Studierende fahren auch in Gießen öfter Rad

Immer mehr Studierende nutzen die Bahn, um ihren Hörsaal zu erreichen.  Symbolfoto: Friese/Archiv
© Friese/Archiv

In Gießen ist der Anteil der motorisierten Studierenden nach den Erhebungen der JLU zumindest leicht gesunken - um ein Prozent auf 21 Prozent im Wintersemester 2019/20.

Anzeige

GIESSEN/MARBURG. Immer weniger Studierende fahren mit dem Auto. Das zeigt die jüngste Mobilitätsstudie des Marburger ASta. Danach liegt der Anteil der Autofahrer nur noch bei 6,7 Prozent. Auch in Gießen ist der Anteil der motorisierten Studierenden nach den Erhebungen der Justus-Liebig-Universität zumindest ganz leicht gesunken - von 22 Prozent im Wintersemester 2017/18 auf 21 Prozent im Wintersemester 2019/20.

Dennoch fahren damit mehr als dreimal so viele Studierende mit dem Auto zu Vorlesungen und Seminaren als in Marburg. Der Gießener Asta-Verkehrsreferent Michel Zörb erklärt sich den Unterschied mit den großen Campus-Bereichen am Gießener Stadtrand, die gut mit dem Auto, aber schlechter mit dem Bus erreichbar sind: "Daher fordern wir seit Jahren eine Express-Buslinie vom Bahnhof zum Philosophikum." Nun sei sie in Planung. Die Nutzerdaten für den öffentlichen Nahverkehr in Gießen sind dennoch relativ gut: 42 Prozent der Studierenden fahren mit dem Bus. 23 Prozent nehmen das Rad, 13 Prozent gehen zu Fuß.

In Marburg stammt die letzte repräsentative Mobilitätsstudie vom ASta. Daran nahmen noch vor Beginn der Corona-Pandemie 2300 Studierende teil. Das Ergebnis: 43 Prozent der Studierenden nutzen den Stadtbusverkehr täglich - insgesamt sind knapp 60 Prozent regelmäßig mit den Bussen unterwegs. 35,5 Prozent fahren mit dem eigenen Fahrrad oder dem geliehenen Nextbike. 42 Prozent bewegen sich zu Fuß. Auf 6,7 Prozent sank der Anteil der Autofahrer, der 2016 noch zwischen sieben (Sommer) und neun Prozent (Winter) schwankte.

Hauptgrund ist das Semesterticket, mit dem die Studierenden umsonst Bus, Bahn und Nextbike fahren können. Der ASta-Verkehrsreferent der Philipps-Universität, Lukas Ramsaier, betont aber auch, dass Marburg "das am besten ausgestattete Semesterticket in Hessen" vorweisen kann. Auf jeden Fall ist es das mit der größten Reichweite. Für die Marburger deckt es nicht nur den Regionalverkehr in ganz Hessen ab. Sie können auch die Intercitys sowie die ICEs nutzen. Und sie können sogar - mit Einschränkungen - bis nach Heidelberg im Süden, Göttingen im Norden, Eisenach im Osten sowie in den Raum Siegen und Olpe fahren.

Anzeige

Das sieht man an den vergleichsweise leeren Uni-Parkplätzen an der Philosophischen Fakultät. Das deckt sich mit den Erfahrungen der Marburger Stadtwerke, bei denen die Studierenden etwa 45 Prozent der Fahrgäste ausmachen. Einzige Minuspunkte: Laut Mobilitätsstudie ist der private Nachtbus N8 den Studierenden entweder nicht bekannt oder zu teuer - deshalb wird er kaum genutzt, obwohl Bedarf vorhanden wäre. Zudem seien die Busse auf die Lahnberge oft überfüllt, kritisieren die Studierenden. Deswegen verkehren inzwischen mehr und längere Busse auf diesen Strecken, berichtet der Geschäftsführer der Stadtwerke Consult, Christoph Rau. Insgesamt sind die Marburger Studierenden laut Mobilitätsstudie ziemlich zufrieden mit dem Semesterticket, das im Wintersemester 190,45 Euro kostete. Möglich ist der Preis, weil das Ticket von allen Studierenden solidarisch finanziert wird - egal, ob sie es brauchen oder nicht. In Gießen ist das Ticket wegen der geringeren Reichweite deutlich günstiger. Aktuell kostet es 130,47 Euro.

In Hessen ist es nur den ASten der Philipps-Universität und der Evangelischen Hochschule Darmstadt gelungen, auch die Intercitys und ICEs in das Ticket zu integrieren. Das liegt daran, dass sich die Verkehrsreferate in Marburg schon vor Jahren und besonders intensiv um den öffentlichen Nahverkehr gekümmert haben. Und es liegt daran, dass dieses Ticket hier besonders dringend gebraucht wird. 57 Prozent der Marburger Studierenden kommen aus Regionen außerhalb Hessens. Nur acht Prozent stammen aus dem Landkreis. Das ist in Gießen völlig anders, wo mehr als ein Viertel der Studierenden aus der Region kommt.

Die Semesterfahrkarte enthält in beiden Städten auch das Fahrradverleihsystem Nextbike, das die Studierenden jeweils für eine Stunde gratis ausleihen können. In Marburg wurden jetzt zwei neue Stationen an der neuen Radstraße in der Uferstraße und in der Ockershäuser Allee eröffnet. Damit gibt es inzwischen 36 Stationen für die rund 250 Leihfahrräder in der City. Und auch der Gießener ASta-Verkehrsreferent Michel Zörb berichtet von Erfolgen: Allein im November 2019 seien 17 000 Nextbike-Nutzer gezählt worden.