Von Bach bis Blues: Hermann Wilhelmi zu Gast in St. Thomas Morus

Nutzte die ganze Klangvielfalt der Kreienbrink-Orgel: Kirchenmusiker Hermann Wilhelmi.  Foto: Schultz

Markante Kontraste: Der Laubacher Organist Hermann Wilhelmi gastierte mit einem spannungsreichen Programm in der Gießener Kirche St. Thomas Morus.

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GIESSEN. Züge musikalischen Frohsinns wies der Gottesdienst in St. Thomas Morus am Fastnachtssonntag auf. An der Orgel überzeugte der Laubacher Organist und Chorleiter Hermann Wilhelmi mit Werken von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Eugène Gigout, Johannes Matthias Michel und anderen. Er holte damit sein wegen Krankheit versäumtes Programm zum 50. Jahrestag der Orgel nach. Es erwies sich als klangschön, abwechslungsreich und hochkompetent. umgesetzt. Der Laubacher erhielt nach dem Gottesdienst anhaltenden Applaus.

Wilhelmi, Jahrgang 1962, ist ein erfahrener Kirchenmusiker und Organist, der auch als sensibler Begleiter geschätzt wird. Die Kirche war auch dieses Mal wieder voll besetzt, als Dekan Hans-Jürgen Wahl ("Heute setzt Hermann Wilhelmi einen besonderen Akzent") den Gottesdienst hielt. Der musikalische Gast eröffnete mit dem Präludium in G-Dur, BWV 541 von Johann Sebastian Bach. Routiniert fand er sofort die richtige Synthese aus Schwung, Druck und Volumen und realisierte sicher das Bachsche Strahlen: ein perfekter Auftakt für einen Choralgottesdienst. Sanft und schön ließ er anschließend Andrea Gabrielis Kyrie aus der Messa Domenichal folgen. Großes Engagement prägte sein Spiel bei Herfried Menckes (geboren 1944) Toccata "Lobe den Herren". Wilhelmi ließ das dynamische Werk machtvoll und intensiv leuchten und verlieh ihm kraftvolle, sakrale Schönheit; ein erster Höhepunkt.

Stilistische Abwechslung fügte der Organist mit Josef Rheinbergers Pastorale in G-Dur "con moto" ein: er musizierte machtvoll und mit bedächtigem Schreiten. Einen markanten Kontrast setzte der Laubacher mit Johannes Matthias Michels (geboren 1962) Bossa Nova "Gott ist gegenwärtig". Das nach Brasilien weisende Stück verströmte lateinamerikanische Gelassenheit und war zugleich geschickt an den liturgischen Rahmen angepasst.

Reiner Blues, also definitiv kirchentauglich, war Wilhelmis Komposition "Gottes Atem - meta Mozart". Klassische Elemente sorgten für die nötige dramaturgische Passform, Reibungen regten zu genauerem Hinhören an, und ein witziger Abschluss setzte einen heiteren Schlussakzent. Ein gleichsam historischer Part war Mozarts Fantasie f-Moll für Orgel KV 608. Das Werk stand bei der Einweihung der Orgel vor 50 Jagen auf dem Programm. Festlich und hochdifferenziert musiziert, war es ein weiteres markantes Glanzlicht.

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Nach der dramaturgischen Pflicht, blutvoll realisiert, kamen einige leichtfüßige Elemente zu Gehör. Etwa Johannes Matthias Michels "5. Sortie" aus: "Petite Suite in Blue" mit Jahrmarktelementen, fröhlichem Marschieren und einem fetzig-markanten Abschluss - das ging in die Beine. Fröhlich entspannt und angejazzt kam auch Ulrich Nehls (Jahrgang 1959) "Rausschmeißer in C" daher, inklusive einem Stück Narhallamarsch.

Zum guten Schluss, der Gottesdienst war vorüber, stellte Wilhelmi Mons Leidvin Takles "Blues-Toccata" in den gewaltigen Kirchenraum und nahm dabei noch einmal volle Fahrt auf. Er nutzte die Klangvielfalt der Kreienbrink-Orgel für ein fetziges Finale. Stilsicher erfolgte dann ein sanfter Abschluss - es war alles gesagt. Die Besucher waren von der musikalischen Seite der Veranstaltung hocherfreut und applaudierten anhaltend und herzlich.

Der musikalische Gottesdienst anlässlich der 50-jährigen Orgelweihe am 31. Januar wird am Freitag, 19. Februar, im Offenen Kanal ausgestrahlt. Zudem ist er ab Freitag auch über die Mediathek Hessen (www.mediathek-hessen.de) und die Homepage der Gemeinde (www.st-thomas-morus-giessen.de) abrufbar.