Ein mobiles Impfteam hat vor der Mensa an der JLU Gießen bisher 116 Dosen Corona-Impfstoff verabreicht. Die Aktion steht unter dem Motto "Für mehr Präsenz im Wintersemester".
GIESSEN. "Ich bin schon ein wenig enttäuscht, dass ich heute nicht geimpft werden darf. Aber zum Glück hat man mir eine Alternative angeboten", zeigt sich Melanie Hofmeister zuversichtlich. Die 26-Jährige wollte sich bei der Impfaktion vor der Mensa an der Justus-Liebig-Universität (JLU) eigentlich ihre erste Dosis des Biontech-Vakzins verabreichen lassen. Dazu kam es jedoch nicht. "Der Arzt hat mir aufgrund einer möglichen anaphylaktischen Reaktion davon abgeraten. Ich solle besser ins Impfzentrum fahren", beschreibt die Lehramtsstudentin ihre Situation. Offenbar handelte es sich nicht um einen Einzelfall, so die Erfahrung des Impfteams. Immer wieder konnten Personen nicht teilnehmen, weil die Risiken nicht zu kalkulieren gewesen seien. Dann gab es die Anweisung an die mobilen Einsatzkräfte, die Betroffenen zur Immunisierung nach Heuchelheim zu schicken.
Skepsis überwunden
Die Aktion läuft seit Ende Juli in Kooperation zwischen dem Impfzentrum des Landkreises und dem Studentenwerk Gießen. Als Impfstoff steht "Comirnaty" von Biontech zur Verfügung; von montags bis freitags zwischen 8 und 15 Uhr ist ein Termin ohne Anmeldung für Menschen ab 16 Jahren erhältlich. Das Angebot selbst richtete sich nicht nur an Studierende, sondern explizit an alle Interessierten, wenngleich in erster Linie junge Erwachsene angesprochen werden sollten. Denn deren Immunisierungsrate liegt noch im niedrigen Bereich und soll weiter verbessert werden, heißt es zur Begründung. Nach Angaben des Landkreises sind dort bisher 110 Dosen des Vakzins gespritzt worden, zusätzlich noch sechs Impfungen mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson. Den Zweittermin in Heuchelheim bekommen die Impflinge direkt beim mobilen Team vor Ort. Der Standort vor der Mensa war vom Studentenwerk vorgeschlagen worden. Sollte ein Standortwechsel gewünscht werden, beispielsweise vor die Universitätsbibliothek, seien die mobilen Impfteams flexibel.
Nils Kristoffer ist die Entscheidung nicht leicht gefallen, sich impfen zu lassen. "Ich wollte eigentlich nicht, weil ich der ganzen Sache nicht traue. Ich war immer derjenige in unserer Gruppe, der bei Events nicht dabei sein konnte, weil ich mich nicht testen wollte. Jetzt lasse ich mich doch impfen, um wieder freier zu sein", erzählt der 29-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung. Überzeugt habe ihn letztlich seine Partnerin, die ihn auch begleitet hat. "Es war mir wichtig, dass er ebenfalls geschützt ist und wieder mit mir gemeinsam am Alltag teilnehmen kann", betont Christina Bänsch. Vor Restaurantbesuchen sei es immer schwierig gewesen, "ihn dazu zu bewegen, dass er sich testen lässt". Gemeinsam plant das Paar nun nach der vollzogenen Impfung einen Urlaub.
Gleichzeitig räumt Nils Kristoffer ein, ihn habe die Sorge angetrieben, im kommenden Semester hätten womöglich nur Geimpfte die Erlaubnis, Seminare und Vorlesungen in Präsenz zu besuchen, und alle anderen "unter Druck geraten wären". Die Hochschule dementiert dies auf Anfrage dieser Zeitung. "Die JLU plant das Wintersemester 2021/22 wie angekündigt als Präsenzsemester mit Einschränkungen. Dabei setzen wir auf unsere bewährten Hygienekonzepte", erklärt Pressesprecherin Caroline Link. Nach Auslegung der Coronavirus-Schutzverordnungen können die Hochschulleitungen individuelle Maßnahmen zur Sicherstellung des Infektionsschutzes in Lehrveranstaltungen oder Prüfungen inklusive fachspezifischer Studieneignungstests treffen, die "unter anderem den Zutritt zu einzelnen Veranstaltungen oder einzelnen Räumen auf Personen mit Negativnachweis beschränken". Gemeint sind damit die sogenannten 3G-Nachweise (geimpft, getestet, genesen). "Für eine Zulassung ausschließlich von Geimpften zu Präsenzveranstaltungen gibt es keine rechtliche Grundlage", versichert Caroline Link.
Appell an Angehörige der JLU
Der Grad an Normalität werde davon abhängen, wie viele der Beschäftigten und Studierenden bis zum Herbst geimpft sein werden, so die JLU-Sprecherin weiter. "Vor diesem Hintergrund appellieren wir immer wieder an unsere Beschäftigten und Studierenden, bestehende Impfangebote anzunehmen, beispielsweise die Impftage am 11. und 12. August." Für all jene, die Vorerkrankungen haben, wird jedoch der Gang zum Impfzentrum weiterhin der effektivste Weg bleiben.