Wiesecker fordern, geplanten Verkehrsversuch abzubrechen

Der Protest geht weiter: BI-Mitglied Oliver Persch (rechts) übergibt einen Bürgerantrag, unterstützt von über 100 Unterschriften, an Ortsvorsteher Michael Oswald.  Foto: Jung
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Der Widerstand in Wieseck gegen den geplanten Verkehrsversuch für eine Fahrradstraße in der Philosophenstraße ist weiterhin groß. Ein Bürgerantrag mit...

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GIESSEN-WIESECK. Lange Jahre passierte nichts, doch dann überschlugen sich die Ereignisse um den geplanten Rad-/Fußweg an der Philosophenstraße. Seit 16 Jahren ist der im Gespräch und Anfang dieses Jahres kam (wieder) Bewegung in den Planungen, nachdem das Stadtparlament die Startfreigabe gab - allerdings mit der Einschränkung, die Naturschutzbehörden müssten vorher zustimmen.

Bei der Ortsbeiratssitzung kam das Thema, das seit den vergangenen Wochen für Wirbel in der Wiesecker Ortspolitik sorgt, wiederum auf den Tisch. In einem Dringlichkeitsantrag forderte Ortsvorsteher Michael Oswald (CDU), den geplanten Verkehrsversuch, in der Philosophenstraße vorübergehend eine Fahrradstraße einzurichten, nicht umzusetzen. Die Einrichtung einer Fahrradstraße mit Zusatzschild "Pkw frei" ist für den Ortsvorsteher "inakzeptabel", weil er nicht ansatzweise der Forderung von Wiesecker Bürgerinnen und Bürgern und dem Ortsbeirat Wieseck entspreche.

Höherer CO2-Ausstoß

Oswald vermutet, der Verkehr in der Alten-Busecker Straße und in der Gießener Straße würde zunehmen. Und der Kohlendioxid-Ausstoß werde nicht verringert, "im Gegenteil, lange Umwege wären die Folgen". Zudem entstünden vermehrt Lärm und Abgase.

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Oswald bezog sich auf ein ihm vorliegendes Schreiben des SPD-Oberbürgermeisterkandidaten Frank-Tilo Becher, der einen schnellen und zügigen Ausbau des Fuß- und Radweges im Falle seiner Wahl zusichere. Oswald schloss daraus, dass "scheinbar ein Umdenken innerhalb der SPD-Fraktion in der Stadt stattgefunden hat".

Norbert Kress (BUF) sah zunächst keine Dringlichkeit für Oswalds Papier, den Antrag könne man auch in der kommenden Sitzung beraten. Die Aussage des SPD-Kandidaten habe für ihn zudem keine Relevanz, sprach er gegen den Antrag. Eine Fahrradstraße erfordere keine Umwege, jeder könne sie befahren, so seine Auffassung. Zudem seien Fußgänger auf Fahrradstraßen sicher unterwegs. Kress stimmte als einziger gegen den Vorstoß des Ortsvorstehers.

In die gleiche Kerbe wie Oswald schlug schließlich die von CDU und SPD gegründete Bürgerinitiative (BI) "Radweg Philosophenstraße", die einen Bürgerantrag an den Ortsbeirat übergab, unterstützt von über 100 Unterschriften. BI-Mitglied Oliver Persch überreichte in der Bürgerfragestunde das vom ehemaligen Ortsvorsteher und BI-Mitglied Wolfgang Bellof unterzeichnete Papier. Die BI bittet die Stadtverordnetenversammlung, den geplanten Verkehrsversuch zur Fahrradstraße - in der Verlängerung der Philosophenstraße bis Industriegebiet Ursulum - abzubrechen. Die Straße müsse für den Verkehr wie bisher benutzt werden können, will die BI erreichen und verlangt, den bereits geplanten Rad- und Gehweg umgehend, spätestens jedoch bis 2022/2023, zu bauen. Mehrere Gutachten bescheinigten die Machbarkeit dieser Maßnahme, ist der einzige Satz der Begründung.

Regenablauf gewährleisten

"Jeder kehrt für sich, da darf die Stadt nicht außen vor bleiben", schreibt die SPD zu ihrer Aufforderung an die Stadt, den Regenablauf vor den städtischen Grünanlagen jederzeit zu gewährleisten und den unansehnlichen Pflanzenbewuchs auf den Mittelinseln zu beseitigen. Einen Bericht, welche Wiesecker Straßen aufgrund ihrer schlechten Oberflächenbeschaffenheit mit welcher Priorität erneuert werden sollen, verlangt der Ortsbeirat.

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Norbert Kress regte sich darüber auf, dass in Wieseck Verkehrszählungen durchgeführt werden und der Ortsbeirat von den Ergebnissen nichts weiß. Für die letzten fünf Jahre will das Gremium auf seine Anregung die ausgewerteten Ergebnisse sehen. Heiner Geißler (FW) erklärte die Niederlegung seines Mandates im Ortsbeirat und nannte berufliche und private Gründe. Für ihn rückt Anette Vogelhöfer nach. Die stellvertretende Vorsitzende des Ausländerbeirates, Eden Tesfaghiorghis, sprach das Freilaufen von Hunden in Wieseck an. Sie wünscht, dass eine Mitteilung von der Stadt zum Leinenzwang veröffentlicht wird.