Die Personalausfälle am Universitätsklinikum Gießen-Marburg sind so gravierend, dass eine "kritische Versorgungslage" erreicht ist.
WETZLAR/GIESSEN/FRANKFURT. Das Universitätsklinikum Gießen-Marburg (UKGM) setzt ab sofort positiv getestete Mitarbeitende unter anderem in der Patientenversorgung ein. Das geht aus einem Schreiben vom Mittwochabend, 27. Juli, an die Mitarbeiter hervor. Zuerst berichtete die Gießener Allgemeine über die Entscheidung des Klinikums.
Demnach sei die Uniklinik aufgrund von Krankheitsausfällen unter den Mitarbeitern in allen Bereichen in eine "kritische Versorgungslage" geraten, heißt es in dem Mitarbeiter-Newsletter, der unter anderem von Prof. Werner Seeger (Ärztlicher Geschäftsführer) und Dr. Christiane Hinck-Kneip (Kaufmännische Geschäftsführerin) unterzeichnet ist. Dazu gehören laut Informationen von mittelhessen.de bei Weitem nicht nur Ärzte und Pflegepersonal, sondern auch viele Bereiche in der Vor- und Nachbereitung wie beispielsweise die zentrale Sterilisation, die OP-Bestecke reinigt und überprüft.
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Am Mittwoch ist das UKGM am Standort Gießen laut Schreiben gemäß des Erlasses zur Aufrechterhaltung der Patientenversorgung in den hessischen Krankenhäusern bei quarantäne- beziehungsweise isolationsbedingtem Personalausfall auf Stufe Gelb gemeldet worden. Dies bedeutet, dass "positiv getestete Mitarbeitende, die sich selbst als arbeitsfähig erklären, ausnahmsweise in der Patientenversorgung eingesetzt werden dürfen". Sie müssen dabei eine FFP2-Maske tragen.
Anders als bisher, müssen sie auch im direkten Kontakt mit Kollegen und beim Aufenthalt innerhalb der Krankenhausgebäude, zum Beispiel in Sozialräumen, eine FFP2-Maske tragen. Außerdem sollen die positiv getesteten Mitarbeitenden "sofern möglich außerhalb der vulnerablen Bereiche eingesetzt" werden. Ob sich positiv getestete Mitarbeitende zum Dienst melden, ist allerdings deren eigene Entscheidung.
Ziel: Patientenversorgung aufrecht erhalten
"Unser Ziel ist es, mithilfe dieser Maßnahme die Patientenversorgung am Gießener Uniklinikum, welches zentrale Bedeutung für die gesamte mittelhessische Region besitzt, bestmöglich aufrecht zu erhalten. Wir haben zurzeit einen noch nie da gewesenen Personalausfall. Nicht nur in der Pflege und der Ärzteschaft, sondern in verschiedensten Bereichen, die für die Versorgung der Patienten gleichermaßen relevant sind", wird Seeger in einer Pressemitteilung des UKGM am Donnerstag zitiert.
An den Lahn-Dill-Kliniken musste man bisher trotz Personalausfällen noch nicht mit dem Gedanken spielen, auf Corona positiv getestete Mitarbeiter zurückzugreifen. "Derzeit setzen wir keine positiv getesteten Mitarbeiter ein", erklärt Pressesprecherin Stefanie Mohr auf Nachfrage. Allerdings könnten sich positiv getestete Mitarbeiter nach fünf Tagen mittels eines zertifizierten Antigen-Schnelltests oder PCR-Tests "freitesten", sofern sie asymptomatisch seien. Mohr stellt hierzu aber fest, dass die allerwenigsten Mitarbeiter das nach fünf Tagen seien. Zwar ist in Wetzlar und Dillenburg noch nicht die Rede von Warnstufe Gelb, dennoch spüren auch die Lahn-Dill-Kliniken die Ausfälle deutlich. "Aktuell sind mehr als 100 Pflegemitarbeiter krank gemeldet", teilt Mohr mit, verweist aber darauf, dass nicht jede dieser Stellen eine Vollzeitkraft darstelle. Die Personalausfälle würden sich sehr dynamisch gestalten und die Gründe seien vielfältig: Krankmeldungen, Quarantäneverordnung oder auch fehlende Kinderbetreuung der Angestellten.
"Derzeit setzen wir keine positiv getesteten Mitarbeiter ein."
Stefanie Mohr, Pressesprecherin Lahn-Dill-Kliniken
Bereits am Wochenende hatte der Ärztliche Direktor Jürgen Graf für das Uniklinikum Frankfurt mitgeteilt, dass aufgrund der Personallage dort "positive, symptomfreie" Mitarbeitende nach fünf Tagen in Isolation wieder arbeiten dürften. Später korrigierte das Klinikum und teilte mit, dass ein negativer Selbsttest erforderlich sei. Zuvor war ein negativer PCR-Test notwendig. Zudem müssen die Mitarbeitenden in Frankfurt seit mindestens zwei Tagen symptomfrei sein, ehe sie ihren Dienst wieder antreten können.
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Die Entscheidung in Frankfurt sei nach Gefährdungsanalyse auf Basis einer Risikoabwägung gefallen, erklärte Graf. Abzuwägen sei die Gefahr, dass Patienten nicht mehr versorgt werden können, mit dem Restrisiko, das die Infektion weitergegeben wird. Diese Abwägung sei klar zugunsten des Arbeitenkönnens ausgefallen.