Gießen: Lahnstraße wieder für Verkehr freigegeben

"Schnipp, schnapp" zum Ende dieses Bauabschnitts in der Lahnstraße: Bürgermeister Peter Neidel (3.v.r.) und Kleinlindens Ortsvorsteher Klaus Dieter Greilich (2.v.l.) schneiden das Band durch.  Foto: Docter

Die aufwendigen Arbeiten an der ersten von zwei Eisenbahnbrücken zwischen Gießen und Kleinlinden sind nun abgeschlossen. Die Durchfahrt ist ab heute Mittag wieder möglich....

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GIESSEN. Statt dem über Jahrzehnte gewohnten schmutzigen Grau sind es nun ein fröhliches Rot und Blau, die Geländer und Gleisbett der südlichen Eisenbahnbrücke in der Lahnstraße schmücken. Was insbesondere Autofahrer aber am meisten freuen dürfte, ist die deutlich breiter gewordene Durchfahrt: Nach vormals um die sechs Meter sind es nun inklusive Gehweg an die elf Meter, was endlich zwei Fahrspuren und Gegenverkehr ermöglicht. Zusätzlich ist die Durchfahrtshöhe von 3,50 auf 4,50 Meter angewachsen. Etwa dieselben Ausmaße soll ab 2023 das benachbarte Brückenbauwerk erhalten. Bis auch das geschafft ist, muss der Verkehr an diesem Nadelöhr weiterhin durch Ampeln geregelt werden. Die wiederum bekommen ab heute Mittag wieder deutlich mehr zu tun. Denn mit der Beendigung der Arbeiten an der ersten Brücke wird die beliebte Verbindungsstrecke zur Frankfurter Straße nach fast siebenmonatiger Vollsperrung für die Verkehrsteilnehmer freigegeben.

Herausforderungen

Als Bürgermeister Peter Neidel und Kleinlindens Ortsvorsteher Dr. Klaus Dieter Greilich am Mittwochnachmittag symbolisch das Band durchschneiden, strahlen beide übers ganze Gesicht. Ist ihnen wie auch allen anderen Beteiligten an den Bau- und Leitungsarbeiten doch die Bedeutung dieses gerade einmal etwa 150 Meter langen, viel befahrenen Straßenabschnitts nur allzu bewusst. "Für die Stadt ist das eine wichtige Maßnahme", betont Neidel. Während Greilich wissen lässt, dass "wir uns als Kleinlindener Bürger sehr darüber freuen, dass die Straße wieder frei ist".

Bereits Mitte 2018 hatte der erste Bauabschnitt begonnen, seitdem wurde die Vollsperrung jeweils nur für einige Monate aufgehoben. Welche "komplexen technischen Herausforderungen" es hier laut dem Bürgermeister zu bewältigen galt und gilt, verdeutlicht Diplom-Ingenieur Bernt Sapauschke vom Wettenberger Ingenieurbüro Zick-Hessler: Er habe "noch nie" ein Projekt gehabt, in dem in einem derart kurzen Abschnitt "solch mannigfaltige" Zwischenschritte notwendig sind. Als Beispiel dafür nennt Peter Ravizza, Leiter des städtischen Tiefbauamts, den Kanalschacht der Mittelhessischen Wasserbetriebe (MWB): Da die Straße vertieft wurde, um die Durchfahrtshöhe unter der Brücke zu vergrößern, musste man aufgrund des knappen Platzes im Erdboden eine "kleine Beule" in der Straße hinnehmen. Zudem seien hier auch noch zahlreiche andere Leitungen, inklusive derjenigen der Telekom, neu verlegt worden.

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Bei diesem Bauprojekt arbeitet man eng mit der Deutschen Bahn (DB) zusammen. Schließlich führen über die beiden Brücken jeweils zwei viel befahrene Personen- und Güterverkehrsstrecken. Laut DB-Vertreter Michael Möll kostet die jetzt fertiggestellte Brücke circa fünf Millionen Euro. 40 Prozent dieser Kosten zahlt die Bahn, 60 Prozent die Stadt. Ravizza geht davon aus, dass man auf städtischer Seite etwa 70 Prozent durch Fördermittel finanziert bekommt. Straßenbau und Untergrund wiederum schlagen mit rund 400 000 Euro zu Buche.

Schwerlastverkehr

Die nördliche Brücke soll ab 2023 im Übrigen "in anderer Bauweise entstehen", erläutert der Leiter des Tiefbauamts. Demnach werde sie an ihrer künftigen Position "fertig reingehoben". Bei beiden neuen Bauwerken handelt es sich um Stahlbrücken. Ihre Vorgänger stammen aus den 50er Jahren und weisen "Abbruchschäden durch Lkw" auf, führt Ravizza als weiteren Grund auf, sie zu erneuern. Die Arbeiten am nördlichen Eisenbahnüberführungsbauwerk, wie es in der Fachsprache heißt, sollen dann "ein knappes Jahr dauern", so der Amtsleiter.

"Wir werden sehr darauf achten, dass der Schwerlastverkehr auf die Autobahn geleitet wird und nicht durch Kleinlinden fährt", nutzt Greilich die Gelegenheit, auch dieses Thema anzusprechen. Neidel versichert ihm, dass es eine entsprechende Beschilderung geben soll. Der Bürgermeister dankt schließlich allen an Planung und Bau beteiligten Personen und Unternehmen, darunter auch der ausführenden Firma Eurovia und den Stadtwerken Gießen (SWG). Neidel ist es zudem wichtig, auf die ebenfalls neu angelegten Radschutzstreifen und abgeflachten Bordsteinkanten aufmerksam zu machen. Zumal hier häufig auch Radler unterwegs sind.

Von Frank-O. Docter