treusten BMAs".

Insgesamt 75 Fehleinsätze verzeichnet die Einsatzstatistik des Jahres 2020, der größte Anteil fiel dabei auf die HEAE. Zu den 17 absolvierten Brandeinsätzen zählte etwa ein Feuer im Rödgener Ruhebanksweg. Ein Wohnmobil, ein Auto und Teile des Dachstuhls standen dort in Flammen. Bei diesem Großeinsatz habe sich gezeigt, wie gut die Zusammenarbeit mit den Kollegen der Berufsfeuerwehr und den anderen Gießener Kameraden funktioniert, blickte Horn zufrieden zurück.

105 Alarmierungen

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Bei insgesamt 105 Alarmierungen waren die Rödgener Freiwilligen im vergangenen Jahr 548 Stunden für den Dienst am Nächsten auf den Beinen. Im März mussten sie wegen der Corona-Pandemie den Übungsbetrieb einstellen, bei Einsätzen war nun das Tragen von Mund- und Nasenschutz Pflicht und nach einem Einsatz mussten die berührten Flächen desinfiziert werden. Horn erklärt dazu nicht ohne Stolz: "Eine völlig neue Situation für uns, aber wir haben sie als Team gemeistert." Ab Juni dufte der Übungsbetrieb dann wieder aufgenommen werden. "Schließlich macht Übung den Meister", freute sich Horn nach der unfreiwilligen Unterbrechung.

31 Aus- und Fortbildungen absolvierten die Ehrenamtler, 24 Einsatzkräfte, darunter vier Frauen, waren beteiligt. Der Wehrführer drängt darauf, neue Kameradinnen und Kameraden zu gewinnen, damit eine schlagfertige Truppe zum Schutz der Bevölkerung bereitsteht. Derzeit beträgt das Durchschnittsalter bei den Freiwilligen 38,33 Jahre. Den größten Anteil nimmt die Gruppe der 26- bis 35-Jährigen ein, die elf Brandschützer stellen. Fast konstant zeigt sich die Zahl der weiblichen Mitglieder, die im Berichtsjahr erstmals auf vier stieg. "Wir sind für Sie da, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr": Das soll für den Wehrführer weiter die Maxime für seine Truppe sein.

Christoph Horn wurde von den Mitgliedern im Amt des Wehrführers bestätigt, sein Stellvertreter bleibt Sascha Keil. Der Vorsitzende des Fördervereins, Marcelle Hilden, verwies in seinem Bericht auf die zahlreichen Beschaffungen, die der Einsatzabteilung zugutekommen. "Ihr habt gezeigt, dass auf Euch immer Verlass ist", zollte er ein großes Lob für den umfangreichen Dienst in besonderen Zeiten. Zu den unterstützenden Neuanschaffungen des Vereins zählt eine Kellerentwässerungspumpe, Schulterholster und weitere Ausrüstungsgegenstände. 50 Prozent Zuschuss gibt es für die Einsatzabteilung beim Kauf von Dienstschuhen.

Zur Feuerwehrfrau-Anwärterin wurde Victoria Bellof ernannt, Rene Weiß ist jetzt Oberfeuerwehrmann. Hauptfeuerwehrmann sind Thomas Maaß und Frederic Ernsting. Zum Brandmeister wurde Sascha Keil ernannt. Um den Mitgliedern der Jugendfeuerwehr eine Abwechslung zum Corona-Alltag zu bieten, gab es ein fünfwöchiges Feuerwehrquiz. Jugendwart Jona Wismar sprach von "einem neuen Kapitel für die Jugendfeuerwehr" und meinte damit den erstmaligen Online-Unterricht. Die Kleinsten habe es bei den Abteilungen am härtesten getroffen, befand Minifeuerwehrwartin Melanie Schmidt. Nach nur drei Übungen kam der Lockdown und damit das Einstellen des Übungsbetriebes. Schmidt verdeutlichte: Die Betreuer können nicht mit den Kindern basteln, spielen oder praktische Ausbildungen absolvieren, ohne die 1,5 Meter Abstandsregeln zu verletzen. Ein Mädchen und zwei Jungs starten als reduzierte jüngste Abteilung in das Jahr 2021 . "Zehn wackere Männer" aus der Ehren- und Altersabteilung müssen bei ihren Stammtischen pausieren, bedauert Sprecher Hans Becker. Doch: Hauptsache, sie bleiben alle gesund. Becker ermunterte sie: "Haltet Euch tapfer!"