Die Expressbuslinie 18 verbindet in Gießen ab sofort Bahnhof und Philosophikum. Die Linie verkehrt nur an Vorlesungstagen und kostet 100 000 Euro jährlich.
GIESSEN. Studenten zügig vom Bahnhof zum Philosophikum bringen. Das ist die Idee der neuen Expressbuslinie 18, die, pünktlich zum Semesterstart, am Montag den Betrieb aufgenommen hat. "Derzeit haben wir 39 600 Studierende und es werden immer mehr. Deshalb müssen die Möglichkeiten, sich mit dem ÖPNV zu den Einrichtungen der Hochschulen zu bewegen, besser werden", sagt Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz bei der offiziellen Einweihung der Linie. "Der Öffentliche Personennahverkehr kann nur mit attraktiven Angeboten gestärkt werden. Die Umsetzung der Linie 18 ist für Studierende und Mitarbeitende der JLU ein Schritt in die richtige Richtung", teilt Maximilian Voigt vom Verkehrsreferat des Asta der Justus-Liebig-Universität mit. Die Stadtwerke rechnen mit jährlichen Kosten in Höhe von 100 000 Euro für die Buslinie, die nur an Vorlesungstagen verkehrt.
Startschuss an Bussteig 1 am Bahnhof. Über Bahnhofstraße und Liebigstraße geht es zum Elefantenklo. An der Ampel biegt der Bus auf die Südanlage in Richtung Berliner Platz. Und fährt zur Bushaltestelle Behördenzentrum. So bleibt die Route allerdings nicht. Sie ändert sich, wenn die Arbeiten an der Kongresshalle und der neuen Bushaltestelle voraussichtlich zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember beendet sind, informieren die Stadtwerke. Bis dahin steuert die 18 die Haltestelle am Kinopolis an, später den Berliner Platz.
Ein Zwischenhalt
Eine Besonderheit, die den Expressfaktor ausmacht: Egal ob Berliner Platz oder Behördenzentrum - es handelt sich in beiden Fällen um den einzigen Zwischenhalt zwischen Bahnhof und Philosophikum. Noch bis zum 24. Oktober führt der Linienweg weiter über Moltkestraße, Grünberger Straße und Bismarckstraße in Richtung Schiffenberger Tal und Endstation Rathenaustraße. Mit der Öffnung des Alten Steinbacher Wegs nach einer Baumaßnahme ändert sich auch das. Dann verläuft die Route über die Licher Straße und entlang der Ostschule, was die Geschwindigkeit deutlich erhöhen dürfte. "Eine solche neue Linie ist ein großer finanzieller und personeller Aufwand", erklärt die OB. Sie spricht von einem weiteren Baustein, der, im Sinne des Klimaziels 2035Null, dazu führe, den Privatverkehr zu reduzieren. "Manche Dinge dauern etwas länger. Als Beispiel dafür, wie lange manche Dinge dauern, können wir den Christoph-Rübsamen-Steg nennen. Als er gebaut wurde, haben wir festgestellt, dass er genau hundert Jahre vorher das erste Mal vom Stadtverordneten Robert Sommer als unabdingbar genannt worden ist. So lange hat es mit der Expressbuslinie nicht gedauert", erinnert Stadträtin Gerda Weigel-Greilich augenzwinkernd. Dennoch sei es bereits einige Jahre her, dass Universität und Asta den Wunsch nach einer schnelleren Verbindung vom Bahnhof zur Rathenaustraße formuliert hätten. Nach längeren Vorplanungen habe die Corona-Pandemie einen Start zunächst verhindert. Jetzt wollen "wir aber, dass der ÖPNV wieder gefördert wird. Wir sind froh, wenn wir in den Bussen ein bisschen mehr Abstände haben." Da die Präsenzuni wieder anlaufe, sei nun ein guter Zeitpunkt für die Einführung, fasst Weigel-Greilich zusammen.
"Wir setzen überall Busse ein, die mit Erdgas oder Biomethan betrieben werden", ergänzt SWG-Vorstand Jens Schmidt auch für die Linie 18. "Als Fahrgastbeirat finden wir toll, dass ein weiterer Schritt gegangen ist, um den Nahverkehr in Gießen zu verbessern", betont Patrik Jacob, Sprecher des Gremiums für die Stadt Gießen. Persönlich habe er vor rund 25 Jahren die Einführung der heutigen Linie 10 gefordert und bei der Planung mitgewirkt. "Ich freue mich, dass die 10 heute zum Standardprodukt gehört, auch ausgebaut wurde und jetzt durch die 18 ergänzt wird", unterstreicht der Sprecher.
Bahn nutzen
Ein Schritt in die richtige Richtung schon. Aber die Forderungen des Verkehrsreferats des AStAs für die Anbindung des Philosophikums an den ÖPNV gehen erheblich weiter. "Die Buslinie ist eine Übergangslösung. Wir fordern, endlich den Campus an die Bahnlinie anzubinden", so das Referat. Die Vogelsbergbahn verlaufe direkt am Rand des Campus, ein erstes Bürgerbegehren für eine Haltestelle habe es bereits 1991 gegeben.