1,5 Millionen Euro hat der Magistrat für die Dauerausstellung der beiden Museumshäuser auf dem Kirchenplatz veranschlagt. Jetzt ist das Stadtparlament am Zug.
GIESSEN. "Wenn man ein Projekt einmal angefangen hat, dann geht es immer weiter", zeigt sich Dietlind Grabe-Bolz aus Erfahrung überzeugt. Und Gießens scheidende Oberbürgermeisterin ist sich sicher, dass das Langzeitprojekt Museumserneuerung nun endgültig in die richtige Richtung unterwegs ist. In ihrer letzten Stadtverordnetensitzung vor der Amtsübergabe an ihren Nachfolger Frank-Tilo Becher soll am 18. November eine weitere Etappe auf dem Weg zu einem zeitgemäßen Oberhessischen Museum bewältigt werden. Dann muss das Stadtparlament eine Ausgabe in Höhe von 1,5 Millionen Euro bewilligen, mit der die neue Dauerausstellung in den beiden Museumsgebäuden auf dem Kirchenplatz finanziert werden soll. Läuft alles nach Plan, kann das Publikum ab Herbst 2025 erstmals wieder das Wallenfels'sche sowie das Leib'sche Haus besuchen, die dann als Doppelanlage miteinander verbunden sein sollen.
In einer Magistratspressekonferenz stellte die Oberbürgermeisterin nun die Vorlage vor, über die in der Stadtverordnetenversammlung im November abgestimmt werden soll. Die Finanzmittel für die Neugestaltung der längst in die Jahre gekommenen Innenräume beider Gebäude stammt aus dem Landesprogramm Hessenkasse, aus dem insgesamt 4,7 Millionen Euro in die Museumssanierung fließen. Davon werden die in der Vorlage aufgelisteten 1,5 Millionen Euro in die neue Dauerausstellung gesteckt, die mit der Sanierung der beiden historischen Häuser zusammenfällt. So soll ein "lebendiger Ort der Begegnung und ein Raum für aktuelle Diskurse entstehen", wie es in der Magistratsvorlage heißt. Den größten Einzelposten macht dabei der Ausstellungsbau (630 700 Euro) aus, rund 200 000 Euro sind für moderne Medien vorgesehen, 50 000 für Barrierefreiheit und knapp 370 000 Euro für Honorare des Gestalterbüros. Sieben Themenbereiche werden dann in der Dauerausstellung behandelt: Eine Einführung in die Stadtgeschichte soll einen leichten Zugang in die Präsentation ermöglichen. Zudem könne sie als Ausgangspunkt für Stadtführungen genutzt werden - "auch von Leuten, die sich vielleicht nicht das ganze Museum anschauen möchten", wie die Oberbürgermeisterin erklärt. Hinzu kommen die Kapitel Sammlerpersönlichkeiten, das Kommen und Gehen in Gießen, die Industriegeschichte, Freizeitaktivitäten, Orte der Wissensvermittlung und schließlich politische Entwicklungen. Das beauftragte Gestaltungsbüro aus Halle/Saale soll die Museumshäuser auch technisch so einrichten, dass die Dauerausstellung für mindestens 15 Jahre bestehen bleiben könne, lautet die Vorgabe.
Zugleich gehe es aber darum, die eigene Sammlung in Sonderausstellungen vermehrt ins rechte Licht zu rücken, sagt Grabe-Bolz. Die bislang mit Objekten überfrachteten Ausstellungsräume sollen sich dann entschlackter und fokussierter präsentieren. Denn "weniger ist da mehr", lautet das Motto der Oberbürgermeisterin. Doch bevor es soweit ist, werden die Türen der beiden Häuser in den kommenden vier Jahren geschlossen bleiben.
Von Björn Gauges