Grünberg: Abiturienten schreiben Protestbrief

Sie haben den Protestbrief verfasst (von links oben nach rechts unten): Ida Schomber, Lea Hieser, Alva Hedrich; Hazeem Bhatti, Simea Jirschim, Madeleine Römer; Amelie Ziersch, Marie Hahn und Lennart Reichel.  Foto: Theo-Koch-Schule
© Theo-Koch-Schule

Gegen die Abschiebung der 16-jährigen Katia Kheder und deren Familie haben Abiturienten der Theo-Koch-Schule einen Protestbrief verfasst.

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GRÜNBERG. Grünberg (red). In der Woche vor den Osterferien erhielten die Gesamtschulen in Hessen, darunter auch die Theo-Koch-Schule (TKS) in Grünberg, einen Hilferuf von der Walter-Lübcke-Schule in Wolfhagen.

Der Grund: Katia Kheder, eine 16-jährige Schülerin, war laut der Wolfhagener Schule Ende März mit ihrer Familie "in einer Nacht- und Nebelaktion" nach Bulgarien abgeschoben worden. Vor drei Jahren sei die Familie aus Syrien geflüchtet. Tochter Katia habe sich auf ihren Realschulabschluss vorbereitet und einen Ausbildungsvertrag als Altenpflegerin in der Tasche gehabt. Ihr Bruder habe den Hauptschulabschluss geschafft, die Familie habe gut Deutsch gelernt.

"Auch wenn die Abschiebung geltendem Recht entspricht, muss man damit nicht einverstanden sein" erklärt TKS-Leiter Jörg Keller. "Vielmehr ist es die Pflicht einer Schule mit Courage wie der TKS und sicherlich auch im Sinne von Walter Lübcke, dem Namensgeber der Wolfhagener Schule, sich für Menschen einzusetzen, die in unserem Land Schutz suchen." Eine Gruppe von Abiturienten, die sich der antidiskriminierenden Arbeit an der TKS widmet, hat sich mit Katia Kheders Geschichte beschäftigt und einen emotionalen Protestbrief verfasst. "Es kann nicht sein, dass ein Staat wie Deutschland und ein Verbund wie die Europäische Union das Leben von Menschen so stark beeinträchtigen kann. Ein Staat, der sich mit seiner Vielfältigkeit und seiner Toleranz brüstet und doch gleichzeitig mit Asylsuchenden umgeht wie mit Menschen zweiter Klasse", schreiben die TKS-Abiturienten unter anderem.

Von der Walter-Lübcke-Schule wurde eine Petition formuliert zur Rückholung der Kheders, die auf der Homepage zu finden ist (www.walter-luebcke-schule.de). Wegen der großen Resonanz auf den Solidaritätsaufruf hat die Walter-Lübcke-Schule ein Spendenkonto eingerichtet, um die Familie, die mittellos in Sofia festsitzt, auch finanziell zu unterstützen. Die Kontodaten können auf der TKS-Homepage eingesehen werden (www.theokoch.schule).