GIESSEN. Die Brühlsche Universitätsdruckerei GmbH & Co KG in Wieseck ist durch die Auswirkungen der Corona-Krise bilanziell überschuldet, sodass das Gießener...
GIESSEN. GIESSEN. Die Brühlsche Universitätsdruckerei GmbH & Co KG in Wieseck ist durch die Auswirkungen der Corona-Krise bilanziell überschuldet, sodass das Gießener Traditionsunternehmen am 11. Januar Insolvenzantrag stellen musste (der Anzeiger berichtete). Die intensive Suche nach einer tragfähigen Zukunftslösung sei leider bislang nicht erfolgreich gewesen, sodass sich der vorläufige Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Holger Käs, auch auf eine Abwicklung des Unternehmens ab Juli vorbereite, teilte jetzt der Geschäftsführer der Universitätsdruckerei, Dr. Wolfgang Maaß, mitDas Aus für Brühl würde neben dem Verlust eines weiteren Industrieunternehmens in Gießen auch die Entlassung von 80 Mitarbeitern inklusive Aushilfen bedeuten.
Gesellschafter-Geschäftsführer Maaß sagte, er habe sich mit seinen Mitgesellschaftern und Mitarbeitern lange gegen die drohende Entwicklung gestemmt. Die Umsatzrückgänge hätten sich aber seit Beginn der Corona-Pandemie aktuell eher noch beschleunigt. Dabei seien nahezu alle Reise- und Messekataloge, aber auch Veranstaltungsmagazine ersatzlos gestrichen worden. Und eine Besserung sei weiterhin nicht in Sicht, zumal inzwischen Urlaubsreisen im Sommer oder auch Veranstaltungen bis in den Herbst hinein abgesagt oder zumindest fraglich seien.
Zudem kämpften mittlerweile viele Veranstalter und Kunden der Druckerei selbst ums wirtschaftliche Überleben, sodass auch bei einer behutsamen Rückkehr zu einer neuen Normalität die Mittel für Werbung in gedruckten Produkten noch begrenzter sein dürften. "Nach Corona wird die Welt nicht mehr dieselbe sein wie vor dem Virus", erklärte Maaß. Der unaufhaltsam fortschreitende Strukturwandel vom gedruckten Wort und gedruckter Werbung hin zu Online- und Mobil-Medien tue ein Übriges. Immer mehr Unternehmen hätten ihre Online-Aktivitäten in der Pandemie ausgeweitet und würden sie nachher kaum wieder zurückfahren. Auch Geschäftsreisen würden in Zeiten von Videokonferenzen nach Corona eine kleinere Rolle spielen.
Obwohl Brühl mit Ausnahme von gelegentlich beanspruchtem Kurzarbeitergeld keine staatlichen Hilfen erhalten habe, sei das Unternehmen zahlungsfähig, betonte Maaß. Die Hoffnung auf eine für einen Fortbestand nötige Erholung auf der Auftragsseite sei aber eher gering.
Brühl ist eine vollstufige Rollen- und Bogenoffsetdruckerei. Gefertigt werden Zeitschriften, Kataloge und Adressbücher sowie Werbedrucksachen. Inhaltliche Schwerpunkte liegen in den Bereichen Tourismus, Messen und Veranstaltungen, Landwirtschaft und Umwelt sowie Industrie und Handel. Bei Brühl wurde auch viele Jahre der Gießener Anzeiger gedruckt bis zu dessen endgültiger Übernahme durch die Verlagsgruppe Rhein-Main (VRM) im Jahr 2014.