Karl Hermann Jöckel: Schöpfer der Anlagen im Brunnental

Historisches Foto mit Karl Hermann Jöckel. Repro: Schütte

Anlässlich seines 125-jährigen Bestehens lässt der Verkehrsverein Grünberg den Gedenkstein, der an einen Aktivisten der ersten Stunde, Karl Hermann Jöckel, erinnert, renovieren.

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GRÜNBERG. Am 1. Dezember 2021 feiert der Verkehrsverein Grünberg 125-jähriges Bestehen. Ein wesentlicher Aktivist war damals Karl Hermann Jöckel, an den ein Gedenkstein im Brunnental, etwas oberhalb der Stadtmühle, erinnert. Der Vorstand nahm das Jubiläum nun zum Anlass, den Gedenkstein durch den Steinmetzbetrieb Büttner renovieren zu lassen. Wer war Karl Hermann Jöckel und was bedeutete er für den Verkehrsverein und damit für die Stadt Grünberg?

Er, den man auch "Weller-Jöckel" nannte, wurde am 20. Januar 1841 geboren und starb 1929, heiratete einst die Tochter eines der ärmsten Grünberger Kleinbürger, des Glasermeisters Philipp Weiler. Seine ganze Begeisterung galt der Turnerei, und zahlreiche Kreis- und Gausiege kündeten von seinen Erfolgen. Seiner Initiative verdankte Grünberg einst die Entstehung der "alten" Turnhalle und den Ausbau des städtischen Archivs.

Ein wesentliches Denkmal seines unermüdlichen Wirkens sind jedoch die Anlagen im Brunnental. Seine enge Naturverbundenheit führte einst zur Gründung eines Vereins zur Hebung des Fremdenverkehrs. In dem Protokoll der konstituierenden Sitzung des Verkehrsvereins vom 3. Dezember 1896 ist zu lesen: "Am 1. Dezember 1896 zirkuliert ein der Stadt auf Veranlassung einiger Bürger eine Einladung behufs Gründung eines Vereins zur Hebung des Fremdenverkehrs für Donnerstag, den 3. Dezember 1896 abends 8 Uhr in dem Saal des Gasthofes ,Zum Hirsch`. Karl Hermann Jöckel eröffnete und begrüßte die Erschienenen". Er gehörte somit von der ersten Stunde dem Vorstand des Vereins an. Am 14. April 1908 übernahm er das Amt des Ersten Vorsitzenden. Nun begann er das zu realisieren, was ihm schon lange vorgeschwebt hatte. Beim Gemeinderat Grünberg beantragte er, einige billig zu erwerbende Grundstücke am Hain und im Brunnental zu kaufen und sie dem Verkehrsverein zur Verfügung zu stellen. Nach seiner Vorstellung bedeutete das, hier insbesondere Spazierwege anzulegen.

Da ihm dies offensichtlich zu langsam ging, erhielt er im August 1908 auf seinen Antrag hin vom Verein die Ermächtigung, Grundstücke für den Verein selbst anzukaufen. Selbst nach USA ausgewanderte Grünberger spendeten. Innerhalb eines Jahres konnte er so rund 20 Grundstücken zu dem damaligen Zeitpunkt enormen Kaufpreis von über 1000 Reichsmark erwerben. Durch Umlauf von Spendenlisten bei den Mitgliedern versuchte er, die noch fehlenden Mittel zu beschaffen. Zudem spendeten auch die Grünberger Bürger, darunter ebenfalls auch ehemalige, nach den USA ausgewanderte Grünberger. Beim Anlegen der Spazierwege legte Karl Hermann Jöckel selbst tatkräftig Hand an und holte sich dazu aus der Herberge Handwerksburschen, die "unter Aufsicht" für ein geringes Entgelt bei den Arbeiten halfen. In seinem 79. Lebensjahr (Mai 1920) legte er das Amt des Ersten Vorsitzenden aus Altersgründen nieder. Seiner großen Verdienste wegen ernannte man ihn zum Ehrenvorsitzenden. Am 26. Februar 1929 verstarb er im Alter von 88 Jahren. Der Gedenkstein erinnert heute noch an den Schöpfer der Anlagen. Sehr viel verdanken ihm der Verkehrsverein und auch die Stadt; denn was wäre das Brunnental ohne ihn? Aber auch die Stadt Grünberg selbst ist ihm zu Dank verpflichtet: Schließlich war er nicht nur der "Schöpfer der Anlagen", sondern auch der Initiator des Turnhallenbaus und des Aufbaus des Stadtarchivs. Über 125 Jahre wurde nun der Verein in seinem Sinne seines Gründers von den verschiedenen Vorsitzenden fortgeführt.

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Noch heute ist der Verkehrsverein der Besitzer von über zehn Hektar Grundstücke im Brunnental. Diese wurden mittlerweile der Stadt für Ausgleichsmaßnahmen kostenlos zur Verfügung gestellt. Sozusagen als Gegenleistung übernahm dann die Stadt die Verantwortung für die Pflege und Haftung für die Grundstücke und Wege. Heute kann der Verkehrsverein erneut auf ein erfolgreiches Wirken für das Brunnental zurückblicken, war er doch 2018 einer der wesentlichen Initiatoren für die Belebung des Brunnentals. Aktuell sind die damaligen Vorschläge des Vereins durch die ins Leben gerufene ehrenamtliche Brunnental AG und mit finanzieller Stützung aus dem LEADER-Programm zum größten Teil umgesetzt worden. Gespannt ist nunmehr der Verein auf die Umsetzung des Wasserspielplatzes und die Eröffnung der Ausstellungsräume im Maschinenhaus und in der Stadtmühle. Die wachsenden Besucherzahlen im Brunnental zeigen, dass man damit den richtigen Weg eingeschlagen hat und dem Vereinsziel "Hebung des Fremdenverkehrs" nachgekommen ist. Dazu gehört sicherlich auch das Haus der Zünfte, welches auf Initiative unter anderem von Peter Walper, Wolfgang Richter, Dirk Bender und vielen anderen im Jahre 2005 eröffnet wurde.