Die „Students for Future“ hatten für den Samstagmittag zu einer Mahnwache aufgerufen, mitten auf dem Kirchenplatz und gleichzeitig inmitten des Wochenmarkts.
GIESSEN. GIESSEN. Es beginnt mit einem sonnigen Samstagvormittag auf dem Gießener Wochenmarkt. Das schöne Wetter treibt viele Menschen auf die Straße und einige von ihnen bleiben am Kirchenplatz stehen und betrachten die Plakate, die dort aufgehängt wurden. Ein kleiner Stand informiert dort über diverse Themenschwerpunkte einzelner Parteien. „Dein Kreuz fürs Klima“ steht auf den bemalten Pappkartons, welche sich an die Fahnenstangen anlehnen.
Das hier ist jedoch kein normaler Wahlinformationsstand, sondern ein Angebot der „Students for Future“ (SfF). Die Gruppe hatte für den Mittag zu einer Mahnwache aufgerufen, mitten auf dem Kirchenplatz und gleichzeitig inmitten des Wochenmarkts. Der Aufmerksamkeitsfaktor war für die Aktivisten also definitiv gegeben. Die rund 30 Teilnehmer warteten geduldig in der Frühlingssonne auf die Rede von Helena Renz, die stellvertretend für die „Students for Future“ eine Ansprache hält. Am Anfang streikt noch die Technik, im Anschluss wird die Botschaft umso deutlicher.
„Wir müssen die Kommunalwahl zur Klimawahl machen“, beginnt die Studentin ihre Ansprache. Zugleich lädt sie zu einem Gedankenexperiment über Gießens Zukunft ein. „Überlegt euch mal: Wie sieht Gießen in fünf, zehn oder zwanzig Jahren aus?“, fragt sie das Auditorium. Vielleicht könnte Gießen ja eines Tages eine autofreie und begrünte Stadt sein, mit Solaranlagen auf den Dächern und einer Fahrradstraße auf dem Anlagenring. Das Gedankenexperiment soll nicht als Utopie dienen, sondern viel mehr als Vision. „Eine Utopie kann erfahrbare Wirklichkeit werden. Unvorstellbares kann möglich gemacht werden“, erzählt Renz. Die „Students for Future“ glauben an einen Wandel des Systems und man glaube daran bis zum Schluss, komme was wolle. Gerade jetzt müsse man vor allem beim Thema Klima dafür sorgen, dass die leeren Versprechen der einzelnen Parteien endlich fallen würden. „Wenn wir das Klima retten, dann retten wir auch uns selbst“, heißt es vonseiten der Aktivisten.
Sogleich peitschte Renz die Anwesenden nochmals auf die Forderungen der Gruppierung ein. „Was wollen wir? Klimagerechtigkeit. Wann wollen wir sie? Jetzt“, skandiert die Gruppe lautstark. Im Hinblick auf die Kommunalwahl hat die Bewegung einzelnen Parteien Fragen gestellt, wie sie verschiedene Themenpunkte angehen wollen. Die Antworten habe man auf den eigenen Seiten der sozialen Netzwerke veröffentlicht und auch bei der Veranstaltung offen ausgehangen.
Es fällt auf, dass drei große Parteien bei der Auflistung fehlen. Von der CDU habe man keine Rückmeldung erhalten und die FDP habe aus zeitlichen Gründen nur auf das eigene Wahlkampfprogramm verwiesen. Die AfD habe man explizit von der Aktion ausgeschlossen, da man der ideologischen Haltung der Partei keine Plattform geben wolle. Die „Students for Future“ hatten sich bewusst für die Veranstaltung entschieden, erzählt Renz. „Wir haben uns im November wieder neu gegründet und hatten die Kommunalwahl als Einstiegsthema“. Man habe momentan etwa zehn aktive Mitglieder, sei aber wieder wachsend. Und wie kam es dazu, dass man den Wochenmarkt wählte? „Wir wollten nicht nur die Öko-Blase bespielen, sondern alle auf das Thema aufmerksam machen. Kommunalwahl heißt auch Klimawahl“, so die Aktivistin abschließend.