Februar in Gießen bietet eisige Kälte und Vitamin D

Im Februar haben die Gießener nochmal richtig gefroren. Mehr als eine Woche lang dominierten Schnee und Eis die Wetterlage. Foto: Mosel

Das Thermometer stürzte im Februar in Gießen teils in den zweistelligen Minusbereich. Dennoch war der Monat insgesamt zu mild. Das lag auch an dem vielen Sonnenschein.

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GIESSEN. Schon mehr als einmal hat die Autorin dieser Zeilen hier den Refrain der (in-)offiziellen Gießen-Hymne von "OK Kid" zitiert. "Graue Stadt ohne Meer", das passt eben häufig auch zur Wetterbilanz. Dem vergangenen Februar täte man damit allerdings Unrecht. Denn mit 120,4 Sonnenstunden war der gar nicht so düster und zählt stattdessen sogar zu den sonnenscheinreichsten seiner Art. Wie gut, dass es noch weitere Lieder der Gießener Pop-Band gibt, die als Alternative bemüht werden können. "Endlich wieder Februar" drängt sich da geradezu auf, heißt es im Text doch: "Niemand lacht mir kälter ins Gesicht - Was wär' das Jahr bloß ohne Dich?" Zur Erinnerung: Im dritten und letzten meteorologischen Wintermonat haben wir alle nochmal richtig gefroren.

Wie die vom Wetterinformationsdienst Q.met zur Verfügung gestellten Daten von der Gießener Messstation belegen, wurde es ab dem 7. Februar richtig eisig in der Lahnstadt. Mehr als eine Woche lang - bis zum 15. - lag die ermittelte Durchschnittstemperatur durchgängig im Minusbereich. Der Extremwert des Monats wurde am 9. Februar erhoben: Bei einer Bodenmessung zeigte das Thermometer minus 17,6 Grad Celsius an. Am darauffolgenden Tag lag der Tiefstwert mit minus 14,7 Grad nur wenig darüber. Insgesamt war der Februar 2021 allerdings dennoch - wie seine Vorgänger - zu mild. Mit einer Durchschnittstemperatur von 1,6 Grad liegt der zweite Monat des Jahres genau ein Grad über dem vieljährigen Mittel der Referenzperiode von 1961 bis 1990 (0,6 Grad). Dies vor allem wegen seines frühlingshaften Abschieds. Drei Mal knackte der Februar in der letzten Woche die 16-Grad-Marke. Ein schneller Wechsel also vom frostigen Winter zu Vogelgezwitscher und blühenden Krokussen - mit Temperaturunterschieden von mehr als 30 Grad in nur rund zwei Wochen.

Während die Niederschlagssumme laut Messungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Bundesschnitt leicht unterdurchschnittlich ausfiel, wurden in Gießen mit 54,3 Litern pro Quadratmeter sogar 113,1 Prozent des Solls erreicht (48,0 Liter). Mit 12,3 beziehungsweise 11,2 Litern pro Quadratmeter kam am 5. und 6. Februar besonders viel Nass von oben. Zwischen dem 9. und 15. sowie dem 19. und 25. Februar fiel dafür überhaupt kein Niederschlag. Demnach konnten sich die Gießener nach dem wolkendichten Januar wieder über viel Sonnenschein freuen. Bedeuteten die mickrigen 7,4 Stunden im Vormonat noch einen bundesweiten Tiefstwert, zählt der Februar 2021 nun zu den Sonnigsten überhaupt. Auf Deutschlandebene wurde mit fast 110 Stunden das Soll von 72 Stunden sehr deutlich überschritten: Das bedeutet Platz 6 seit dem Messbeginn im Jahr 1951. In Gießen zeigte sich der Monat sogar noch etwas freundlicher. Hier wurden 120,4 Sonnenstunden gezählt - das entspricht 172 Prozent des vieljährigen Mittels (70 Stunden). Der musikalischen Aufarbeitung von "OK Kid" muss an dieser Stelle also deutlich widersprochen werden. Schließlich unterstellt die Band dem (ungeliebten) Monat Februar, "weder Trost noch Vitamin D" zu spenden.

Von Jasmin Mosel