Parken in Gießen wird teurer und digital

Die Stadt Gießen führt das Handy-Parken ein. Foto: Schepp

Das Parken im öffentlichen Straßenraum in Gießen geht künftig mehr ins Geld. Ein Ziel: Die Autofahrer sollen in die Parkhäuser fahren. Zudem führt die Stadt das Handy-Parken ein.

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GIESSEN. In der Johannesstraße bietet sich am Dienstag ein gewohntes Bild. Langsam rollen Autofahrer aus Richtung Johanneskirche an der Parkplatzreihe in der Hoffnung entlang, einen der wenigen freien Plätze zu ergattern, die das Parkleitsystem anzeigt.

Die Kurzzeitparkplätze am Rande der Fußgängerzone sind begehrt und verursachen daher den ungeliebten Parksuchverkehr. Irgendwann in der zweiten Jahreshälfte hofft die Stadt darauf, dass sie mit einer überarbeiteten Parkgebührenordnung in der Johannesstraße und anderswo überflüssigen Parksuchverkehr minimieren kann. "Wir wollen, dass die Leute in die Parkhäuser fahren", erklärte Bürgermeister Alexander Wright am Dienstag in der Pressekonferenz des Magistrats und sprach von einer "moderaten" Erhöhung.

Innerhalb des Anlagenrings (Zone I Nord und Süd), auf den Parkplätzen am Bahnhof Oswaldsgarten und im Umfeld des Hauptbahnhofs steigt der Stundentarif zum Beispiel von zwei Euro, 1,50 und ein Euro auf einheitlich drei Euro. Wer in der hinteren Ringallee Richtung Waldbrunnenweg (Zone 3) bislang den ganzen Tag für zwei Euro parken konnte, zahlt mit vier Euro ebenfalls das Doppelte. Das gilt auch für Inhaber mit Halbjahresticket, die auf dem Messeplatz (Zone 3) für 120 Euro parken. Auch hier verdoppelt sich der Tarif auf 240 Euro. Zudem verteuert sich das Monatsticket von 30 auf 45 Euro, der Wochenpreis von neun auf 15 Euro.

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Bei Kosten an Parkhaustarifen orientiert

Laut der Magistratsvorlage bewegt sich Gießen mit der Erhöhung "im Rahmen mit anderen hessischen Städten", Wright nannte die Nachbarstädte Marburg und Wetzlar. Dort indes kann man in der jeweiligen Innenstadt laut Stadtrecht aktuell günstiger parken als künftig in Gießen.

Orientiert habe man sich zudem an den Parkhaustarifen in Gießen. "Wir wollen mit den bewirtschafteten Parkplätzen im Innenstadtbereich mindestens das gleiche Preisniveau wie in den Parkhäusern erreichen oder teurer sein, um eine Lenkungswirkung zu erzielen", sagte der Verkehrsdezernent. Auch der Preis für einen Einzelfahrschein im Stadtbus sei eine Richtgröße gewesen. Außerhalb der Gültigkeitsdauer des Neun-Euro-Tickets kostet die Einzefahrt im Bus 2,35 Euro.

Eine Lenkungswirkung will die Stadt auch hin zum großen Messeplatz an der Ringallee (Zone III) erzielen, wo es oft noch etliche freie Parkplätze gebe, sagte Wright. Ein weiterers Lenkungsinstrument soll die Heraufsetzung der Höchstparkdauer sein. In der Cityzone I, wo stellenweise bislang maximal eine Stunde geparkt werden darf, sind künftig zwei bis drei Stunden möglich. Auch diese Veränderung zielt auf den Parksuchverkehr ab. Wright: "Wir wollen weniger Fluktuation."

Höchstparkdauer wird angehoben

Laut dem Grünen-Politiker sind von der Erhöhung innerhalbs des Anlagenrings nur zehn Prozent aller Parkplätze im öffentlichen Straßenraum und in den Parkhäusern betroffen. Diese zehn Prozent seien es aber, die den Parksuchverkehr verursachten. Wright: "Es ist kein Zustand, dass ständig eine Wagenkolonne die Neuen Bäue hochrollt, weil am Brandplatz vielleicht gerade jemand wegfährt."

Dass von den bislang noch gültigen acht Parkzonen - in den Randbereichen des Stadtgebiets gibt es keine Parkgebührenpflicht - sind nur noch drei übriggeblieben sind, hat laut Wright mit einer digitalen Innovation zu tun. Mit der Satzungsnovellierung soll nämlich auch das lange angekündigte Handyparken ermöglicht werden. Die Reduzierung auf drei größere Zonen vereinfache den Einsatz der GPS-gesteuerten Technik. Zur Umsetzung will die Stadt einen Rahmenvertrag mit dem Dachverband "Smart Parking" abschließen, der etliche Park-Apps im Angebot habe.

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Ab wann genau mit dem Smartphone geparkt werden kann und die neuen Tarife gelten, konnte Wright mit Hinweis auf die notwendigen Umstellungen der Automaten nicht sagen. "Das soll alsbald passieren." Davor muss die von ihm vorgelegte Parkgebührenordnung Mitte Juli die Hürde Stadtparlament nehmen. Die letzte Erhöhung der Parkgebühren liegt laut Wright bereits zwölf Jahre zurück und sei seinerzeit ebenfalls moderat ausgefallen.

Eine zeitliche Verschiebung der Gebührenerhöhung hatte der Magistrat angesichts der inflationären Gesamtentwicklung nicht erwogen. "Ich befürchte, es wird nicht besser", meinte Wright.

Von Burkhard Möller