Nun doch Corona-Prämie am Uniklinikum Gießen-Marburg

Archivfoto: Friese

Auf welche Sonderprämie sich besonders belastete Pflege-Beschäftigte freuen dürfen: Die Geschäftsführung nennt Eckdaten und stellt eine Erhöhung in Aussicht. Verdi...

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GIESSEN. Groß war die Enttäuschung bei den Pflegekräften des Uniklinikums Gießen-Marburg (UKGM), als bekannt wurde, dass sie nichts von den vom Bund versprochenen 100 Millionen Euro Prämienzahlungen erhalten würden, die für jene Krankenhausmitarbeiter vorgesehen sind, die durch die Pflege von Covid-19-Patienten besonders stark belastet sind. Der Verteilungsschlüssel zur Auszahlung der Gelder - diese stammen aus der Liquiditätsreserve des im Wesentlichen von GKV-Versicherten finanzierten Gesundheitsfonds - sieht nämlich vor, dass eine große Klinik mit mehr als 500 Betten im Zeitraum 1. Januar bis 31. Mai 2020 mindestens 50 Corona-Patienten stationär behandelt und entlassen haben muss. Diese Zahl aber wurde am UKGM nicht erreicht, weil man damals die besonders schwer erkrankten, pflegeintensiven Langzeitpatienten betreute, während die leichteren Fälle auf andere Krankenhäuser der Versorgungsregion verteilt waren. Mittlerweile würde das angesichts der höheren Patientenzahlen in der zweiten Welle - allein am Montag befanden sich in Gießen 42 auf Intensiv- und 66 auf Normalstationen - anders aussehen. Auch die UKGM-Geschäftsführung spricht von "untauglichen Entscheidungskriterien", die damals von Politik und Krankenkassen zugrunde gelegt worden waren. Dennoch dürfen sich die betroffenen Beschäftigten nun über eine außertarifliche, steuerfreie Sonderprämie freuen.

Wie die Geschäftsführung in einer auch dieser Zeitung vorliegenden Rundmail verlauten lässt, will man eine solche Bonuszahlung pro UKGM-Standort "an weit mehr als 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Pflege und den pflegenahen Bereichen" auszahlen. Dies entspreche circa 290 Vollzeitstellen, auf die jeweils etwa 500 Euro entfallen. Darüber hinaus stellt man eine Erhöhung der Corona-Prämie in Aussicht, nachdem die dementsprechende Anfrage bei der Landesregierung erfolgreich war. Da es sich bei den beiden Unikliniken um "koordinierende Krankenhäuser" handelt, die auch die regionale Versorgung von Covid-19-Patienten steuern, habe sich das Land Hessen bereit erklärt, die bisher vom UKGM eingesetzte Summe von 280 000 Euro um 140 000 Euro, und das für beide Standorte zusammen, aufzustocken, heißt es weiter.

"Zum Umdenken bewogen"

Voraussetzung ist, dass eine Übereinkunft mit den Betriebsräten bezüglich eines Verteilmechanismus erzielt wird. Hierfür zeigt man sich "zuversichtlich".

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Die Gewerkschaft Verdi begrüßt die Zahlung der Sonderprämie, kritisiert aber die beabsichtigte Umsetzung. "Inakzeptabel ist die vom Konzern betriebene Spaltung der Belegschaft durch die Prämie", moniert der zuständige Fachsekretär Fabian Dzewas-Rehm in einer Pressemitteilung. Gerade das Zusammenspiel der Pflegekräfte mit Kollegen wie etwa Physiotherapeuten, Laborpersonal, aus Technik oder Reinigung habe sich bei der Bewältigung der Mehrbelastungen als "entscheidend" erwiesen und sollte entsprechend "gewürdigt werden".

Abgesehen davon habe das UKGM "in diesem Jahr viele Millionen Euro zusätzlicher Zahlungen des Bundes erhalten. Eine Beteiligung der Beschäftigten sollte angesichts der Bedeutung des Einsatzes in der Pandemie angemessen ausfallen", betont Dzewas-Rehm. Zudem sieht er in den Prämienzahlungen eine Bestätigung für die von Verdi initiierten Streik- und Protestaktionen. Diese hätten den Konzern "zum Umdenken bewogen", analysiert der Gewerkschaftssekretär.