Fast unbeachtet vollzogen sich die Hochschulwahlen. Der Senat und die Fachschaftsräte der JLU sowie das Studierendenparlament (Stupa) wurden online neu gewählt.
GIESSEN. Die Biergärten sind voll, an den Lahnwiesen herrscht bisweilen mehr als reges Treiben und die Lockerungen sorgen für einen fast normalen Alltag bei vielen Gießenern. Ganz anders sieht es indes an den Hochschulen aus: Weiterhin gilt an der Justus-Liebig-Universität (JLU) und der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) das Prinzip "maximal digital", der Campus ist nahezu verwaist. Zeitgleich, fast unbeachtet, vollzogen sich die Hochschulwahlen. Der Senat und die Fachschaftsräte der JLU sowie das Studierendenparlament (Stupa) wurden neu gewählt, inmitten der Pandemie und gleichzeitig gelockerten Bedingungen.
Das beste Ergebnis bei den Wahlen zum Studierendenparlament erlangte UniGrün mit 44,53 Prozent der abgegebenen Stimmen (14 Sitze). Damit konnte die Liste ihr Vorjahresergebnis um 2,39 Prozentpunkte verbessern. Die Jusos wurden mit 19,02 Prozent (sechs Sitze) erneut zweitstärkste Kraft gefolgt von der der Liberalen Hochschulgruppe (LHG) und dem Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband (SDS.dieLinke) mit jeweils rund zehn Prozent und je drei Sitzen. Die weiteren angetretenen Parteien landeten im einstelligen Bereich. Die Jusos verloren etwas mehr als vier Prozentpunkte, der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) 4,52 und SDS.dieLinke 1,88 Prozentpunkte. Die LHG wiederum konnte 4,02 hinzugewinnen. Die Ergebnisse und die Wahlbeteiligung von 15,52 Prozent werfen die Frage nach der Effektivität eines Onlinewahlkampfs auf.
Die Hochschulgruppen sehen diese Thematik gespalten. "Wir haben keinen klassischen Präsenzwahlkampf gemacht. An der Uni ist ja eh das meiste zu außer Bibliothek und Mensa", schildert Kristin Hügelschäfer vom SDS. Ähnliche Argumente sind beim RCDS zu hören gewesen. "Wir haben uns gegen einen Präsenzwahlkampf entschieden, weil für uns die Kosten-Nutzen-Rechnung hier nicht aufging", so Paul Glasbrenner. Der pandemische Präsenzwahlkampf existierte dennoch, beispielsweise bei UniGrün. "Wir wollten die Öffnung der Mensa nutzen, um Studierende auch wieder direkter erreichen zu können", so Maximilian Voigt.
Hybride Kampagne
Neben der Präsenzveranstaltung habe UniGrün sich vor allem auf Plakate am Campus und Online-Formate konzentriert. Auf eine hybride Kampagne setzte auch die LHG, wie Jan-Lukas Gescher mitteilt. "Als Präsenzwahlkampf im Studierendenparlament besprochen wurde, war es für uns klar, auch auf die Campi zu ziehen". Eine Meinung, die auch die Juso-Hochschulgruppe teilt. "Wir haben uns für Präsenzwahlkampf entschieden, da wir der Auffassung sind, dass es nicht sein kann, dass das gesellschaftliche Leben in fast allen Bereichen wieder losgeht, aber ausgerechnet die Demokratie soll hinten anstehen?", berichtet Michael Emig. Und dann ist da noch die Sehnsucht nach der Rückkehr in den Regelbetrieb, passend zu den Lockerungen. "Der Computer kann ein richtiges Studium leider nicht ersetzen", meint Gescher. Die LHG setze sich vehement für eine geregelte Rückkehr in den Präsenzbetrieb ein. Der SDS sieht für einen Regelbetrieb an den Hochschulen auch die Betreiber in der Pflicht. "Wir fordern auch, dass die Uni zur Präsenz zurückkehrt. Dafür müssen aber entsprechende Vorkehrungen getroffen werden, zum Beispiel die Bereitstellung von Tests und Masken", so Hügelschäfer. Dem stimmt der RCDS zu. "Wir wollen so früh wie möglich wieder Präsenzlehre an der Universität, denn das Studium lebt auch vom studentischen Alltag", so Glasbrenner. Auch die Jusos setzen sich für das Präsenzstudium ein. "Wir müssen schauen, ob die Inzidenzen im Rahmen bleiben und was mit der Delta-Variante ist. Wenn die Umstände das zulassen, setzen wir uns selbstverständlich für Präsenzlehre ein", so Emig.
Neben dem Studierendenparlament wurden die Stimmen für den Senat ebenfalls ausgezählt. Bei den Listen der Professoren setzten sich für die Liste "Neue Universität" Prof. Cora Dietl, Prof. Ingrid Miethe und Prof. Till Kleinebecker durch. Für die Liste "UNIVP" ziehen künftig Prof. Peter Richard Schreiner, Prof. Athina Lexutt, Prof. Norbert Weißmann und Prof. Dirk Uffelmann in den Senat ein. Die dritte Liste "Lebendige Universität" entsendet mit Prof. Renate Deinzer und Prof. Christiane Herden zwei Mitglieder in den Senat. Auch drei Studierende sitzen im neu gewählten Senat. Johanna Kruse und Arne Krause von Unigrün schafften ebenso den Einzug wie Nabor Keweloh von den Jusos.
Fachbereichsräte
Für die Gruppe der wissenschaftlichen Mitglieder zogen Reginald Matejec von der Liste "Innovative Mitte" sowie Björn Luerßen und Joachim Sann von der Liste "Pragmatische Mitte" in den Senat ein. Abschließend ergänzt die Gruppe der administrativ-technischen Mitglieder mit Christian Ahlemeier von der "Unabhängigen Liste - die Alternative" und Michael Hoffmann von "Ver.di/GEW" den neu gewählten Senat. Die Wahlbeteiligung der Studierenden lag bei 15,4 Prozent, die der anderen Gruppen bei 78,7 Prozent (Professorinnen und Professoren), 25,4 Prozent (wissenschaftliche Mitglieder) und. 24,4 Prozent (administrativ-technische Mitglieder). Die Ergebnisse der Fachbereichsratswahlen werden im Laufe der Woche veröffentlicht.