THM und Notärzte machen digitale Rettungsinfrastrukturen alltagstauglich: "Die Digitalisierung hilft sowohl in der Versorgung von Patienten wie in der Organisation des...
GIESSEN. Der Fachbereich Gesundheit der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) und die Asklepios Schwalm-Eder-Kliniken in Schwalmstadt arbeiten im Projekt "Emergency Talk Networks" in Forschung und Praxis daran, die Infrastrukturen im Rettungsdienst durch gemeinsame wissenschaftliche Projekte weiterzuentwickeln. Zu den vielen Neuerungen gehört die Digitalisierung in der Notfallmedizin, die Teilnehmende eines 80-stündigen Notarztkurses der Rettungsmedizin Nordhessen erstmals auch in realitätsnahen Situationen testen durften. Ausrichter waren der Schwalmstädter Intensivmediziner Dr. Andreas Hettel und Patrick Müller-Nolte, der bis Mitte 2020 die Zentrale Notaufnahme des nordhessischen Krankenhauses leitete und dies nun an den Lahn-Dill-Kliniken in Wetzlar tut.
Durch die Zusammenarbeit sei es möglich, "deutlich über das Curriculum der Landesärztekammer für die Notarztausbildung hinauszugehen und die Nutzung zukunftsweisender Technologien, etwa telemedizinischer Lösungen vom Einsatzort aus, anhand von realistischen Szenarien zu lehren", informiert die THM in einer Pressemitteilung. Da auch die Notfallmedizin digital fortschreitet, wurde nicht nur innovative Medizintechnik besprochen, sondern auch IT-Lösungen wie Apps, webbasierte Software oder die Möglichkeiten des Live-Datentransfers. Zum besseren Verständnis wurden diese Lösungen in realistischen Szenarien angewandt und Verletztendarsteller digital unterstützt gerettet.
Die Zusammenarbeit mit dem DRK Schwalm-Eder und lokalen Feuerwehren gab neben angehenden Notärzten auch Auszubildenden zum Notfallsanitäter und Feuerwehrpersonal die Chance, die moderne Technik auszuprobieren. Die Szenarien reichten vom schwer verunglückten Bauarbeiter auf der Baustelle über den Herzinfarkt im Lkw-Führerhaus bis hin zum komplizierten Verkehrsunfall mit mehreren Schwerverletzten und eingeklemmten Menschen. Auch Studierende und Promovierende der THM erhielten einen Einblick in die notfallmedizinische Ausbildung und Patientenversorgung, um damit nicht nur praktische Erfahrungswerte zu sammeln, sondern auch zu sehen, wie unmittelbar Forschungsergebnisse auf den notfallmedizinischen Alltag wirken können.
"Die Digitalisierung hilft sowohl in der Versorgung von Patienten wie in der Organisation des Einsatzes und der Kommunikation mit der Leitstelle und aufnehmenden Krankenhäusern. Es geht um die Verbesserung der Patienten-Versorgung, aber derzeit auch noch um das Ausloten von technischen wie menschlichen Grenzen, um langfristig eine verbesserte Versorgung der Bevölkerung zu ermöglichen", heißt es weiter. Aktuelle Projekte im Rahmen der Zusammenarbeit befassen sich mit der Telemedizin, der Entwicklung und Erforschung von softwarebasierten Lösungen im medizinischen Alltag, der Künstlichen Intelligenz, Drohnennutzung sowie der Versorgungsforschung.