Preise der Immobilien und Grundstücke in Gießen steigen weiter

In der Stadt sind zahlreiche Eigentumswohnungen entstanden. Die Nachfrage ist nach wie vor hoch.  Archivfoto: Scholz

Die ersten Ergebnisse der Analyse des Immobilienmarkts in Gießen liegen vor. Es gibt "deutlich mehr Nachfrage als Angebote".

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GIESSEN. Der Trend ist ganz klar: Wer 2020 eine Immobilie oder ein Grundstück kaufen wollte, musste erneut tiefer in die Tasche greifen als im Vorjahr. Zu diesem Ergebnis kommt die erste Analyse des Immobilienmarktes 2020, die der Vorsitzende des Gutachterausschusses für Immobilienwerte für den Bereich der Universitätsstadt Gießen, Horst-Friedhelm Skib, jetzt vorgelegt hat. Zwar wurde im Betrachtungszeitraum deutlich weniger umgesetzt als im Vorjahr. Aber "aus der Analyse der Teilmärkte lässt sich keineswegs ein allgemeiner Preisverfall ableiten, wie die globalen Zahlen eigentlich vermuten lassen würden. Mit Ausnahme der landwirtschaftlichen Flächen, deren Durchschnittswert von 1,70 Euro pro Quadratmeter unverändert blieb, obwohl sich die Zahl der Verträge verdoppelte und auch die Flächen- und Geldumsätze deutlich gestiegen sind, haben alle anderen Durchschnittswerte eindeutig steigende Tendenz", informiert Skib.

Weniger verkauft

Dass die Umsatzzahlen im vergangenen Jahr aber trotzdem gesunken sind, hat also nichts mit den Preisen zu tun. Sondern damit: "Es wurden mit 781 Objekten circa 20,5 Prozent weniger gehandelt als 2019. Dabei reduzierte sich der Geldumsatz auf 318,5 Millionen Euro, was einem Rückgang von 16,5 Prozent entspricht. Der Flächenumsatz ging um 12,5 Prozent auf 834 000 Quadratmeter zurück", stellt Skib fest. Die Ursache dieser rückläufigen Zahlen der Verträge resultiere sehr stark aus dem Teilmarkt der bebauten Objekte. "Allein in diesem Teilmarkt wurden über 100 Verträge weniger registriert als 2019. Ein Grund dürfte der Mangel an geeigneten Angeboten sein. Außerdem könnte die Verunsicherung der potenziellen Käuferschicht durch die Pandemie für Zurückhaltung gesorgt haben", analysiert Skib. Um durchschnittlich drei Prozent teurer geworden sind im letzten Jahr gebrauchte Ein- und Zweifamilienhäuser, die im Schnitt für 425 000 Euro zu haben waren. Wenn eine Doppelhaushälfte vor 1960 gebaut wurde, kostete sie im selben Zeitraum 295 000 Euro, bei einem Baujahr nach dem Jahr 2000 gemittelt 412 000 Euro. Im Durchschnitt 270 000 Euro musste zahlen, wer ein Reihenhaus aus den Baujahren zwischen 1955 und 1965 haben wollte. "Bei Eigentumswohnungen war der Rückgang gemessen an der Anzahl der Verträge mit acht Prozent weit unter dem Durchschnitt. Neue Eigentumswohnungen wurden mit rund 3725 Euro pro Quadratmeter gehandelt und damit acht Prozent teurer als 2019. Wiederverkäufe gebrauchter Eigentumswohnungen liegen bei rund 2838 Euro pro Quadratmeter (plus 15 Prozent) und damit inzwischen bei rund 75 Prozent der neuen Objekte, was bei langjähriger Betrachtung außergewöhnlich hoch ist. Dies ist auch ein Indiz dafür, dass die Nachfrage deutlich über dem Angebot liegt", analysiert Skib.

Baugrundstücke teurer

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Die Preise für baureife Grundstücke stiegen ebenfalls deutlich. "Bauplätze für Wohnhäuser kosteten im Durchschnitt circa 445 Euro pro Quadratmeter. Ob dieser deutliche Anstieg allein auf das mangelnde Angebot zurückgeführt werden kann, muss noch näher analysiert werden", informiert der Vorsitzende des Gutachterausschusses.

Der Handel mit gewerblichen Objekten sei mit 1,3 Prozent der Kauffälle nahezu unbedeutend. Allerdings mache der Geldumsatz dieses Teilmarktes mit 50 Millionen Euro 16 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Auch in diesem Teilmarkt herrsche deutlich mehr Nachfrage als Angebote vorhanden sind. Genauere Informationen zum Gesamtkomplex soll der Grundstücksmarktbericht geben. Seine Fertigstellung ist für Ende April/Anfang Mai angekündigt.