In Grünberg wurden 15 000 neue Bäume gepflanzt. Sie ersetzen durch Trockenheit abgestorbene Fichten, die gefällt werden mussten. Die Wiederaufforstung kostet rund 47 000 Euro
GRÜNBERG. Keine leichte Aufgabe hat Hannes Wollmerstädt als neuer Förster für den Stadtwald Grünberg vor sich. Nicht nur, dass die Fichten durch die Trockenheit der vergangenen Jahre abgestorben sind und gefällt werden mussten, damit der Borkenkäfer nicht weitere Nahrung findet. Nein, auch die Wiederaufforstung durch den Landesbetrieb HessenForst kostet sehr viel Geld und belastet in den nächsten zehn Jahren den Stadthaushalt bei der Betriebsplanung mit rund 47 000 Euro. Der 850 Hektar große Kommunalwald wird dabei darauf untersucht, mit welchen Baumarten die entstandenen Kahlflächen rekultiviert werden können. Bei einem Ortstermin am Forstbezirk in der Nähe des Weickartshainer Kopfes unter Beteiligung von Bürgermeister Frank Ide, Hannes Wollmerstädt und Forstwirt Rico Wolf wurde die Situation ausführlich beleuchtet. Einleitend wies Wollmerstädt darauf hin, dass großflächige Schadensereignisse in Mittel- und Süddeutschland sowie massive Absterbe-Erscheinungen auch in den östlichen Nachbarländern für ein Nadelholzüberangebot mit der Folge massiv sinkender Preise für Rohholz sorgten. Durch Fördermittel nach Extremwetterrichtlinien des Landes Hessen habe man zumindest kleine Erlöse generieren können. Insgesamt sei ein Flächenverlust von 50 Hektar bei den Fichten entstanden. Seit Juni 2019 bis heute habe man etwa 20 000 Festmeter abgestorbene Fichten geerntet.
Wollmerstädt und Wolf informierten über Standortanalysen, mit deren Hilfe beurteilt werden kann, welche Baumart auf den unterschiedlichen Standorten im Zuge des Klimawandels noch anbauwürdig sind. Verlierer werden Fichte und Buche sein. Gewinner zum Beispiel die Eiche. Auch Bäume aus anderen Ländern, die bereits gut an eine geringere Wasserversorgung angepasst sind, wie Roteiche oder Douglasie können Alternativen sein. Insgesamt will man sich auch im Grünberger Forst breit mit Baumarten aufstellen, um eine maximale Risikostreuung zu erreichen. Die in Augenschein genommene Fläche umfasst etwa zehn Hektar und war zuvor mit über 4000 Festmeter Fichte bestockt. Jetzt stehen dort knapp 2000 laufende Meter Hordengatter und rund 15 000 junge Bäume. Um allen Belangen der Forstwirtschaft Rechnung zu tragen, wurden verschiedenste Baumarten auf die Fläche gepflanzt.
Dabei dienen Vogelkirsche und Spitzahorn, der sich bereits sehr gut entwickelt hat, vor allem Naturschutzzielen. Ihre Blüte sieht nicht nur toll aus, sondern bietet auch vielen Insekten Nahrung. Die Vogelkirsche hat zusätzlich an ihren Blättern sogenannte "Nektrien", eine Drüse, die dauerhaft in der Vegetation Nektar absondert und somit ganz besonders für Bienen wertvoll ist. Damit wurde aus einem monotonen Fichtenbestand ein multifunktionaler Wald angelegt.
Bei den vorgenommenen Maßnahmen wurden durch ein Unternehmen die Zäune aufgestellt und 15 000 Pflanzen von den eigenen kommunalen Forstwirten wie Wolf und Dieter Bock in weniger als zwei Monaten gepflanzt. Bezuschusst wurde die Pflanzung durch Fördermittel des Landes Hessen (GAK) mit 85 Prozent bei den Pflanzen und der Pflanzung sowie 50 Prozent beimWildzaun.