Mit Teletherapie gegen Borderline: Neues Angebot von Vitos...

Dr. Michael Franz testet mit Mitarbeiterinnen der Teletherapie den Videochat.    Foto: Vitos Gießen-Marburg
© Vitos Gießen-Marburg

Das Vitos-Klinikum Gießen-Marburg etabliert ein neues, umfassendes Behandlungsangebot für Menschen mit psychischen Erkrankungen.

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. Giessen (red). Um Menschen mit einer psychischen Erkrankung erfolgreich therapieren zu können, braucht es vor allem eines: Kontakt.

Doch gerade der persönliche Kontakt unterliegt in Zeiten der Covid-19-Pandemie strengen Regeln. Deshalb habe das Vitos-Klinikum Gießen-Marburg ein neues, umfassendes Behandlungsangebot etabliert: die Teletherapie (Telemedizinisches Konzept Psychiatrie und Psychotherapie), heißt es in einer Mitteilung des Klinikums. Ein Vorläuferkonzept, auf das sich das Team um Professor Dr. Michael Franz, Ärztlicher Direktor am Vitos Klinikum Gießen-Marburg, bei der Entwicklung des neuen Angebots hätte stützen können, gab es bundesweit nicht. So entstand in kürzester Zeit ein Vitos-eigenes Konzept.

"Therapieangebot, Abläufe und Kontaktgestaltung der Teletherapie sind angelehnt an die Abläufe auf einer realen Station, allerdings virtuell, mittels Telefon oder Videokonferenz", sagt Professor Dr. Franz. Die ersten Patienten werden an den Standorten Gießen und Marburg bereits mittels Teletherapie behandelt. Die Patienten erhalten dabei nicht nur therapeutische Einzelgespräche. An den Videosprechstunden können mehrere Personen teilnehmen, sodass auch Visiten und Besprechungen bis hin zu kleineren Gruppenangeboten möglich sind. Angebote wie Ergo- und Bewegungstherapie sowie ein psychotherapeutisches Gruppenprogramm werden sukzessive integriert - etwa mithilfe von Videoclips.

Gespräche mit anderen Berufsgruppen wie der Pflege oder dem Sozialdienst sind ebenfalls fester Bestandteil des Wochenplans, der auf jeden Patienten individuell abgestimmt ist.

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Die Supervision erfolgt durch die Entwickler des Konzepts, Dr. Sara Lucke und oberärztlich Dr. Johannes Krautheim. Voraussetzung für eine Teilnahme an der Teletherapie ist, dass die Patienten zuverlässig mitarbeiten können - darauf kommt es noch stärker an als auf die Art der Diagnose. "Gut behandelbar sind zum Beispiel Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen, Borderline- oder Traumafolgestörungen, Persönlichkeits- und somatoforme Störungen", erläutert der Ärztliche Direktor. In das teletherapeutische Konzept aufgenommen werden können Patienten über die Ambulanzen der Vitos-Kliniken in Gießen und Marburg oder über niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten. In der Klinik werden sie dann zeitnah zu einem Telefon-Screening vermittelt. Hier wird in einem ersten Gespräch abgewogen, welche Form der Therapie sinnvoll ist.

Nur ein einziger realer Kontakt ist bei der Aufnahme in die Teletherapie notwendig - angelehnt an das Konzept des "blended care" (Integration von Online-Interventionen in die reguläre Psychotherapie), das zur Zeit als Goldstandard gilt. Hier erfolgen dann auch die erforderlichen körperlichen Untersuchungen. Danach wird die Therapie rein virtuell fortgesetzt, kann aber natürlich bei Krisen intensiviert werden. Die Teletherapie soll bei Vitos Gießen-Marburg dauerhaft Bestandteil des therapeutischen Angebots werden - auch nach der Pandemie.