Sieben Gießener und ihre Weihnachtspläne

Große Familienfeiern wird es an diesem Weihnachten nicht geben. Symbolfoto: dpa

Weihnachten feiern trotz Corona? Wie sieht das Fest in diesem Jahr aus? Drei Tage vor Heiligabend sind für viele diese Fragen immer noch offen, einige haben aber bereits Konzepte.

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GIESSEN. Ein Weihnachtsfest ohne die Familie? Für viele Menschen ist das schwer vorstellbar. Nun scheint es, dass der erneute Lockdown zumindest in diesem Jahr jeglichen Weihnachtsplänen einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Keine großen Familienfeiern, kein Glühweinabend mit den Freunden, keine Weihnachtsmärkte. Aber wie sehen die Gießener das Thema? Wie feiern die Menschen in diesem Jahr angesichts der Einschränkungen Weihnachten? Was bedeutet das Fest für sie, was werden sie besonders vermissen? Sind alle Geschenke noch eilig besorgt worden oder bestellt man dann doch lieber online? Drei Tage vor Heiligabend sind für viele diese Fragen immer noch offen, einige haben aber bereits erste Konzepte. Sieben Personen erzählen, wie sie die Feiertage verbringen werden.

Julia Stadtfeld (39), Lich: Ich werde Weihnachten wie immer feiern. Bei meinen Eltern Kartoffelsalat und Rindswurst essen, Geschenke auspacken und dann einen Weihnachtsfilm schauen. Da ändert die Einschränkung eigentlich nichts dran. Meine Geschenke habe ich bereits seit Monaten und bin von daher da schon durch. Klar, die Situation ist außergewöhnlich, aber ich war eh nie der Mensch, der in großen Runden Weihnachten gefeiert hat. Von daher ändert sich bei mir recht wenig.

Michael Zipkat (32), Wettenberg: Weihnachten wird in diesem Jahr vermutlich nicht groß anders sein als sonst. Ich bin normalerweise mit der Familie an Heiligabend Essen gegangen, dieses Jahr werden wir uns dann etwas bestellen und zu Hause essen. Ich bin allerdings froh darüber, dass ich nicht wieder alle Verwandten besuchen muss, sondern das Thema ganz bequem per Videoanruf lösen kann. Wenn mir die Leute auf die Nerven gehen, dann habe ich ganz plötzlich Internetprobleme. Was die Geschenke angeht, da habe ich auf eine Kombination gesetzt. Dinge, die ich im Laden in Gießen kaufen konnte, habe ich dort geholt. Einige größere Sachen oder Geschenke, die schnell gehen mussten, habe ich über Amazon bestellt.

Janina Benner (26), Gießen: Weihnachten dieses Jahr fühlt sich irgendwie komisch an, die Stimmung will nicht aufkommen. Der weihnachtliche Frieden wird dieses Jahr von aggressiven Hamsterern überschattet. Die Weihnachtsmärkte fehlen, man bekommt von den sonst hübsch dekorierten Schaufenstern nicht viel mit. Aber auch die festliche Werbung im Fernsehen ist nicht so präsent. An den fehlenden Schnee haben wir uns ja schon fast gewöhnt, aber selbst dieser könnte die Weihnachtsstimmung nicht retten. Der große Weihnachtsbummel wird auf unbestimmte Zeit verschoben. Geschenke werden online besorgt, denn durch überfüllte Läden möchte keiner gerne geschoben werden. Natürlich leiden die regionalansässigen Läden, doch viele haben schon um den Onlinehandel erweitert und so sehe ich es als gute Möglichkeit, diese zu unterstützen.

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Paula Hofmann (25), Gießen: Ich feiere Weihnachten dieses Jahr mit meiner Mitbewohnerin und ihrer kleinen Tochter. Das wird unser erstes Weihnachten gemeinsam, weshalb wir ganz froh sind, dass es ruhig abläuft. Wir werden trotzdem groß kochen und die Zeit nutzen, um zur Ruhe zu kommen und Kraft für das neue Jahr zu sammeln. Meine Weihnachtseinkäufe sind schon erledigt, so kommt auch da kein Stress auf. Groß eingeschränkt fühle ich mich nicht, auch wenn ich wahrscheinlich meine kleine Schwester und den Rest meiner Familie vermissen werde. Die wohnen in Nordrhein-Westfalen und in dieser Zeit möchte ich ungern diese Strecke fahren und dort Weihnachten verbringen. Aber dafür werden wir telefonieren oder videochatten und so ist es fast, als wäre ich mit ihnen zusammen. Umso schöner wird das nächste Weihnachten, wenn wir alle auch wieder physisch zusammen feiern können.

