IHK Gießen-Friedberg: Viele Branchen schwer angeschlagen

Steil nach unten zeigt insbesondere in der Gastronomiebranche der Konjunkturklimaindex der IHK.   Symbolfoto: dpa

Das Konjunkturbarometer im Bezirk der IHK Gießen-Friedberg ist unter die Zufriedenheitsschwelle abgerutscht. Insgesamt ist nur knapp jedes dritte Unternehmen mit seiner...

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GIESSEN. Das Konjunkturbarometer ist unter die Zufriedenheitsschwelle abgerutscht: Insgesamt ist nur knapp jedes dritte Unternehmen mit seiner Geschäftslage zufrieden, zeigte die Befragung der Mitglieder im IHK-Bezirk Gießen-Friedberg. "Eine Reihe von Branchen ist durch die Beschränkungen der Corona-Pandemie schwer angeschlagen", heißt es in einer Pressemitteilung.

Insbesondere die Hotels und Gaststätten leiden, offenbart der regionale Konjunkturklimaindex in der Gastronomie. Er stürzte auf einen Wert von 35,4 ab. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag er noch bei 116,5. Rund drei Viertel des Gastgewerbes gehen von sinkenden Beschäftigtenzahlen aus. Die Konjunkturumfrage der IHK Gießen-Friedberg fand im September statt und befragte knapp 1000 Betriebe. Geantwortet haben 333 Unternehmen.

Die regionale Staffelung zeigt, dass der Wetteraukreis mit 103,2 den besten Klimaindex unter den befragten Regionen aufweist. Im Landkreis Gießen schrumpfte er von 99,2 auf 89,6. Der Vogelsbergkreis belegt mit 83,9 den dritten Platz und zeigt sich damit relativ unverändert (Vorjahr: 86,3). Diese Werte pendeln um den Gesamt-Index für Hessen, der mit 95 unter der Zufriedenheitsschwelle von 100 liegt.

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Bei der aktuellen Befragung zeigte sich interessanterweise, dass die hiesigen Betriebe im Vergleich zu Hessen im Gesamtbild das gleiche Ergebnis aufweisen. Üblicherweise liegt das hessische Ergebnis über allen Ergebnissen des IHK-Bezirks Gießen-Friedberg aufgrund der starken Exportorientierung der hessischen Betriebe, insbesondere in der direkten Rhein-Main-Region.

In der Gesamtbewertung der Konjunktur zeigt sich, dass noch 28,4 Prozent der regionalen Betriebe zufrieden mit der derzeitigen Geschäftslage sind (2019: 33,5 Prozent).

Die Unzufriedenheit hat sich dagegen gegenüber dem Vorjahr verdoppelt: Knapp jedes dritte Unternehmen ist unzufrieden (27,8), vor einem Jahr war dies nur knapp jedes sechste Unternehmen (17,1 Prozent). Nur noch 16,2 Prozent blicken derzeit optimistisch in die Zukunft. Insgesamt liegt der Klimaindex im IHK-Kammerbezirk bei 95,1, gleichwohl wies er in Zeiten der Finanzkrise - im Frühjahr 2009 - mit 62,9 einen weitaus schlechteren Wert auf. Der Indexwert zur Konjunkturlage bewegt sich zwischen 0 und 200, ab einem Wert von 100 signalisiert er Wachstum und Optimismus.

Starker Bausektor

Manche Branchen sind von den Corona-Einschränkungen nur wenig betroffen. Einige Sektoren in der hiesigen Wirtschaft können ihre Stärken auch in der Corona-Pandemie ausspielen. So weist der Bausektor in der Wetterau mit 128 einen sehr robusten Klimawert auf. Im Sommer zog der Auftragseingang sogar um 3,5 Prozent an.

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Der Wohnungsbau übernimmt die Rolle der Konjunkturlokomotive. Insgesamt liegt der Klimaindex Bau bei 120 gegenüber 133,1 im Vorjahr. Die Befragten rechnen zudem mit steigenden Beschäftigtenzahlen. Aus dem überaus schwierigen Jahr 2020 werden eine Reihe von Herausforderungen in das kommende Jahr übergehen - insbesondere für die besonders stark betroffenen Branchen. Weitere Hindernisse für einen wieder einsetzenden Aufschwung ergeben sich aus dem Brexit, den höchsten Strompreisen und Steuerbelastungen in der EU und einer sich weiterhin verschlechternden Verkehrsinfrastruktur. Die Verunsicherung im Bereich der Automobilindustrie dämpft ebenfalls die Stimmung, wie die IHK nach ihrer Erhebung resümiert.