SPD-Bundestagskandidat Felix Döring hatte zu seinem Zoom-Talk Vertreterinnen des Kinderschutzbundes Gießen eingeladen. Alle waren sich einig: Kinderrechte müssen gestärkt werden.
GIESSEN. "Kinder und Jugendliche stärken und schützen! Mütter, Väter und Fachkräfte beraten!" Damit wirbt der Kinderschutzbund Gießen auf seiner Homepage. Grund genug für Felix Döring, Bundestagskandidat der SPD im Landkreis Gießen, das Thema Kinderrechte gemeinsam mit Simone Wingen und Gabriele Keiner vom Kinderschutzbund, Landrätin Anita Schneider sowie mit dem OB-Kandidaten Frank-Tilo Becher näher zu betrachten. Döring fragte nach den Hintergründen des Kinderschutzbunds und nach den Erfahrungen, die beim Thema Kinderrechte gewonnen wurden. Gleichzeitig machte der Lehrer darauf aufmerksam, dass die Pandemie bleibende Spuren an Kindern und Jugendlichen hinterlassen hat.
Bewusstsein schaffen
Seit 1956 habe sich der Gießener Kinderschutzbund das Ziel gesetzt, die körperliche, seelische, geistige und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu fördern. "Wir sind Träger von zahlreichen Projekten, was Beteiligungs- und Modellprojekte betrifft", schildert Keiner. Der Verein poche vorrangig darauf, dass "Kinderrechte mit Leben gefüllt werden". Das unterstreicht Wingen auch auf gesetzlicher Ebene. "Wir setzen uns dafür ein, dass der Vorschlag der Vereinten Nationen bei uns in Deutschland Gehör findet". Gemeint ist die Aufnahme der Rechte der Kinder im Grundgesetz, wofür Artikel sechs ergänzt werden soll. "Wir müssen die Rechte der Kinder ins Bewusstsein holen", so Wingen.
Frank-Tilo Becher begrüßt dies und bekräftigt die Forderung zudem. "Wir müssen ein Bewusstsein für etwas schaffen, was eigentlich selbstverständlich sein sollte", so der Landtagsabgeordnete. Eine Hervorhebung der Kinderrechte wäre nach seiner Einschätzung ein wichtiger Schritt gewesen. Dem stimmt Schneider zu.
"Wir müssen anders auf die Kinderrechte schauen. Jahre gehen nun verloren, da wir einen wichtigen Schritt verpasst haben", so die Landrätin. Gemeint ist die Verfassungsnovelle zu Kinderrechten, welche auf Bundespolitik gescheitert ist. "Kinderrechte müssen auch abseits der Politik stattfinden. Ein Eingang ins Grundgesetz wäre dennoch wichtig gewesen", betont Schneider. Als Beispiel nennt die Politologin die Situation der Kinderrechte bei Scheidungen der Eltern. "Da werden die Kinderrechte dann leider immer wieder mit Füßen getreten".
Seelische Schäden
Gleichzeitig betont die Landrätin, dass der Landkreis gemeinsam mit dem Kinderschutzbund vor allem die seelischen Schäden der Kinder im Blick halten werde, die durch die Pandemie verursacht wurden. "Wir sind da offen für eine intensive Zusammenarbeit", betont Keiner weiter.
Kinder seien besonders schutzbedürftig und das Kindeswohl sei auch in Deutschland nicht immer gesichert, betonen die Vertreterinnen des Kinderschutzbunds. Beim Thema der schulischen Situation klinkt sich Moderator Döring aktiv ein. "Das System Schule sollte am Laufen gehalten werden. Ich habe 'Mahnnoten' an Schüler verteilt, die ich noch nie in der Realität gesehen hatte", schildert er seine Erlebnisse während der Pandemie. Döring ist Klassenlehrer einer achten Klasse und war mit der Situation konfrontiert, dass seine Schüler drei Monate lang keinen geregelten Unterricht hatten. "Dass das Wohl der Kinder und Jugendlichen nicht an erster Stelle steht, das haben sie auch wahrgenommen und waren enttäuscht".
Das bekräftigt auch Becher. "Krisen machen Grundprobleme einfach deutlich". Leistung dürfe nicht die höchste Maxime sein, wenn es um Schüler geht, betont der OB-Kandidat. Für die Schüler seien Sozialräume elementar wichtig. Beispielsweise könne man die Stadtschülerversammlung stärker einbinden. "Das Mandat der Schülervertretungen endet doch nicht an der Schulhofgrenze", unterstreicht Becher. Für Döring ist die Frage nach Formaten für breite Beteiligung der Schüler ein elementarer Baustein. "Mitgestaltung braucht Geld und rechtliche Möglichkeiten. Die Schülervertretung darf keine Scheinveranstaltung sein".
Zum Abschluss lädt Wingen den Direktkandidaten dazu ein, der Gießener "Kinderrechte-Champion" zu werden. "Das geht an Bewerber für den Bundestag. Damit verpflichtet sich der Kandidat, sich im Bundestag für Kinderrechte einzusetzen", berichtet Wingen. Döring nimmt die Anregung dankend an. "Es ist mir ein wichtiges Anliegen und natürlich bin ich dabei."