Bei sommerlichen Temperaturen haben Feierleute am Freitagabend erneut für Lärm und Müll vor dem Unihauptgebäude gesorgt. Zudem hat es dort am Wochenende gleich zwei...
. GIESSEN. Reichlich Bier, Wodka und Prosecco: Die Auswahl an Getränken war offenbar groß. Zumal auch Rotwein und etliche Cocktails "to go" unverkennbar konsumiert wurden. Zwischendurch schmeckten zudem Pizza und andere Leckereien. Das lässt sich ebenfalls aus dem Müll "herauslesen", den gänzlich ungesittete und rücksichtslose Feierleute am Freitagabend vor dem Hauptgebäude der Justus-Liebig-Universität (JLU) hinterlassen haben. Dabei scheinen die Herrschaften obendrein nicht mit der Funktionsweise eines Abfalleimers vertraut zu sein. Ein Anwohner, der sich schon vor dem Schlafengehen über den Lärmpegel geärgert hat, konnte am nächsten Morgen nämlich feststellen, dass dieser "noch nicht mal halb gefüllt war". Während auf den benachbarten Treppenstufen allerhand Unrat verteilt lag.
Allerdings wurde auf dem "Universitätsplatz" am vergangenen Wochenende nicht nur ausgiebig gefeiert. Nach Angaben der Polizei hat ein Unbekannter in der Nacht zum Samstag gegen 1.20 Uhr eine junge Frau geschlagen. Und nur einen Tag später prügelte und trat wiederum ein bislang nicht identifizierter Mann um 2.30 Uhr auf einen Gießener ein.
Dass es zu Übergriffen vor dem Hauptgebäude gekommen ist, hat die Universität selbst erst aus den Mitteilungen der Polizei erfahren. Wegen des abendlichen Lärms hingegen "haben uns Anwohnerbeschwerden erreicht", bestätigt JLU-Sprecherin Lisa Dittrich im Gespräch mit dem Anzeiger. Und fügt hinzu: "Ob es abgesehen von den sehr sommerlichen Temperaturen am Freitagabend einen weiteren konkreten Anlass für die zahlreichen Menschen auf dem Universitätsplatz gab, entzieht sich unserer Kenntnis." Doch "nachvollziehen" können die Verantwortlichen der Hochschule solche großen Stelldicheins vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ohnehin nicht. "Wir weisen deshalb schon seit Wochen durch Aushänge darauf hin, dass Zusammenkünfte auf unserem Gelände unerwünscht sind und der Konsum von Alkohol nicht gestattet ist."
Platzverweise möglich
Inzwischen ist der Platz wieder gesäubert. Doch am Wochenende seien die Reinigungskräfte und Hausmeister der Hochschule, die für das Sauberhalten des Geländes vor der JLU-Zentrale zuständig sind, nicht im Dienst, gibt Lisa Dittrich zu bedenken. "Wir sind aber derzeit dabei, eine Lösung für die Reinigung am Wochenende zu erarbeiten."
Zahlreiche "Randalierer und Störer" auf dem Platz vor dem Hauptgebäude sind für die JLU schon seit Jahren ein Problem. Ende Mai 2012 war daher der Bereich mit einem gelben Band markiert worden, das unübersehbar auf die Alkoholverbotszone hinweisen sollte. Das wiederum hatte wenige Tage später zu einer spontanen Protestaktion mit rund 100 Teilnehmern geführt, aus der erneut eine "gravierende" Verschmutzung resultierte. Zwar löste dieses Verhalten in den Sozialen Medien sogleich eine Gegenbewegung von der großen Mehrzahl "friedlicher Nutzer" des schönen Areals mitten in der Stadt aus. Doch das Präsidium der JLU sah sich damals gezwungen, einen Sicherheitsdienst zu engagieren.
"Die aktuelle Situation ist mit der Situation der Vorjahre kaum zu vergleichen", betont die Unisprecherin. Dennoch habe die JLU "einen Sicherheitsdienst beauftragt, der bis Mitternacht bei Zuwiderhandlungen Platzverweise erteilt und dies auch in der Vergangenheit bereits mehrfach getan hat". Angesichts des erneuten Zwischenfalls in der Nacht zum Samstag werde der Sicherheitsdienst "ab sofort am Wochenende auch nach Mitternacht auf dem Platz nach dem Rechten sehen." Zudem werde der Platz nach 22 Uhr fortan nicht mehr beleuchtet. Inwiefern diese Maßnahmen greifen, wird sich sicherlich an den nächsten lauen Sommerabenden zeigen. Die JLU kündigt aber schon jetzt an: "Wir können und werden diese Zusammenkünfte in der aktuellen Situation nicht dulden." Dabei sei das Präsidium aber auch auf die Unterstützung von Ordnungsamt und Polizei angewiesen.
Um Mithilfe von Augenzeugen bitten die Strafverfolger unterdessen nun selbst. Nachdem auf dem "Universitätsplatz" in der Ludwigstraße in der Nacht zum Samstag die junge Frau geschlagen worden war, suchten mehrere Streifen erfolglos nach dem Tatverdächtigen. Der Mann soll schwarze Haare und einen dunklen Hautteint haben. Nach Angaben der 27-Jährigen trug er ein weißes Oberteil, eine schwarze Hose und weiße Schuhe.
Polizei sucht Zeugen
Ebenfalls erfolglos verlief die Fahndung nach dem Unbekannten, der in der Nacht zum Sonntag zunächst auf einen jungen Mann im Bereich des Unihauptgebäudes eingeprügelt hatte. "Als das Opfer auf dem Boden lag, ließ der Verdächtige zunächst nicht von ihm ab und trat weiter nach dem Gießener", heißt es in der Pressemitteilung der Polizei. Auf dem Weg ins Krankenhaus informierte der ebenfalls 27-Jährige die Einsatzkräfte. Der Verdächtige war demnach in Begleitung von mehreren Personen und wird wie folgt beschrieben: Er ist kräftig, zwischen 20 und 25 Jahren alt sowie circa 1,75 Meter groß. Er trug eine Jeans mit Rissen am linken Bein. Die Polizei sucht Zeugen, welche die Vorfälle beobachtet haben und Angaben zu den Angreifern geben können. Hinweise nimmt die Polizeistation Gießen-Süd unter der Telefonnummer 0641/7006-3555 entgegen.