Gießener Senioren halten sich fit mit der "memoreBox"

Gymnastik oder Tanzen - mit der memoreBox ist das allein oder in der Gruppe möglich. Fotos: Schäfer

Kegeln für geistige Fitness: Die von der Barmer geförderte therapeutische Spielekonsole bringt Abwechslung in den Alltag von Seniorenheimbewohnern in Gießen.

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GIESSEN. Viele ältere Pflegebedürftige haben in früheren Jahren an Kegelabenden aktiv teilgenommen. Aufgrund nachlassender körperlicher Leistungsfähigkeit musste dieses Freizeitvergnügen dann irgendwann aufgegeben werden. Und später wartete für manchen das Pflegeheim, um seinen Lebensabend dort zu verbringen. Dass das Freizeitvergnügen Kegeln nicht mit dem "Altsein" und der Pflegebedürftigkeit beendet sein muss, dafür sorgt die Krankenkasse Barmer gemeinsam mit dem Hamburger Digital-Health-Unternehmen "RetroBrain R&D".

In der Seniorentagesstätte Heinrich-Albertz-Haus und dem Seniorenzen-trum Albert-Osswald-Haus in Kleinlinden kommt die von der Barmer geförderte therapeutische Spielekonsole "memoreBox" zum Einsatz. Mit digitalen Spielen können Pflegebedürftige ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten trainieren und gemeinsam jede Menge Spaß haben. "Die memoreBox motiviert die teilnehmenden Senioren immens und bringt echte Mehrwerte in den Pflegealltag", so Thomas Steingass, Vertragsreferent der Barmer in Hessen.

Awo-Geschäftsführer Jens Dapper stellte die neuen Fitnessmöglichkeiten vor. "Seit 2018 haben wir uns mit dem Thema der Prävention im Pflegeheim in Form besonderer digitaler Spielformen beschäftigt." Ziel des ganzen sei es, verloren geglaubte Fähigkeiten wiederzuentdecken und dabei Therapie und Spaß unter einen Hut zu bringen. Diese Aufgabe in den Pflegealltag mit einzubinden bedeute, die Mitarbeiter "mit auf den Weg zu nehmen" sowie die Bewohner zu motivieren. Einrichtungsleiterin Martina Wallwaey sowie Jutta Bunte, Krankenschwester der Tagesstätte, bestätigten, dass beides hier in der Kleinlindener Pflegestätte gelungen sei.

Das System "memoreBox" wurde von "RetroBrain R&D" zum Erhalt der körperlichen und geistigen Fitness von Senioren entwickelt. "Mit den spielerischen digitalen Gesundheitstrainings auf der 'memoreBox' erreichen wir immer mehr Menschen in der Pflege und können nachweislich einen Beitrag zu höherer Lebensqualität und gestärkten kognitiven und motorischen Fähigkeiten leisten. Das motiviert uns, unser Produktportfolio auch weiterhin im engen Austausch mit Wissenschaft und Praxis auszubauen. Unser Ziel ist es, pflegebedürftigen Menschen in ganz Deutschland zu mehr Teilhabe zu verhelfen und dadurch ein selbstbestimmtes und inklusives Menschenbild in der Pflege zu unterstützen", erklärte Adalbert Pakura, Managing Director bei "RetroBrain".

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Die Humboldt-Universität Berlin, die Alice Salomon Hochschule Berlin und die AG Alter und Technik der Charité Universitätsmedizin Berlin hätten die Wirksamkeit der "memoreBox" im Rahmen eines Modellprojekts evaluiert. Die Barmer habe das Projekt seit 2016 bundesweit im Rahmen des Präventionsgesetzes gefördert. Wirksamkeitsstudien belegten Vorteile für Pflegebedürftige.

"Die memoreBox bietet den Kunden unseres Seniorenzentrums die Möglichkeit, spielerisch Konzentration und Reaktion zu fördern und damit eigene Ressourcen zu erhalten und zu fördern. Das gemeinsame Spielen regt außerdem zur Kommunikation an - ein wichtiger Baustein für die psychische Gesundheit. Ein weiterer großer Vorteil der Nutzung der "memoreBox" ist, dass auch Menschen im Rollstuhl einbezogen werden können", berichtete Jutta Deibel-Schmidt, Leiterin der Sozialen Betreuung und Projektleiterin des Awo-Seniorenzentrums.

Die Wirksamkeit und Sicherheit des Trainings konnte mit der Förderung der Barmer wissenschaftlich untersucht und bestätigt werden. Nach einer fast zweijährigen wissenschaftlichen Evaluation mit rund 900 Senioren in bundesweit mehr als 100 Pflegeheimen wurde das Projekt in die Regelversorgung überführt, so die Barmer. Die wissenschaftliche Begleitung habe gezeigt, dass fast zwei Drittel der Nutzer sich durch das Training körperlich und geistig gut gefördert fühlten. Die therapeutischen Spiele der "memoreBox" machten Senioren wieder leistungsfähiger und mobiler. Sie könnten sich signifikant besser selbst versorgen und allgemeine Tätigkeiten eigenständiger ausführen. Bei mehr als der Hälfte der Nutzer steige auch die Motivation zu sozialen Kontakten, so weitere Ergebnisse der Studie.

Das Angebot von sechs verschiedenen Spielen soll, so Pakura, nach und nach erweitert werden. Ob allein beim Kegeln oder Motorradfahren, zu zweit beim Tischtennis spielen oder in der Gruppe bei gymnastischen Übungen: Die Senioren in Kleinlinden waren sichtlich mit Eifer und Freude bei der Sache.