Christel Wagner (59), Gießen: Dieses Weihnachtsfest wird bei mir komplett anders als alle, die ich in den letzten Jahren gewohnt bin. Meine Kinder wohnen über Deutschland verteilt und wir haben uns normalerweise einmal im Jahr an Weihnachten bei uns getroffen, um die Festtage miteinander zu verbringen. Das ist in diesem Jahr nicht umsetzbar und so werde ich zusammen mit meinem Mann wohl oder übel unsere Kinder und Enkelkinder per Videoschalte sehen. Natürlich ist es auf der anderen Seite schön, wenn man nur für zwei Personen an Heiligabend vorbereiten muss. Bei uns gibt es da ganz traditionell selbst gemachten Kartoffelsalat und Rindswurst und da werden wir vermutlich auch die restlichen Feiertage von essen, denn wir brauchen ja keinen großen Aufwand machen. Die Geschenke für meine Familie habe ich schon vorher gekauft und per Post geschickt, da ich nicht abschätzen kann, wann wir uns das nächste Mal sehen werden. Es ist schon hart, keine Frage. Ich hätte gerne gesehen, wie meine Enkel sich in diesem Jahr entwickelt haben, aber da zwingt mich die Pandemie, das über das Internet zu sehen. Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr wieder normal feiern können.

Ingeborg Deckert (72), Gießen: Bei mir fällt Weihnachten ganz einfach dieses Jahr aus. Ich möchte mich keiner Gefahr aussetzen, auch wenn ich das Weihnachtsfest liebe. Ich gehe normalerweise an Heiligabend zweimal in die Kirche, aber das ist in diesem Jahr auch nicht möglich. Meine Kinder haben gefragt, ob ich und mein Mann zu ihnen kommen wollen, aber das haben wir abgelehnt. Wir möchten niemandem zur Last fallen und eigentlich freuen wir uns auch darüber, dass wir mal an Weihnachten etwas Ruhe haben. Geschenke gibt es in diesem Jahr dann auch keine, das muss bis zum kommenden Jahr warten. Dafür gibt es dann das nächste Jahr mehr zum Geburtstag oder Weihnachten. Es ist eine Lösung, die mir nicht gefällt, die aber in Anbetracht der Tatsachen leider nötig ist. Ich würde mich auch darüber freuen, wenn wir Corona im nächsten Jahr soweit im Griff haben, dass wir wieder normal feiern können. Ich werde Weihnachten wie vor der Pandemie in diesem Jahr vermissen.

Hannes Baumann (17), Grünberg: Ja, Weihnachten ist dann doch irgendwie bei uns in der Familie gelaufen. Mein Vater möchte ganz normal feiern, aber meine Mutter ist dagegen. Sie meint, dass das in Zeiten von Corona einfach nur unvernünftig ist und sie hat irgendwo damit recht. Ich kriege trotzdem Geschenke und habe auch schon selbst welche besorgt, aber dennoch fehlt in diesem Jahr einfach das Feeling. Fehlen tut mir irgendwie der Weihnachtsmarkt. Das war immer so das Zeichen, dass wir bald Weihnachten haben. Da kommt in diesem Jahr einfach keine Stimmung auf und das fühlt sich eher bedrückend als fröhlich an. Wir haben nun beschlossen, dass wir zuhause im kleinen Kreis feiern und mit anderen Verwandten per Videocall kommunizieren werden. Das ist auch einfach verrückt. Da macht man dann Termine aus, wann man sich digital sieht und bloß nicht länger als eine Stunde, denn die anderen wollen ja auch noch mit einem reden. Nee, dieses Weihnachten kann ich mir ehrlich gesagt absolut sparen. Es ist keine Stimmung, es macht keinen Spaß und selbst Schnee würde die Sache nicht mehr retten.