Gießen: IG Metall will "Solidargemeinschaft stärken"

Klare Aussage: Vor der Kongresshalle zeigen die Delegierten Stärke und Verbundenheit. Foto: Rumpenhorst/IG Metall

Die IG Metall Mittelhessen hat ihren 1. Bevollmächtigten Stefan Sachs für weitere vier Jahre wiedergewählt, auch der 2. Bevollmächtigte Mario Wolf wurde mit beeindruckender...

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. GIESSEN. Die IG Metall Mittelhessen hat am Samstag ihren 1. Bevollmächtigten Stefan Sachs für weitere vier Jahre wiedergewählt. Mit knapp 16 000 Mitgliedern ist die IG Metall Geschäftsstelle Mittelhessen die mit Abstand größte Arbeitnehmerorganisation in der heimatlichen Region. Sie ist eine von 27 Geschäftsstellen im IG Metall Bezirk Mitte, der seinen Sitz in Frankfurt hat. Nach Zahl ihrer Mitglieder befindet sich die Verwaltungsstelle Mittelhessen im Mittelfeld dieser 27, in Sachen Tarifbindung der Metall- und Elektrobetriebe in ihrem Bereich aber an der Spitze.

Die IGM-Geschäftsstelle Mittelhessen, die vor mehr als zwei Jahrzehnten aus der Fusion der einst selbstständigen Verwaltungsstellen Gießen, Wetzlar und Marburg entstand, umfasst die Landkreise Gießen, Vogelsberg und Wetterau sowie die beiden Altkreise Marburg (ohne Biedenkopf) und Wetzlar (ohne Dillenburg).

Unter ausdrücklicher Einhaltung aller Corona-Schutzmaßnahmen und -vorschriften, die den Delegierten und allen Teilnehmern in der Einladung detailliert und schriftlich an die Hand gegeben worden waren, fand am vergangenen Samstag in der Kongresshalle die konstituierende Delegiertenversammlung der IG Metall Mittelhessen statt. Dabei waren von maximal möglichen 95 Delegierten 74 anwesend. Insgesamt nahmen rund 100 Personen an der Versammlung teil. Im Mittelpunkt standen dabei neben dem Geschäftsbericht des 1. Bevollmächtigten Stefan Sachs und dem Gastreferat des im Wetzlarer Stadtteil Nauborn beheimateten IGM-Bezirksleiters Jörg Köhlinger die Vorstandsneuwahlen und die Wahl der Delegierten für die IGM-Bezirkskonferenz sowie für die beiden Tarifkommissionen Metall und Elektro.

Für Stefan Sachs, den gelernten Maschinenschlosser, votierten in geheimer Wahl 72 von 74 Delegierte, was einer Zustimmung von 97,3 Prozent entspricht. Sachs steht seit acht Jahren als 1. Bevollmächtigter und Hauptkassierer an der Spitze der IG Metall Mittelhessen und hat diese in den zurückliegenden Jahren weichenstellend geprägt. Sachs, Jahrgang 1963, ist ein Mann klarer Worte; leise Töne sind eher nicht seine Sache. Dabei ist und handelt er geradlinig, verfolgt abseits illusionärer Gedankengebäude Ziele, die pragmatisch umsetzbar und erreichbar erscheinen. Diesen Weg will Sachs an der Spitze der IG Metall Mittelhessen weiter gehen und dabei - das gelte für seine Person wie für die Arbeitnehmer-Organisation, der er vorsteht - in der Auseinandersetzung mit den Arbeitgebern "konfliktfähig, konfliktbereit, durchsetzungsfähig, aber natürlich auch kompromissbereit" sein.

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In der Position des zweiten hauptamtlichen Bevollmächtigten bestätigten die Delegierten den gelernten und studierten Erziehungswissenschaftler Mario Wolf, der sich aber früh der Gewerkschaftsarbeit verschrieben hat. In den IG Metall Bezirken Niedersachsen und Sachsen-Anhalt war er aktiv, ehe er 2014 als Jugendsekretär nach Gießen wechselte und 2018 zum 2. Bevollmächtigen "aufstieg". Als sein Ziel gab er aus, an der Seite von Stefan Sachs "die Solidargemeinschaft IG Metall Mittelhessen noch stärker zu machen, als sie jetzt schon ist".

"Schönwetterperiode"

13 Beisitzer komplettieren den Ortsvorstand der IG Metall Bezirksstelle Mittelhessen, in deren Geschäftsstelle in der Marburger Straße in Gießen ein Team von einem Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Belange und zum Wohle der 16 000 Mitglieder arbeitet. Die Beisitzer in alphabetischer Reihenfolge: Nizamettin Acer (Dexion, Laubach), Simon Alsmeier (Schunk, Heuchelheim), Stefano di Lena (Buderus Edelstahl, Wetzlar), Udo Dort (Schunk Transit Systems, Wettenberg), Siegfried Füller (Rentner, Gießen), Tamara Göpper (Mahle, Wölfersheim), Regina Hornung (Robert Bosch Guss, Lollar), Benjamin Krombach (Bosch Thermotechnik, Lollar), Maren Leicht (Schunk, Heuchelheim), Björn Mannß (Dexion, Laubach), René Müller (Fritz Winter Eisengießerei, Stadtallendorf), Samuel Pitters (voestalpine Turnout Technology Germany, Butzbach) und Sascha Romanowski (Student, Gießen).

Laut Bezirksleiter Jörg Köhlinger ist auch für die IG Metall mehr als klar, dass die Folgen der Corona-Krise, die ihrerseits eine zehnjährige konjunkturelle "Schönwetterperiode und Hochphase" beendet hat, "eine historisch einmalige Herausforderung ist, die bewältigt werden muss" - in Deutschland, Europa und der Welt. In der Krise - und im Blick auf andere Länder - werde deutlich, wie wichtig ein funktionierender Sozialstaat und mit ihm eine wirkungsvolle öffentliche Daseinsfürsorge seien. In dieser Situation habe die IGM mit den Arbeitgebern "gute Vereinbarungen hingekriegt". Dennoch werde man mit "Verwerfungen" in Sachen Standortsicherung, Beschäftigung und Ausbildung rechnen müssen.

Nur fünf Prozent der Metall- und Elektrobetriebe arbeiteten derzeit in Vollauslastung, die anderen 95 Prozent in Abstufungen weniger bis hin zu fast gar nicht mehr. Ein gewichtiges Problem sei dabei die "Beschädigung der Lieferkette", von der die Hälfte aller Betriebe besonders betroffen sei. Die derzeit geltenden und praktizierten Ausnahmeregelungen dürfen laut Köhlinger keine Dauerlösung werden, auch wenn dies einigen Arbeitgebern durchaus gelegen käme. Gezielt beklagte der Bezirksleiter, dass Unternehmen Geld vom Staat erhielten und dennoch Mitarbeiter entließen. "Dem müssen wir uns entgegenstellen." Ebenso der Gefahr, dass mit der Lockerung oder gar Aufhebung des "Shut-down" die "Kapitalvermehrung" seitens der Unternehmen auf Kosten der Gesundheit der Beschäftigten stattfinde.