"So sauber wie noch nie": Lebenshilfe Gießen reinigt Polizeiautos

Vertraglich fixiert: Lebenshilfe-Vorstand Dirk Oßwald (links) und Polizeipräsident Bernd Paul vereinbaren die weitere Zusammenarbeit.  Foto: Schäfer

Mitarbeiter der Lebenshilfe Gießen reinigen die Einsatzfahrzeuge des Polizeipräsidiums Mittelhessen. Nun ist die Kooperation verlängert worden. Denn die Autos seien "so...

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. Giessen (rsc). 400 Kraftfahrzeuge sind beim Polizeipräsidium Mittelhessen im Einsatz. Und da die Autos dabei verschmutzen, müssen sie auch ab und zu gesäubert werden. "Allerdings gibt es da keinen bestimmten Turnus", erläutert Jörg Haffer, der in der Ferniestraße für die Koordination des Fahrzeugwesens zuständig ist. Die Reinigung erfolgt jedoch nicht außer Haus in gewerblichen Betrieben, sondern auf dem Gelände der Polizei - und zwar von Menschen mit Handicap der Lebenshilfe. Diese bereits zwei Jahre währende Kooperation ist anscheinend so erfolgreich, dass sie nun um mehrere Jahre verlängert wurde. Den erstmals aufgesetzten schriftlichen Vertrag bis 2023 - mit Option für ein weiteres Jahr - unterzeichneten Polizeipräsident Bernd Paul sowie Dirk Oßwald als Vorstand der Lebenshilfe.

Angelaufen war die Zusammenarbeit 2018 als Pilotprojekt: Es galt, Menschen mit Behinderung einen Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Nach einer entsprechenden Schulung kümmern sich die Mitarbeiter der Lebenshilfe um den Innenraum der Polizeifahrzeuge, zudem überprüfen sie den Öl-, Kühlwasser- und Wischwasserstand. "Ich konnte in den vergangenen Monaten beobachten, wie freudig und hingebungsvoll die Aufgabe erledigt wurde. Auch von meinen Kollegen habe ich viel Lob gehört", zeigte sich Bernd Paul zufrieden, das Projekt nun verstetigen zu könnenBesonderen Wert legte er auf die Feststellung, dass derselbe Preis gezahlt werde wie in der freien Wirtschaft. "Und die Leistung ist mindestens genauso gut."

Das Polizeipräsidium Mittelhessen ist ein Arbeitgeber mit mehr als 2000 Beschäftigten. In der Kantine sind ebenfalls Menschen mit Behinderung tätig. "Wir liegen deutlich über der gesetzlichen Vorgabe", sagt der Polizeipräsident stolz. Zugleich erinnerte er daran, dass sich jeder glücklich schätzen solle, gesund zu sein. Denn von heute auf morgen könne sich das ohne eigenes Verschulden durch Unfall oder Krankheit abrupt ändern.

Für die Lebenshilfe nannte Dirk Oßwald die vertragliche Vereinbarung einen "freudiger Anlass". Job der Polizei sei es, für Sicherheit zu sorgen, so der Vorstand. "Für unsere Menschen mit Handicap ist es ein Ziel, in der ersten Arbeitswelt anzukommen." Irgendwann habe mal jemand zu ihm gesagt: "So sauber waren die Autos noch nie." Dem pflichtete auch Bernd Paul bei. Und Jörg Haffer ergänzte: "Die Herrschaften sind nicht zu toppen." Deshalb werde die Lebenshilfe gerne weiterempfohlen. Beim Veterinäramt hat man die Verantwortlichen davon bereits überzeugt. Ohnehin sollten sich auch andere Ämter und Unternehmen fragen: "Wenn das bei der Polizei funktioniert, wieso nicht auch bei uns?"