Die Stadt Gießen hat einen deutlich höheren Anstieg von Corona-Fallzahlen als der übrige Landkreis verzeichnet. Am Dienstag wurde Quarantäne für 15 Schüler und drei...
. Giessen (red/ib). Die Stadt Gießen hat in den vergangenen Tagen einen deutlich höheren Anstieg von Corona-Fallzahlen als der übrige Landkreis verzeichnet. "Gemessen am Eindämmungskonzept des Landes Hessen entspricht dies lokal der Warnstufe 'Gelb'. Dies ist der Fall, wenn innerhalb von sieben Tagen ein Wert von mehr als 20 Infizierten pro 100 000 Einwohner erreicht wird", heißt es in einer Pressemitteilung des Landkreises. In Gießen liege dieser Wert momentan bei 20,3 (Stand 24. August, 17 Uhr). Dort waren zu diesem Zeitpunkt 18 der insgesamt 32 aktiven Covid-19-Fälle im Kreisgebiet verortet. Kreisweit beträgt die Inzidenz 11,2 - gemäß dem Ampelsystem also noch im grünen Bereich. Insgesamt gibt es 351 Coronafälle, davon entfallen 138 auf das Stadtgebiet.
Nach der bestätigten Covid-19-Infektion eines Alexander-von-Humboldt-Schülers hat das Gesundheitsamt zudem für 15 Klassenkameraden sowie drei Lehrkräfte Quarantäne angeordnet. Alle werden in den kommenden Tagen getestet. Der positive Befund sei am Dienstag gemeldet worden. Der Schüler infizierte sich demnach im familiären Umfeld infolge einer Reiserückkehr. Das Gesundheitsamt stehe in Kontakt mit der Schulleitung, dem Staatlichen Schulamt sowie der Stadt als Schulträger. Die Schule hat eine Hotline zur Elterninformation eingerichtet.
Aufgrund der erneut steigenden Fallzahlen übt sich die Stadt Gießen darüber hinaus noch in Zurückhaltung, was den Krämermarkt betrifft. Der sollte eigentlich vom 9. bis 11. Oktober unter dem Motto "In Gießen kommt Leben in den Herbst" stattfinden. Ursprünglich wollte der Magistrat am gestrigen Dienstag erläutern, wie hier unter Corona-Bedingungen verfahren werden könnte. Die Pressekonferenz sagte Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz jedoch kurzfristig wieder ab. Großveranstaltungen bräuchten eine dreimonatige Vorlaufzeit und man könne momentan nicht seriös abschätzen, wie sich im folgenden Vierteljahr die Pandemie entwickele. Der rechtliche Rahmen sei geschaffen, doch die Skepsis überwiege. Ob etwas möglich sei, solle demnächst bei einem Treffen mit Einzelhändlern erörtert werden.
"Das Erreichen der Stufe 'Gelb' für die Stadt Gießen bedeutet nicht, dass sofort Schritte nötig sind, erfordert aber eine erhöhte Aufmerksamkeit und bei Bedarf ein rasches Reagieren mit gezielten Maßnahmen", erklärte Landrätin Anita Schneider nach einem gemeinsamen Gespräch zwischen Stadt und Landkreis. Zur Teilnehmerrunde gehörten Dietlind Grabe-Bolz, Bürgermeister Peter Neidel sowie Vertreter des Gesundheitsamtes, der Kreis-Ordnungsbehörde, der Gefahrenabwehr und der Polizei
"Die Stadt Gießen hat als Oberzentrum, Wirtschafts- und Bildungsstandort eine besondere Bedeutung im Landkreis, wenn es um das Infektionsgeschehen geht", so Grabe-Bolz. Die Ordnungskräfte prüften umsichtig und genau den infektionsgerechten Umgang mit Veranstaltungen und anderen Anlässen. Zugleich appellierte die Oberbürgermeisterin "verstärkt an das verantwortungsvolle Verhalten der Menschen, sich an die Vorgaben zu halten, um sich und andere zu schützen". Der Landkreis tausche sich eng mit den Ordnungsämtern der Kommunen sowie der Polizei aus. Das Gesundheitsamt kontrolliere Hygienekonzepte und gestatte - wenn erforderlich - Veranstaltungen. Für mehr als 250 Personen wird in Hessen eine Genehmigung benötigt. "Mit Blick auf die aktuelle Situation möchten wir alle Veranstalter sensibilisieren", ergänzt Ordnungsdezernent Peter Neidel. "Immer, wenn Menschen zusammenkommen, ist dies mit einer besonderen Verantwortung verbunden - dies betrifft Zusammenkünfte im Kreis von Freunden oder Vereinen ebenso wie Märkte oder Sportveranstaltungen. Hygieneauflagen und geltende Regelungen werden vom Ordnungsamt verstärkt kontrolliert." Veranstalter sollten auch die Auswirkungen ihrer Vorhaben im öffentlichen Raum bedenken, warnt die Landrätin. "Deshalb ist gerade viel Augenmaß und Abwägung nötig. Wir alle haben es in der Hand, Abstand zu wahren, Masken zu tragen und Hygieneregeln einzuhalten."