Das "Essiggässchen" ist vielen Gießenern noch in Erinnerung, obwohl es bereits seit fast 50 Jahren zugemauert ist. Damals sorgte eine spektakuläre Polizeiaktion bundesweit...
. Giessen (kjf). Das "Essiggässchen" ist vielen Gießenern noch in Erinnerung, obwohl es bereits seit fast 50 Jahren zugemauert ist. Daher haben auch zahlreiche Leser den gesuchten Ort erkannt. Benannt nach der Essigfabrik "Quambusch", die ihr Domizil in der Alicenstraße hatte, endete das "Essiggässchen" durch eine Fußgängerunterführung unter dem "Pfaffenbähnchen", wie früher die Bahnlinie von Limburg nach Fulda spöttisch bezeichnet wurde, am Riegelpfad.
In der Stadt Gießen gab es bis in die 1970er Jahre ein Netz von Fußwegen, die immer häufiger dem Autoverkehr geopfert wurden. Das "Essiggässchen" war Teil eines Fußweges von Wieseck nach Kleinlinden, dessen Reste noch neben der Bonifatiuskirche, zwischen Berliner Platz und Ringallee, sowie zwischen Bleichstraße und Alicenstraße begehbar sind. Die Fußgängerunterführung des "Essiggässchens" wurde nach einer spektakulären Polizeiaktion verschlossen, die bundesweit Aufsehen erregt hatte: Am 31. August 1973 stoppte am frühen Abend kurz vor 19 Uhr auf den Gleisen des "Pfaffenbähnchens" ein Güterzug. Für die Passanten im Riegelpfad kein ungewöhnlicher Vorgang, mussten doch die Lieferzüge zum amerikanischen Depot hier häufig auf eine Einfahrgenehmigung in den Bahnhof warten. Aus dem ominösen Güterzug aber sprangen nach kurzer Zeit plötzlich mehr als 200 Polizeibeamte. Unterstützt von amerikanischen Militärpolizisten gelang damals einem Bericht des Gießener Anzeigers zufolge die "totale Überraschung". Als die Polizisten auf ein Pfeifsignal hin kurz vor 19 Uhr die Güterwaggons verließen, trafen sie auf mehr als 100 konsternierte Jugendliche. Verschiedene Drogen, Spritzen und sogar einen Revolver konnten sichergestellt werden.
Da der Hauptumschlagplatz für die Drogen die Fußgängerunterführung gewesen war, beschloss das Ordnungsamt nach der Aktion, diesen dunklen Ort komplett zu versperren. Gerüchten zufolge waren durch die Unterführung viele Verdächtige entkommen, weil die Polizei das "Essiggässchen" nicht in ihrer Planung berücksichtigt hatte.
Um diese Geschichten wissen natürlich auch die Gießener. Aus allen richtigen Einsendungen, die uns per E-Mail oder per Post erreicht haben, wurde Waltraud Rothfuß aus Gießen ausgelost. Sie darf sich über einen Gutschein im Wert von 60 Euro freuen. Wer diesmal nicht gewonnen hat, erhält am Samstag eine weitere Chance mit dem fünften Teil des Sommerrätsels.