Corona-bedingt wurden die 42 Abc-Schützen an der Goetheschule in zwei Gruppen eingeschult. Die besonderen Maßnahmen taten der guten Stimmung unter den Kindern keinen Abbruch.
. Giessen. "Mama, Deine Maske", mahnt ein kleines Mädchen, als es mit seinen Eltern den Hof der Goetheschule betritt. Wie 41 weitere Kinder wurde es am Dienstag hier eingeschult. Dass es eine "Einschulung der besonderen Art" war - wie Schulleiterin Kerstin Muscheid in ihrer Begrüßungsrede betonte - wussten die Erstklässler natürlich nicht. Sie waren stolz auf ihre großen, bunten Schultüten und dass man Masken tragen muss, kannten sie bereits aus ihren jeweiligen Kindergärten und -tagesstätten.
An der Goetheschule fand die Einschulung Corona-bedingt an zwei Tagen statt. Gestern wurden 22 Kinder eingeschult, am heutigen Mittwoch werden es weitere 20 sein. Die Kinder durften während der Feier in der Turnhalle ihre Masken abnehmen, die Eltern, die in gebührendem Abstand zueinander saßen, hingegen wurden gebeten, ihre aufzulassen und in der Turnhalle zu bleiben. Je drei Begleitpersonen pro Kind durften mitkommen. "In diesem Jahr wird es keinen Liveact geben", bedauerte Kerstin Muscheid. Dennoch hatte sich die Schulleitung große Mühe gegeben, die Einschulung so feierlich wie möglich zu gestalten. Die Klasse 4b hatte ein Video mit Willkommensgrüßen gedreht und gab darüber hinaus einen Einblick in den Musikunterricht. Ida und Jonathan aus der 2b lasen gekonnt aus dem Buch "Roberta und Henry", während die Illustrationen hierzu auf der Leinwand gezeigt wurden. Michael Paul, Gemeindepfarrer der Johannes-Kirche, segnete die Erstklässler ein und schenkte jedem einen kleinen Schirm. "Unter Gottes Schirm bist Du geborgen", gab er jedem Mädchen und Jungen mit auf den Weg. "Nie wieder im Leben lernt ein Mensch so viel wie im Grundschulalter", unterstrich die Schulleiterin. "Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, mutig und neugierig zu sein. Und haben Sie Geduld."
Unter Applaus verließen die Kinder die Turnhalle, um mit ihrer Lehrerin Sophia Glaser im neuen Klassenraum die erste richtige Schulstunde zu absolvieren. "Heute dürfen Sie Ihre Kinder ausnahmsweise mal im Klassenraum abholen", erklärte Kerstin Muscheid. Aufgrund von Corona dürften Eltern das Schulgelände ohne vorherige Anmeldung nicht mehr betreten.
"Ich freue mich richtig auf die Schule", betonte Marie. Vor allem auf Mathe sei sie sehr gespannt. Dass sie die anderen Kinder noch nicht kennt, macht ihr nichts aus. Joliyah hingegen freut sich, mit ihrem Freund und ihrer Freundin in einer Klasse zu sein. Die beiden Mädchen strahlten um die Wette und konnten kaum abwarten, dass es endlich losgeht.
Schön und angemessen
"Wir sind glücklich, dass wir heute überhaupt hier sein dürfen", sagt Verena Pfalzgraf. Ihr Wunsch ist es, dass Normalität in den Schulalltag einkehrt. Die Maske sei ihrer Tochter schon aus dem "Takatukaland" bekannt und sie hat das Gefühl, die Goetheschule sei sehr gut auf alles vorbereitet.
"Die Kinder schauen nach vorn", ist sie überzeugt. So sei ihrer Tochter Marie der Abschied von der Kita nicht schwergefallen. "Wir hatten eine schöne Abschiedsfeier und jedes Kind hat zum Andenken ein Fotobuch bekommen." Auch die Einschulungsfeier hat ihr gefallen: "Ich fand es zwar schade, dass keine älteren Schüler dabei waren, aber die Erstklässler kennen es ja nicht anders." Das sieht auch Kerstin Muscheid so: "Ohne andere Kinder war es einfach unlebendiger."
"Schön und angemessen", fand Kathrin Schäfer die Einschulung ihrer Tochter Frida. "Die Lehrer haben das Beste aus der Situation gemacht", betont sie. "Natürlich macht man sich Gedanken", sagt ein Vater. Aber man dürfe nicht in Panik verfallen. Bedenklich sei eher, dass die Corona-Pandemie ein prägendes Erlebnis für das ganze Leben des Kindes sein könne. So könnte es für die Kinder vielleicht später befremdlich sein, anderen Menschen die Hand zu geben. Die Einschulung an der Goetheschule fand er "wunderbar".
Und falls ein Kind doch einmal die Maske vergessen sollte? "Wir haben ein kleines Kontingent an Masken vom Schulamt bekommen", beruhigt Kerstin Muscheid.
Von Petra Zielinski