Gießener Stadttheater meldet sich zurück

Zu einem kostenlosen Picknick im Park lädt das Stadtheater Gießen am 27. Juni ein, bei dem ein Programm mit Beiträgen aus allen Sparten des Hauses geboten wird. Für die Verpflegung muss allerdings selbst gesorgt werden. Foto: Stadttheater

Eine Sonntagsmatinee im Theaterpark wird am 27. Juni geboten. Ende August startet ein mehrwöchiges Videoprojekt auf dem Berliner Platz und der Fassade des Stadttheaters.

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GIESSEN. Die Kultur kehrt zurück an den Berliner Platz - wenn zunächst auch nicht in den großen Theatersaal, so doch zumindest davor. Das Stadttheater Gießen plant, mittels eines sogenannten Videomappings das altehrwürdige Gebäudes digital zu beleuchten und dreidimensional zu bespielen. Bei diesem Verfahren werden die einzelnen Fassadenflächen punktgenau erfasst und angestrahlt, sodass sich spektakuläre Effekte erzielen lassen, wie Intendantin Cathérine Miville ankündigt. Hinzu kommen soll eine neun mal sechs Meter große LED-Leinwand, die vor dem Rathaus internationales Tanztheater zeigt, ebenso wie Programme mehrerer lokaler Kulturinstitutionen, darunter etwa das Mathematikum, die Musikschule und das Institut für Angewandte Theaterwissenschaft. Zunächst läuft das Tanzprojekt vom 26. bis 29. August auf der Leinwand, dann wird es an den vier folgenden Wochenenden fortgesetzt.

Zuvor will das Stadttheater sein Publikum aber bereits am Sonntag, 27. Juni, ab 11 Uhr auf die kommende Spielzeit einstimmen. Bei einer Sommer-Matinee im Theaterpark gibt es dann Beiträge aus den Bereichen Musik, Schauspiel und Tanz zu erleben, die sich auf zwei Bühnen abwechseln und gleichzeitig auf die Anfang September startende Theatersaison verweisen. Geboten werden kleine Szenen aus den Schauspielen "Der zerbrochene Krug" und Bookpink" sowie musikalische Nummern aus dem Musical "Spamalot" mit Liveband und Choreographien der Tanzcompagnie. Auch das Philharmonische Orchester, Gießen, ein Blechbläserensemble und der Opernchor haben ihre Auftritte.

Dazu können die Besucher Picknickdecken und Verpflegung mitbringen, um sich in einem abgetrennten Wiesenbereich niederzulassen und die Auftritte der Theaterkünstler zu genießen. Die Intendantin bittet das Publikum darum, sich bereits vorab online für die kostenlosen Tickets zu registrieren sowie eigene Speisen und Getränke mitzubringen. Auch sollten Masken getragen werden, bis die Plätze auf den Decken eingenommen worden sind. Wer die Voranmeldung versäumt hat, kann sich aber auch noch kurzfristig an den beiden Eingängen des Bereichs corona-konform registrieren lassen. Zudem bittet die Hausherrin die Gäste, sich vorab testen zu lassen, ohne das allerdings eigens kontrollieren zu wollen.

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Hinzu kommt ab Ende August ein technisch aufwändiges Videoprojekt auf dem Berliner Platz, das vor allem "durch das Engagement von Ballettdirektor Tarek Assam sowie durch ein enges Netzwerk zustandegekommen ist", wie Miville hervorhebt. Möglich wurde es durch eine Fördersumme von 190 000 Euro, die aus dem Projekt "Ins Freie!" des Landes Hessen stammen. "Wir hätten das Projekt auch gerne schon früher angeboten, doch die Bewilligung sei erst mit einiger Verzögerung vor wenigen Tagen eingetroffen", berichtet die Intendantin. "Es ist eben ein komplexes Vergabeverfahren."

Für Assam ist der viertägige Auftakt der Open-Air-Reihe (26. bis 29. August) der Ersatz für das rund um Pfingsten geplante und wegen der aktuellen Corona-Vorgaben wie im vergangenen Jahr ausgefallene TanzArt-Festival. "Alle Partner sind eingeladen, sich digital daran zu beteiligen." Dazu wird die LED-Leinwand vor dem Rathaus Beiträge der Ensembles aus aller Welt zeigen, die ihre Kunst ursprünglich in Gießen präsentieren wollten. Die Choreoraphien sollen möglichst live gestreamt werden, andere werden als Aufzeichnung zu sehen sein. Die chinesischen Partnerensembles aus Shenzen und Hongkong "haben auch schon angekündigt, um 2 Uhr morgens für uns aufzutreten", kündigt Gießens Ballettdirektor lachend an.

Vor der großen Leinwand wird eine kleine Bühne für Live-Ereignisse aufgebaut, an den Folgewochenenden wird sie jeweils freitags und samstags anderen Kultureinrichtungen eine Stunde lang überlassen, denen damit ebenfalls "eine Bühne geboten werden soll", wie Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz erklärt. Zudem wird die Projektionsfläche während der Bundestagswahl für Zahlen und Ergebnisse genutzt.

Und dann ist da noch die gegenüberliegende Seite des Platzes. Vom Vorplatz der Kongresshalle aus wird per Videomapping die Stadttheaterfassade dreidimensional bespielt. "Da kann dann alles Mögliche passieren", kündigt Cathérine Miville an. Die Technik sorge vielleicht sogar dafür, dass sich die Türen für die Betrachter virtuell öffnen - im besten Falle sogar für diejenigen Menschen, die gerade eine Vorstellung im Saal gesehen haben und das Fassadenprojekt dann als künstlerisches Nachspiel betrachten wollen.

Von Björn Gauges