Der AStA der JLU in Gießen wollte in einer digitalen Podiumsdiskussion der Frage auf den Grund gehen, weshalb sich gerade junge Leute für Politik interessieren sollten.
. GIESSEN. Der Kommunalwahlkampf ist eine Woche vor der Wahl in vollem Gange. Grund genug für den Allgemeinen Studierendenausschuss der JLU (AStA), eine digitale Podiumsdiskussion einzuberufen und der Frage auf den Grund zu gehen, weshalb sich gerade junge Leute für Politik interessieren sollten. Die Moderatoren Alexandra Schrankel und Junis Poos haben sich aus diesem Grund gemeinsam mit den Organisatoren eine besondere Art der Podiumsdiskussion ausgedacht. In den sozialen Netzwerken hatten die Nutzer die Möglichkeit, sechs Parteien auszuwählen, die dann jeweils einen ihrer „jungen“ Kandidaten zur Diskussion schicken. Frei nach dem Motto „Mehr junge Leute in die Parlamente“ sollten hier vor allem junge Stimmen zu verschiedenen Themen wie Verkehr, Wohnen, Kultur und die Zukunftsaussichten für Studierende zu Wort kommen.
Mit Noah Hoepfner (Volt), Max Würtz (Gießen gemeinsam gestalten – Gigg), Alexander Wright (Grüne), Stefanie Kraft (SPD), Lena Schmidt (Die Linke) und Heiko Hanisch (Freie Wähler) waren sechs Kandidaten geladen, die sich nicht nur vom Alter her, sondern auch von der inhaltlichen Ausrichtung teilweise stark unterschieden. Zu Beginn stellten die Moderatoren die Frage, wie man das Interesse von jungen Leuten für die Politik wecken könnte. Alle Kandidaten betonen die Möglichkeit der Beteiligung auf kommunaler Ebene und die Tatsache, dass Beteiligung zu einem Mitspracherecht führe. „Eine Demokratie lebt davon, dass viele sich beteiligen“, meint Kraft. Für Würtz stehen beispielsweise auch Bürgeranträge im Vordergrund, die auch der Jugend eine Möglichkeit der Partizipation bieten und als Potenzial betrachtet werden müssen. Generell setze Gigg sehr viel auf Bürgerbeteiligung, macht der 25-Jährige deutlich. Schmidt betont, dass es notwendig ist, die Parlamente jünger zu machen und vor allem das Ehrenamt zu stärken. Für Hanisch, mit 40 Jahren der älteste in der Runde, hat man mit der Beteiligung ein wichtiges Privileg der Demokratie und es sei notwendig, die Belange der Jugend aufzufassen.
Doch wie kann man beispielsweise das Studium in der Zukunft künftig gestalten? Hier fällt häufig das Schlagwort „Verkehrswende“: Es sei wichtig, den Umschwung im Verkehrssektor wahrzunehmen und mehr auf das Fahrrad und den ÖPNV zu setzen, meinen Hoepfner und Wright. „Wir müssen die Studentenwohnheime besser an den ÖPNV anbinden“, meint der Grünenpolitiker. Gerade beim umstrittenen Thema Anlagenring zeigt sich die Differenz der einzelnen Parteien im Hinblick auf den kürzlich getroffenen Beschluss. „Die Fahrraddemo auf dem Anlagenring war herrlich. Ich bin da progressiv und positiv eingestimmt“, berichtet Kraft. Auch Schmidt freut sich auf den kommenden Verkehrsversuch und setzt auf eine autofreie Innenstadt der Zukunft. Hanisch hingegen hält das Konzept auf dem Anlagenring für einen „unüberlegten Schnellschuss“, da Gießen tagsüber de facto eine Großstadt und der Individualverkehr die „Arterie der Stadt“ sei.
Bezahlbarer Wohnraum
Ebenfalls ein Dauerbrenner während der Kommunalwahlphase und darüber hinaus ist das Thema Wohnraum. Gießens Wohnraum ist knapp, da sind sich alle Kontrahenten einig. Die Frage, wie man das Wohnraumproblem lösen könnte, führt zu unterschiedlichen Ideen. Die Linke positioniert sich eindeutig. „Wir müssen alternative Wohnprojekte mehr unterstützen“, so Schmidt. Ebenso sei guter und bezahlbarer Wohnraum kein Privileg, sondern Grundrecht. Dem schließt sich die Sozialdemokratin Kraft an. Es müsse mehr bezahlbaren Wohnraum vor allem für Studenten geben. Ein weiterer Punkt beim Thema Wohnraum sei die Möglichkeit der Nachverdichtung, für die sich Hoepfner, Würtz und Wright stark machen. Zudem bekräftigen die Grünen, dass das Thema Wohnbau weiterhin ein riesiger Faktor sei, um den man sich kümmern müsse. Energetische Sanierung sei hier ebenfalls ein Schlüssel, jedoch müsse man verhindern, dass die Mieten stark erhöht werden.
Beim Thema Kultur stellen sich die jungen Kandidaten ebenfalls breit auf. Man müsse die Kunst und Kultur unterstützen und fördern, heißt es vonseiten der Linke. Mithilfe von Kulturräumen und Initiativen könnte man die Szene Gießens erhalten. Würtz fordert, das geplante Clubverbot wieder aufzuheben und für mehr Kultur in der Innenstadt zu sorgen. Kraft betont, wie wichtig Kultur für die Gesellschaft sei und dass man die Kultur und die Klubszene aktiv fördern müsse. Die Stimmen der Kulturschaffenden, so die Sozialdemokratin, gehören auch in die Parlamente. Am Ende des Abends wird deutlich, dass viele junge Kandidaten hoffen, bei der Wahl am Sonntag ins Stadtparlament zu kommen. Sie wollen mit ihrem Engagement den jungen Leuten in der Studentenstadt Gießen eine Stimme geben.