Die bislang als Corona-Kompetenzcenter genutzte Rivers-Halle in Gießen steht bald wieder für Sport zur Verfügung, an der Liebigschule muss man sich wegen des Hallenneubaus...
GIESSEN. Von einer "nach wie vor katastrophalen und desolaten Sporthallensituation in Gießen" schreibt die FDP-Fraktion in ihrer Anfrage an die Stadt. Nur wenige dürften da widersprechen, allenfalls Kritik an der Wortwahl üben. Denn die Zahl der maroden und sanierungsbedürftigen Sport- und Turnhallen ist im Laufe der Jahre immer größer geworden. Unter dieser angespannten Situation leiden nicht nur Schulen, sondern auch viele Sportvereine. Prominentestes Beispiel ist die Doppelturnhalle der Liebigschule, die sogar ganz abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden muss. Und dann kam auch noch die Corona-Pandemie, wodurch die vor allem von den Basketballern der Giessen 46ers viel genutzte Rivers-Sporthalle ebenfalls für sportliche Aktivitäten wegfiel. Dort richtete man ein großes Corona-Kompetenzcenter, wie es offiziell heißt, ein. Im April 2020 war das. Seit Anfang Oktober jedoch ist die Halle an der Automeile wieder frei, was aber nicht heißt, dass dort sofort wieder die Bälle fliegen.
Zustand und Lieferprobleme
Wie die Verantwortlichen im Rathaus nun mitteilen, sei die Wiederaufnahme des Sportbetriebs "abhängig vom Hallenzustand". Nachdem der Vertrag mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen, die das Center betrieb, nicht verlängert wurde, wird jetzt der Zustand des Hallenbodens und der Korbanlagen überprüft. Womöglich würden vom Hochbauamt auch noch lang geplante Reparaturarbeiten durchgeführt. Der Anspruch sei es jedoch, "dass die Halle so schnell wie möglich wieder zur Verfügung steht", weiß man um die Dringlichkeit.
Weitaus mehr Geduld müssen all jene haben, die auf einen baldigen Sportneubau an der Liebigschule hoffen. Der aktuelle Bauzeitenplan des Planungsbüros sieht nämlich "die Fertigstellung aufgrund der Komplexität der Baumaßnahme für Frühjahr 2025 vor", heißt es aus dem Rathaus. Entkernung und Abriss der schon seit dem Frühjahr 2019 wegen einer maroden Dachkonstruktion gesperrten Doppelturnhalle sind für den Zeitraum Ende 2022 bis Anfang 2023 anvisiert. Mit dem Neubau soll es sofort danach losgehen. Allerdings gibt die Stadt zu bedenken, dass der Zeitplan "noch immer unvorhergesehenen Änderungen unterworfen sein kann". Das Bauprojekt mit einem Kostenumfang von rund zehn Millionen Euro sieht eine zweigeschossige Halle mit Sportfeldern auf beiden Ebenen, einer Indoor-Laufbahn und anderen Einrichtungen vor. Durch den Einbau eines Fahrstuhls und einer Rampe soll es dort barrierefrei zugehen. Zugleich legt man Wert auf Nachhaltigkeit und konzipiert das Ganze als sogenanntes Plus-Energie-Haus, das also mehr Energie erzeugt, als es selbst verbraucht.
Im Falle der energetischen Sanierung der Sporthalle der Theodor-Litt-Schule (TLS) in der Ringallee hat man mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen, die hier die Trapezbleche für die Dachkonstruktion betreffen. Dass die bisherigen tragenden Bleche im Rahmen der energetischen Sanierung ersetzt werden müssen, hatte sich erst während der Arbeiten herausgestellt, als man das komplette Ausmaß der Korrosion entdeckte. Die Sanierung musste dann "aus Sicherheitsgründen sofort eingestellt" werden, weil nun auch die tragende Dachdecke, welche im jetzigen Zustand die statistischen Anforderungen nicht mehr erfüllt, zu erneuern ist.
Mehrkosten und Ferienarbeit
Geliefert werden sollen die Trapezbleche, die eine Fläche von circa 1100 Quadratmetern bedecken und Mehrkosten von etwa 145 000 Euro verursachen, voraussichtlich in diesem November. Da die Sanierung aber nicht in den kalten Monaten durchgeführt werden kann, wird als frühester Arbeitsbeginn März/April 2022 genannt, mit der Fertigstellung sei nicht vor Ende der Sommerferien zu rechnen.
Die ebenfalls stark sanierungsbedürftige Gymnastikhalle neben der Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten (WSO) in der Nordanlage hat dagegen keine Zukunft mehr. An ihrer Stelle soll eine sogenannte Drei-Felder-Halle entstehen. Weitere Planungen dazu seien allerdings "aufgrund des begrenzten Investitionsvolumens noch nicht erfolgt", teilen die Verantwortlichen mit.
Überwiegend abgeschlossen ist die Dach- und Deckensanierung der Sport- und Kulturhalle Allendorf. Diese wird seit Beginn des neuen Schuljahres auch wieder für sportliche Zwecke genutzt. Doch seien "noch kleinere Restarbeiten an der Decke auszuführen", die für die zweite Woche der Herbstferien terminiert sind, heißt es. Abgesehen davon bestünden jedoch keine Einschränkungen für den Schul- oder Vereinssport. Und auch die Sporthalle der Grundschule Gießen-West könne nach diesen Herbstferien wieder genutzt werden, vermeldet das Rathaus.
Von Frank-O. Docter