Die Regierungskoalition in Gießen gibt Pläne für neue Gewerbeflächen in Lützellinden auf. Auch aus dem Regionalplan sollen sie verschwinden.
GIESSEN. Weitere Gewerbeflächen in Lützellinden? Das abschließende Votum der Stadtverordnetenversammlung steht zwar noch aus. Doch schon jetzt dürfte klar sein, dass die Planungen Geschichte sind. Denn bei einer Enthaltung der FDP stimmte der Bauausschuss nun für einen Antrag der Koalition. Er sieht zum einen vor, den Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan "Gewerbepark Lützellinden" und Parallelverfahren aufzuheben. Zum anderen beauftragen die Koalitionäre den Magistrat, die im Entwurf des neuen Regionalplans hinterlegte mögliche "Vorrangfläche Industrie und Gewerbe" nördlich der A 45 aus dem Plan herausnehmen zu lassen.
Wenn Meinung und Situation so seien, dass die Gewerbeflächen abgelehnt werden, müssten sich die gewählten Stadtverordneten entsprechend einsetzen, eröffnete Felix Döring von der SPD die Diskussion im Ausschuss. Dennoch: "Wir hatten eine lange parteiinterne Debatte", berichtete der Sozialdemokrat. Bei der Bürgerinitiative "Lützellinden sagt Nein" bedankte er sich unter anderem für den Austausch.
Lob für Einsicht
Seine Fraktion habe sich schon frühzeitig gegen die Entwicklung der Flächen positioniert, erinnerte Michael Janitzki von der "Gießener Linken". Es sei "sehr gut, dass die Koalition es jetzt eingesehen" hat. "Wir wollen dieses Gebiet nicht. Aber ist es vernünftig, jetzt so zu entscheiden?", brachte sich Dr. Martin Preiß von der FDP in die Debatte ein. Er erinnerte an das Moratorium, mit dem die Koalition die Entwicklung der Gewerbeflächen 2019 vorerst gestoppt hatte. Dieser Stopp habe zugleich eine Diskussion in der Regionalversammlung möglich machen sollen, führte Preiß aus.
"Ob die Entscheidung vernünftig ist oder nicht, mag jeder für sich beurteilen", sagte Bürgermeister Peter Neidel. Die Folge sei allerdings, dass die Flächen künftig nicht mehr für Gewerbeansiedlungen zur Verfügung stünden. "Es kann sein, dass sie dann in anderen Orten ausgewiesen werden", erläuterte der Christdemokrat. In die Beschlussvorlage der Koalition gingen gleichlautende Inhalte aus Anträgen des Ortsbeirats Lützellinden ein.