Die Stadtwerke Gießen ziehen trotz Corona-Krise eine erfolgreiche Bilanz des Geschäftsjahres 2020. "Wir haben viel vorangebracht", zeigen sich die Vorstände Matthias Funk und...
GIESSEN. Vier Themenfelder beherrschten die Arbeit der Stadtwerke Gießen im Geschäftsjahr 2020: die Energiewende, "die mit jedem Jahr neue, innovative Lösungen erfordert", die "immer rasantere" Digitalisierung, die zwar überall in der Gesellschaft Einzug halte, die Stadtwerke aber "aufgrund ihrer exponierten Stellung als Betreiber kritischer Infrastruktur" in besonderer Weise und bis ins Detail fordere, drittens das umfangreiche und breit gefächerte "Alltagsgeschäft" sowie nicht zuletzt - aber ausdrücklich auch nicht zuerst - die Pandemie. Jens Schmidt, kaufmännischer SWG-Vorstand, und Matthias Funk als Technischer Vorstand erläuterten Zahlen, Entwicklungen und Zukunftsaufgaben. Mit dabei war auch die Vorsitzende des Aufsichtsrates, Stadträtin Astrid Eibelshäuser. Sie sieht die SWG gut, zuverlässig und krisensicher aufgestellt und freut sich trotz zahlreicher Herausforderungen sowie der Ein- und Auswirkungen der Corona-Pandemie über ein "sehr positives Gesamtergebnis 2020".
So haben die SWG "trotz dieser herausfordernden Gesamtsituation" im Geschäftsjahr 2020 rund 10,5 Millionen Euro erwirtschaftet und damit das Ergebnis des Vorjahres um 1,5 Millionen Euro nach Steuern übertroffen. Dennoch ist laut Jens Schmidt das gute Ergebnis "Corona-belastet", denn das Mehr unter dem Strich ergebe sich aus einem um vier Millionen verminderten Steueraufwand. Die Stadt Gießen darf sich, wie in den Vorjahren auch, über eine Ausschüttung von 2,5 Millionen Euro freuen. Ein Gesamtergebnis, das zu erreichen nur mit einer "kompetenten und engagierten großen Mannschaft von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern" möglich sei, so die beiden SWG-Vorstände. Den größten Teil des Gewinns, nämlich gut acht Millionen Euro, werden die SWG laut Funk und Schmidt nutzen, um die Energiewende und die digitale Transformation voranzutreiben - und um sich für oder gegen "Pandemie-bedingte Unwägbarkeiten" und damit gegen deren noch nicht abschätzbaren wirtschaftlichen Folgen zu rüsten.
Dass die Stadtwerke Gießen für die Zukunft gut aufgestellt sind, untermauert laut Eibelshäuser auch die Tatsache einer Eigenkapitalquote von 38,5 Prozent, "ein sicheres Indiz für ein grundsolides Unternehmen".
Trotz der Krise ist laut Schmidt und Funk viel vorangebracht worden. Die Liste der Erfolge und die Gründe für deren Zustandekommen ist lang - und durchaus beeindruckend und Hoffnung gebend für eine weiterhin gedeihliche Zukunft. Ein Schwerpunkt liegt weiterhin auf Investitionen in die Infrastruktur in Sachen Strom, Gas, Wasser und Wärme, Anlagen und Leistungen. So müsse beispielsweise das innerhalb Gießens 94,6 Kilometer lange Erdgasleitungsnetz an gut zwei Dutzend Stellen saniert oder ausgetauscht werden. Weiterhin benötigen ÖPNV und Bäder finanzielle Mittel. 2020 wurden insgesamt 23,7 Millionen Euro investiert.
Energiewende
Überhaupt wurde in der Krise "sehr viel vorangebracht". Die Umrüstung von 24 800 Gasgeräten von L- auf H-Gas bei 21 000 Kunden - und dies im weit überwiegenden Teil in Zusammenarbeit mit heimischen Fachbetrieben des SHK-Gewerks. Von den 56 SWG-Bussen ist kein einziger mehr mit Diesel im ÖPNV unterwegs, alle fahren mit Bio-Methan und daher nahezu CO2-neutral. Hier werde weiter investiert, ebenso wie in die CO2-neutrale Fernwärme-Versorgung und den "Gießener Grünstrom", der laut Funk zu 60 Prozent aus Wasserkraft stammt und zu 40 Prozent in eigenen Anlagen (beispielsweise der TREA 2, ein hocheffizientes und "wahrscheinlich weltweit einzigartiges" Heizkraftwerk) selbst erzeugt wird und somit komplett CO2-neutral sei. Dass in Gießen die Stromversorgung aus erneuerbaren Energien noch "viel Luft nach oben" habe, ist laut Funk gleichfalls eine Tatsache.
Mit Blick nach vorn wollen die SWG laut Schmidt und Funk ihre "Stärken weiter ausbauen", sich "Stück für Stück verbessern und unsere Arbeit noch effizienter erledigen".
Das gelte sowohl für innere Abläufe wie für die zahlreichen Erzeugungsanlagen, wo noch stärker als bisher auf innovative Lösungen gesetzt werden wird, "um den Einsatz fossiler Energieträger weiter zu reduzieren, die CO2-Emissionen spürbar zu senken und so einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz zu leisten".