Bekannte Gesichter, Neulinge und bei allen Zufriedenheit: Zum elften Mal fand der Markt "Hausgemachtes" im Biergarten des Ulenspiegels statt. 150 Besucher durften kommen.
GIESSEN. "Zurück zur Normalität" ging es laut Organisator Sönke Müller im Biergarten des Ulenspiegel - dort fand am Sonntag die nunmehr elfte Edition des Kunst- und Kreativmarktes "Hausgemachtes" statt, der lokalen Künstlern und auch verschiedenen Initiativen aus dem Gießener Raum Gelegenheit gibt, sich vorzustellen.
Normalerweise findet die Sommeredition des Marktes parallel zum Gießener Stadtfest im August statt, welches Pandemie-bedingt die letzten beiden Male ausfiel. Stattdessen stellte das Organisationsteam um Müller und Wenke Ingwersen (beide raumstation3539) eigenständige Veranstaltungen auf die Beine, wobei 2020 die Besucherzahlen extrem begrenzt wurden - dieses Jahr gibt es etwas mehr Spielraum, 125 Personen durften gleichzeitig aufs Gelände, wobei die Kapazität bis zum frühen Abend noch nicht ausgeschöpft wurde: "Das Wetter ist heute unser größter Feind", erklärt Ingwersen. Trotzdem sei "Hausgemachtes XI" im Vergleicht zum Vorgänger viel entspannter zu planen gewesen, da man mehr Planungssicherheit habe. Nicht nur für das Orga-Team ist es die erste größere Veranstaltung seit Corona, auch die Standinhaber scheinen nur darauf gewartet zu haben, zumindest seien die Plätze sehr schnell vergeben gewesen.
Es gebe momentan eben nicht viele Möglichkeiten für Märkte, schon gar nicht ohne Stand- oder Eintrittsgebühren, erklärt Wenke Ingwersen den Andrang. Von den Ausstellern seien einige schon mal bei "Hausgemachtes" dabei gewesen, aber auch viele neue waren gekommen. Das Konzept der Veranstaltung sei immerhin auch, so Sönke Müller, dass man vor allem auch Kleinkünstlern, die zum ersten Mal auftreten, eine Plattform bieten wolle. Zudem wurde vor allem bei den Bühnenkünstlern darauf geachtet, ein möglichst abwechslungsreiches Programm zu gestalten und denjenigen Personengruppen den Vortritt zu lassen, die sonst weniger Aufmerksamkeit finden, ergänzt Ingwersen.
Nicht nur zum ersten Mal auf einem Markt dabei, sondern auch recht frisch in ihrem Metier sind Manuel Seel und Tina Vollendorf, die mit zwei anderen Freunden erst im April angefangen haben, zu imkern. Alle hätten schon seit Jahren den Wunsch gehabt, eigenen Honig zu produzieren und während der Pandemie die Zeit gefunden, dieses Projekt zu verwirklichen. Bei "Hausgemachtes" verkaufen sie Honig von ihren Völkern aus Staufenberg und Steinbach sowie eigenen Honiglikör, der sehr gut ankommt. Zwei Stunden nach Marktbeginn sind die Bestände bereits fast aufgekauft. Sie loben die schöne Atmosphäre und gute Stimmung, ebenso wie Standnachbarin Lena Klever, die T-Shirts, Sticker, Postkarten und Anstecker mit selbst gestalteten Motiven mitgebracht hat. Ihr Fokus liegt dabei auf Designs, die die queere Community repräsentieren, da es dort oft nicht so ein großes Angebot geb. Sie freut sich, wie gut ihre Sachen angenommen werden, gerade weil sie auch zum ersten Mal auf einem Markt ist. Mit ihr teilt Marie Mosebach den Stand, die seit Jahren unter dem Namen "Knitfox" von ihr und ihrer Mutter selbst gestrickte Mützen, Handschuhe und andere Stücke vertreibt. Mit Weihnachtsmärkten hat sie schon Erfahrungen, aber auch sie hat Premiere im Ulenspiegel-Biergarten.
Die Kultur bei "Hausgemachtes" beschränkt sich nicht nur auf Musik von lokalen Künstlern. Auch aus dem ersten Gießener Literaturmagazin "Georg*ette" wird auf der Bühne gelesen, an einem Tisch stellen Alte Kupferschmiede, Zellkultur und das Projekt "ich.Morgen" der Stadtbibliothek gemeinsam ihre Arbeit vor und Katrina Friese und Andreas Eikenroth, beide Mitarbeiter des Anzeigers, haben im Ulenspiegel-Biergarten die letzten Exemplare ihrer heiß begehrten Wanderführer unters Volk gebracht. Eikenroth freut sich über die Plattform, die "Hausgemachtes" lokalen Künstlern gibt - er hätte gerne mehr solcher Veranstaltungen in Gießen, vor allem auch indoor. Diese Möglichkeit könnte eventuell die Winteredition von "Hausgemachtes" bieten, die traditionell im Ulenspiegel selbst veranstaltet wird. Allerdings möchte Sönke Müller noch keine Garantie dafür geben, dass es in diesem Jahr stattfinden wird. Man werde sich jedoch mit allen Veranstaltern besprechen und je nach äußeren Umständen gegebenenfalls auch über eine Alternative nachdenken. Die Sommerausgabe ist für Müller und Wenke Ingwersen trotz des Wetters jedenfalls ein voller Erfolg: "Es ist so gut geworden, wie es nur sein konnte!"