Schlaglichter zum Gemeinsam-Sein in Antikensammlung Gießen

Die Sonderausstellung ist in vier verschiedene Aspekte unterteilt. Fotos: Stark
© Fotos: Stark

„Gruppenbilder – Von der Kunst des Gemeinsam-Seins“ lautet der Titel der neuen Sonderschau in der Antikensammlung der JLU Gießen. Gezeigt werden aktuelle...

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. GIESSEN. „Wir wissen nicht, wie lange das Museum noch geöffnet sein wird“, meint Dr. Michaela Stark, die Kustodin der Antikensammlung, zu Beginn der digitalen Veranstaltung. Das liegt nicht an etwaigen Finanzierungsproblemen, sondern schlicht und ergreifend an den Coronamaßnahmen, die die Bundesregierung für November vorgesehen hat. „Es ist unwahrscheinlich, dass die Ausstellung im November in Präsenz zu sehen ist“, meint Prof. Katharina Lorenz, die Leiterin der Antikensammlung.

Die Sonderausstellung ist in vier verschiedene Aspekte unterteilt. Fotos: Stark
Griechische und römische Gruppenbilder sind das Kernelement der Präsentation.

Man habe viel Zeit und Mühe in die Ausstellung gesteckt und dann macht einem Corona, wie so häufig in diesem Jahr, einen Strich durch die Rechnung. Kurzerhand passte man sich ab März den Gegebenheiten einfach an und plante die Ausstellung ein wenig um. Man bezog die Pandemie mit in das Konzept ein und versinnbildlichte damit, dass auch die Antike nicht vor solchen Seuchen verschont wurde. Die neue Sonderausstellung in der Antikensammlung der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) stellt unter dem Titel „Gruppenbilder – Von der Kunst des Gemeinsam-Seins“ unsere aktuelle Erfahrung der Gemeinschaft auf Distanz antike griechische und römische Darstellungen gegenüber, die Menschen gemeinsam zeigen. „Uns ist es wichtig, dass die Ausstellung auch einen Fokus auf die aktuelle Situation legt. Wir haben uns auch beispielsweise ausstellungsrelevante Masken gemacht, auf der antike Darstellungen abgebildet sind“, meint Lorenz.

Historische Gesellschaften

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„In der Ausstellung führen wir in vier Schlaglichtern vor Augen, wie uns griechische und römische Gruppenbilder auch heute noch etwas über uns als Menschen und unsere Vorstellungen vom Gemeinsam-Sein sagen können“, so Stark. „Diese Bilder konnten die herrschenden Vorstellungen von Gemeinschaft abbilden, formen und hinterfragen. Diese Choreografien des Gemeinsam-Seins geben uns Einblicke in die Selbst- und Außenwahrnehmung historischer Gesellschaften – und mögen dabei helfen, unsere Gegenwart auf Distanz besser zu bewältigen “, ergänzt Lorenz. In „Gruppen Denken“ wird an Beispielen aus den privaten und öffentlichen Bereichen Griechenlands und Roms in den Blick genommen, welche Vorstellungen von Gemeinschaft sich in Gruppenbildern artikulieren können, und wie sich diese über die Zeit beziehungsweise von Kontext zu Kontext wandeln. In „Rand Gruppen“ wird verfolgt, wie Gruppenbilder helfen können, die Grenzen zwischen unterschiedlichen Sphären zu überwinden und zur Integration von Personen und Konzepten beitragen, die es gemeinsam eigentlich nicht geben kann. Im Zentrum stehen hier griechische Darstellungen des gemeinsamen Handelns von Menschen, Göttern und mythischen Figuren sowie zwischen Toten und Hinterbliebenen. In „Risiko Gruppen“ setzt sich die Ausstellung mit Darstellungen von Gruppen auseinander, die die Ausgrenzung Einzelner thematisieren, und mit solchen, die das Scheitern einer Gruppen-Konfiguration schildern. Die Sektion „Produkt Gruppen“ weitet diesen Aspekt der klassisch-archäologischen Rezeption aus und verfolgt an ägyptischen, zyprischen, griechischen und etruskischen Beispielen, welche unterschiedlichen Figurenkonstellationen in der Forschung als Gruppe betrachtet werden.

„Als Reaktion auf Corona haben wir versucht, vieles auch digital zu ermöglichen. Das hier sind alles nur Appetithäppchen. Das eigentliche Highlight finden Sie natürlich im Museum, aber wir versuchen, es Ihnen auch online zur Verfügung zu stellen“, so Lorenz im Hinblick auf die Situation für den kommenden Monat. „Unser Ausstellungskatalog ist auch bereits erstellt und gibt die Möglichkeit, sich mit den einzelnen Themenbereichen nochmals intensiv auseinanderzusetzen“, ergänzt Stark. Wie es im kommenden Monat weitergeht, wenn das Oberhessische Museum seine Pforten schließen sollte, ist auch bereits klar. „Wir werden dann viel digital anbieten, so gut wir können. Die Informationen verbreiten wir über die Institutswebseite und über die sozialen Kanäle. Aber ein Appell von uns: Gehen Sie am Wochenende hin, solange es noch möglich ist. Wer weiß, ob wir in den nächsten Wochen diese Gelegenheit noch mal bekommen“, so Lorenz und Stark abschließend.

Die Ausstellung im Wallenfels’schen Haus des Oberhessischen Museums ist bis zum 31. März 2021 dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.